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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Feinde sein und sehnsüchtig auf die Tage ihrerJugend zurückschauen würden. Sie hatte vor sich gesehen, wie George, sein jüngerer Bruder Charles und Jane Gordon Die drei Musketiere spielten und sich ganz in ihrer Fantasiewelt verloren.
    Sie wollte ihm sagen, dass er ein Narr war. Ein Mann, der fünf Jahrzehnte keinen Kontakt zu seinem Bruder gehabt hatte, sollte sich wirklich den Kopf untersuchen lassen. Aber … nein. Sie konnte sich nicht erlauben, ihre eigenen Probleme auf ihren Patienten zu projizieren.
    Und so hatte sie einfach zugehört. Das machte einen Großteil ihres Jobs aus. Die Ereignisse der Vergangenheit zu rekonstruieren und mit der Familie wieder in Kontakt zu kommen schien den Menschen einen gewissen Frieden zu schenken. Sie hoffte, dass das auch auf George zutraf.
    Der Verlust des Sohns der Familie Gordon und Georges Polio-Diagnose hatten ihre Schatten über einen goldenen Sommer geworfen und ihn in ein düsteres Märchen verwandelt.
    Claire hatte nur oberflächliche Kenntnis über die Krankheit; sie war einmal Thema in ihrem Fortgeschrittenenkurs an der Krankenschwesternschule gewesen. Doch wie jeder Arzt und alle Schwestern, die sie kannte, hatte sie nie einen akuten Fall gesehen. Es gab ein paar bekannte Spätfolgen, die sie in der Mattigkeit von Georges Muskeln und Gelenken erkannte. Der verkümmerte Muskel am unteren Daumengelenk der rechten Hand war ein klassisches Zeichen, doch sie hatte die Verbindung erst hergestellt, nachdem er ihr von seiner Krankheit erzählt hatte.
    „Hat Ihr Großvater Ihnen erzählt, dass er Polio überlebt hat?“, fragte sie Ross.
    Er drehte sich überrascht zu ihr um. Sonnenstrahlen fielen über sein Gesicht. „Mein Großvater hatte Polio?“
    „Sie wussten es nicht.“ Claire schluckte. „Dann entschuldige ich mich. Ich dachte, er hätte es Ihnen erzählt.“
    „Meine Güte!“, sagte Ross. „ Polio . Ich hatte keine Ahnung.“
    „Ich habe mich ein wenig schlaugemacht über das, was man Post-Polio-Syndrom nennt – PPS. Später im Leben kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen führen.“
    „Hat er Schmerzen?“, fragte Ross. „Wie stark sind sie?“
    „Ich frage ihn das jeden Tag, und er sagt, sie sind erträglich.“
    „Polio“, wiederholte Ross. „Das hat er mir nie erzählt.“
    „Sie sollten ihn danach fragen. Es ist 1944 direkt hier im Camp Kioga ausgebrochen. Er ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler, wie Sie sicherlich wissen, und heutzutage sind Geschichten über Polio sehr selten.“
    „Wenn er Polio überlebt hat, wieso kämpft er dann jetzt nicht?“, wollte Ross wissen. „Die medizinische Wissenschaft hat ihn vor über sechzig Jahren gerettet, da …“
    „Es war ein verdammtes Wunder, das ihn gerettet hat“, fiel sie ihm ins Wort. „Es gab keine Therapie für Polio. Die gibt es bis heute nicht, nur eine vorbeugende Impfung.“
    „Oh, also sollen wir hier einfach in der Wildnis herumhocken und auf ein Wunder warten? Wollen Sie das damit sagen?“
    „Was wir tun sollten, ist das, was George sich wünscht.“ Ross tat ihr so leid, denn sie sah in seinen Augen all das, was er nicht aussprach. Hier an diesem wunderbaren Ort zu sein war schön, aber sie wusste, dass jeder Augenblick, den Ross und George zusammen verbrachten, bittersüß war und überschattet von Georges Krankheit.
    In ihrem Beruf hatte sie es ständig mit trauernden Verwandten zu tun. Sie hatte schon eine ganze Reihe von Reaktionen gesehen, von offener Hysterie bis zu stoischer Akzeptanz und alles dazwischen, inklusive derer, die versuchten, den Tod hinauszuzögern. Die Menschen rangen die Hände und beteten, riefen Erinnerungen wach und weinten und trösteten einander. Sie kämpften auch und zeigten ihr alles, von Zankereien bis Wut. Am wenigsten mochte sie diejenigen, die vorgaben, sich zu sorgen, während sie in Wahrheit nur darauf warteten, endlich ihr Stück vom Erbe in die Hände zu kriegen.
    Ross war immer noch dabei, den Schock über den wahrenZustand seines Großvaters zu verdauen. Das erkannte sie unter anderem an der Art, wie er seine Hände ständig an- und entspannte.
    „Mist“, sagte er und sah einem Kolibri nach, der von einer Blumenampel zur nächsten flatterte.
    „Das steht nicht auf der Liste.“
    „Wofür zum Teufel soll so eine Liste gut sein?“, fragte er. „War das Ihre Idee? Was sind Sie? Irgendeine böse Fee, die den Fantasien des alten Mannes Nahrung gibt?“
    Sie wurde nicht böse. Hier ging es nicht um sie. „Wir haben alle

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