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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mitgeteilt hatte, dass der Mann ihren Plänen eine Absage erteilt hatte. Seine Worte waren gewesen: »Ich habe ihm nicht verraten, wer die Marmelade gemacht hatte, die er aß, weil ich eine ehrliche Reaktion wollte. Aber ich kann dir versichern, ich hätte ihm gern eins übergezogen, als er sagte, sie wären -ganz gewöhnlich' und -nichts Besonderes-.» Als Bailey das hörte, musste sie sich sehr beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. Im Laufe der Jahre hatten ihr viele Leute gesagt, dass ihre Gerichte köstlich und außergewöhnlich seien, ganz anders als alles, was sie je probiert hatten. Doch jetzt sah es so aus, als wären sie nur höflich gewesen.
    Als Jimmy gesehen hatte, dass sie den Tränen nahe war, war er sehr wütend geworden und hatte gesagt, er würde ihr eine Fabrik für ihre Marmeladen kaufen, wenn sie eine wollte. »Wir werden sie Lillians Marmeladen nennen», hatte er gesagt. »Hey! Ich weiß, was ich mache. Wie wär’s, wenn ich dir Heinz kaufe?» Sein gerechter Zorn war so aufrichtig gewesen, dass er sie zum Lachen gebracht hatte.
    Doch die Ablehnung hatte Bailey so sehr verletzt, dass sie monatelang nichts mehr eingekocht hatte. Und jetzt berichtete ihr Arleen, dem Mann von Heinz hätten ihre Konfitüren so gut gefallen, dass er schon einen Vertrag hatte aufsetzen lassen, in dem er Lillian die vollständige Kontrolle über diese Sparte des Unternehmens übertrug.
    »Du hättest ihn an diesem Morgen beim Frühstück erleben sollen«, erzählte Arleen gerade. »Der Mann hat James fast angefleht. Er sagte, der Gourmet-Markt sei gerade dabei, sich zu entfalten, und deine Produkte wären perfekt dafür geeignet, sich bei Heinz einen Platz zu sichern.«
    Bailey sah auf ihre Hände hinunter und bemerkte, dass ihr ihre Nägel in ihre Handflächen schnitten. An jenem Morgen hatte sie die Absicht gehabt, zum Frühstück zu gehen und dem Heinz -Vertreter zu sagen, was sie von ihm hielt. Sie wollte ihm all die Auszeichnungen zeigen, die sie im Laufe der Zeit bei Wettbewerben und auf Jahrmärkten gewonnen hatte. Doch Jimmy hatte ihr gesagt, er werde sich schon um den Mann kümmern, und dabei war sein Gesicht voller Zorn gewesen. »Lass mich nur machen, Sprösschen«, hatte er gesagt. »Ich bin besser darin, Vergeltung zu üben, als du.«
    Also war Bailey in ihrem Schlafzimmer geblieben, bis sie sah, wie der Mann in den Wagen stieg, der ihn zum Flughafen zurückbrachte. Später hatte sie Jimmy gebeten, ihr in allen Einzelheiten die Gemeinheit zu schildern, die er dem Mann angetan hatte, doch er hatte nur gesagt: »Du kannst sicher sein, dass er hier nicht mehr herkommt.« Und die Art, wie er das sagte, hatte Bailey davon überzeugt, dass er ihr Fürsprecher war.
    »Und wie läuft das Leben jetzt so?«, wollte Arleen wissen.
    »Ich ...«, fing Bailey an, doch ihr fehlten die Worte. Was sollte sie sagen? Dass sie bereits mit einem anderen Mann zusammenlebte und ihn bekochte, wäh-rend er fast alles bezahlte? Und dass sie für ihn arbeiten würde und dabei ungefähr ein Prozent der Entwürfe in dem neuen Unternehmen des Mannes übernahm? Mit anderen Worten, dass sie nach nur wenigen Wochen kurz vor einer Neuauflage ihres Lebens mit Jimmy stand.
    »Ich habe diesen Laden hier gekauft«, hörte Bailey sich sagen, während sie den Prospekt Arleen über den Tisch zuschob. »Ich werde mit zwei anderen Frauen zusammen ein Geschäft gründen und wir bauen ein Sortiment von Gourmetgerichten auf.«
    »Tatsächlich?«, fragte Arleen und sah Bailey durch eine Rauchwolke hindurch an. »Du als Geschäftsfrau?«
    »Keiner von euch hat mich je wirklich gekannt«, sagte Bailey und atmete tief durch. »Und keiner von euch hat gewusst, wie stark ich in Jimmys Geschäfte einbezogen war. Ich habe mehr getan, als ihm immer nur hinterherzulaufen, mehr als nur ...« Sie konnte nicht weitersprechen, weil Arleens Worte ihr noch im Ohr klangen: >Ein Mädchen, das nichts besaß', hatte Jimmy gesagt, >das von niemandem auf der Welt geliebt wurde und keinen Ehrgeiz hatte.« -Eine leere Flasche, die darauf wartet, dass ich vorbeikomme und sie fülle.« Sie wusste, dass das Jimmys Worte gewesen waren, sie konnte förmlich hören, wie er sie sprach.
    »Und was ist mit einem Mann?«, wollte Arleen wissen. »Oder hat Jimmy dir die Männerwelt für alle Zeiten verleidet?«
    »Es gibt da jemanden«, erwiderte Bailey steif. »Mütterlicherseits blaublütig. Du würdest den Familiennamen vermutlich kennen, wenn ich ihn dir sagte, aber ich

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