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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ganz andere, sich auf sechshundert Quadratmetern davonzumachen. Nein, dieses Mal verkroch Bailey sich nicht.
    Als sie in ihre Auffahrt einbog, dachte Bailey daran, wie sie die Farm zum ersten Mal in Begleitung von Phillip gesehen hatte. Da war sie so hässlich gewesen! Aber in nur sechs Wochen hatte sich das grundlegend geändert. Wochenende für Wochenende hatten Matts Freunde und Verwandte ihnen dabei geholfen, das Haus wieder zu dem zu machen, was es einmal gewesen war.
    Anfangs hatte Bailey den Umbau genossen. Für Leute zu kochen, die alles, was sie ihnen vorsetzte, mit Lob überschütteten, war wie ein Traum gewesen, der Wirklichkeit geworden war. So hatte sie sich ein perfektes Leben vorgestellt. Matt war immer da, lachte, lächelte sie an, hatte oft den Arm um sie gelegt. Er prahlte mit ihren Kochkünsten und mit ihren Entwürfen für die Küchen in seinen Hausplänen. Mit jeder
    Woche erhielt er mehr Aufträge, und wenn er eine Festanstellung bei dieser New Yorker Firma bekam, die Entwürfe übers Internet verkaufte, würde er in Calburn bleiben können und gut verdienen.
    Die Woche über hatten sie und Matt sich an ein ruhiges, ungezwungenes Leben gewöhnt. Sie kannten die bevorzugten Fernsehsendungen des jeweils anderen; er lernte, sie nicht zu stören, wenn sie einen ihrer geliebten Krimis las. Sie gingen beide nicht gern unter der Woche aus, also blieben sie zu Hause und liehen sich Videos aus, oder sie bastelten an dem Tausend-Teile-Puzzle, das in der Ecke beim Kamin aufgebaut war, und hörten Musik. Manchmal blieben die Neffen von Matt über Nacht. Dann machte Bailey Popcorn und musste irgend so einen schrecklichen Horrorfilm über sich ergehen lassen, von dem sie Albträume bekam.
    Doch Sex gab es keinen. Wenn Matt und Bailey allein waren, war es so, als seien sie Bruder und Schwester. Er war höflich, aber ein wenig distanziert. Und da Bailey mit dem einzigen Mann in ihrem Leben die Erfahrung gemacht hatte, dass er keine aggressiven Frauen mochte, hatte sie keine Ahnung, wie sie sich Matt nähern sollte. Und wollte sie das überhaupt? Sie hatte Angst davor, etwas Wunderbares zu verderben.
    Andererseits machte Matt oft Witze über Sex, wenn sie in Gesellschaft waren. Er neckte Bailey auf eine Art, die ihnen anerkennende Blicke eintrugen. Sie wusste, dass sie sich alle wünschten, sie und Matt würden zusammen bleiben.
    Matts Mangel an Aggressivität, wenn sie allein waren, gab Bailey das Gefühl - nun ja, irgendwie nicht begehrenswert zu sein, daher neckte sie ihn ebenfalls, sobald sie unter Leuten waren. Sie war sicher, dass sie auf Außenstehende wirkten, als hätten sie ein tolles Liebesieben. Und manchmal, wenn sie und Matt allein waren, hatte Bailey das Bedürfnis herauszuschreien: -Ich weiß, ich habe gesagt, ich sei noch nicht so weit, aber Versuch’s doch noch einmal!«
    Doch Bailey schrie gar nichts heraus. Stattdessen kochte sie riesige, köstliche Mahlzeiten. Sie machte einen großen Topf Chili mit selbst gebackenem Brot, als Matt und vier seiner High-School-Freunde den Tag damit zubrachten, das Wespennest aus dem Kamin zu entfernen. Für dieselben Männer backte sie Pizzen, als sie das grüne Badezimmer herausrissen.
    Und als Matt ihr erzählte, er habe gehört, der Chef der Firma, für die er so gern arbeiten wollte, gelte als Gourmet, sah er Bailey mit flehendem Blick an. Würdest du bitte ein Superessen kochen und mir zu diesem Job verhelfen?, fragte er sie wortlos. Natürlich hatte sie sich bereit erklärt und dann zwölf Stunden mit den Vorbereitungen für ein marokkanisches Festmahl in der Küche zugebracht. Sie machte Oliven und Tomaten in Blätterteig, ganze Fische im Gewürzmantel, eine mit Kardamom und Kreuzkümmel gewürzte Meeresfrüchteterrine sowie Safranhühnchen mit Aprikosen, Rosinen und Mandeln. Und natürlich machte sie auch B’stilla, jenes himmlische marokkanische Gericht aus pikant gewürztem, klein geschnittenem Hühnchen, Eiern und Mandeln, eingewickelt in dünne Teigschichten und so lange gebacken, bis es goldbraun ist, dann mit Zucker bestreut. Zum Nachtisch, als die sechs Männer schon stöhnten, sie könnten keinen einzigen Bissen mehr herunterbekommen, servierte Bailey ihnen ein Pflaumen-Himbeer-Sorbet mit winzigen Zuckerkeksen in Form von Häusern. Die Männer hatten über diesen kleinen Scherz gelacht, und der Chef hatte Matt versichert, er wäre eine willkommene Bereicherung ihres Teams. »Wenn Sie nur halb so gute Entwürfe machen, wie sie kochen kann,

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