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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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von Lebensmitteln. Es gab keine Hängeschränke, nur offene Regale, auf denen sie die Gegenstände unterbrachte, die sie am häufigsten brauchte. Matt hatte sich die Tischlerwerkbank eines Freundes ausgeliehen und ihr Unterschränke aus dem Kiefernholz gemacht, das er von den Wänden der Garage gerissen hatte, für deren Umbau er verantwortlich war. Sie hatten gemeinsam darüber gelacht, dass der Besitzerin die wunderbare alte Kiefer nicht gefiel und sie Matt gebeten hatte, stattdessen Gipsplatten anzubringen. »Und die hat sie dann mit Tapete beklebt, die mit Kiefernmuster be-druckt war«, berichtete er, was sie beide in schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
    Matt füllte die Nagellöcher, schmirgelte das Holz ab und versiegelte es mit einem Speziallack. Die Schränke waren so schön geworden, dass Bailey jedes Mal, wenn sie sie ansah, lächeln musste.
    Doch wenn auch die Küche ganz ihr Reich war, so schienen andere Teile des Hauses überhaupt keinen Bezug zu ihr zu haben. Was Patsy darüber gesagt hatte, dass Matt verlorene Zeit nachholen wollte, klang ihr noch im Ohr. Er versuchte anscheinend, Geschichte neu zu schreiben. Matt war, Patsy zufolge, auf der High School ein Einzelgänger gewesen, und später ging er dann aus Calburn fort, »noch bevor die Tinte auf seinem Abschlusszeugnis trocken war.« Doch jetzt rief er andauernd Männer an, mit denen er zur Schule gegangen war, und bemühte sich, Freundschaften Wiederaufleben zu lassen, die nach Auskunft von Patsy und Rick nie bestanden hatten.
    »Aber auf der High School hast du ihn doch gehasst«, sagte Rick eines Tages, als Matt berichtete, ein gewisser »alter Kumpel« käme am Samstag mal vorbei. »Dieser Trottel wollte alle glauben machen, er wäre der beste Footballspieler, den Calburn je hervorgebracht hat, obwohl er wusste, dass du viel besser werfen und schneller laufen konntest als er. Aber du musstest nach der Schule und an den Wochenenden arbeiten, deshalb konntest du nicht dem Team angehören. Erinnerst du dich an die Kraftprobe zwischen euch beiden auf dem Parkplatz, als du im Dairy Queen gearbeitet hast? Der Geschäftsführer hat dich an dem Abend gefeuert.«
    »Das ist lange her«, hatte Matt gebrummt, dann hatte er den Fernseher angestellt und jeden weiteren Kommentar zu der Angelegenheit verweigert.
    Jetzt hingen Fotografien von Matts Familie in Baileys Haus und Landschaftsbilder. Sie waren nicht schlecht, allerdings hatte Matt sie gemeinsam mit seiner Exfrau gekauft. »Ein Freund ihres Vaters hat sie gemalt«, erklärte Matt. »Jetzt sind sie noch nicht viel wert, könnten es aber eines Tages sein.«
    »Warum hat Cassandra sie dann nicht genommen?«, hatte Bailey gefragt. Matt hatte mit den Achseln gezuckt. »Carter gefielen sie nicht.« Bailey hätte gerne erwidert: »Mir auch nicht«, doch sie hielt den Mund.
    Der Wandschrank im Flur war voll von Matts Sportsachen. Sie konnte kaum einen Besen hineinquetschen. Das dritte Schlafzimmer war angefüllt mit Kisten, die seit Matts Scheidung nicht geöffnet worden waren. Er versprach, dass er sie eines Tages auspacken würde, schien aber nie die Zeit dafür zu finden.
    Ihr Dachboden war inzwischen voll gepackt mit Matts beruflichem Rüstzeug. Er hatte ein CAD-System installiert, um seine Entwürfe zu erstellen. Der Fußboden im hinteren Teil des Speichers war erneuert, die kleine Balustrade entfernt worden. Und auch dieser Bereich stand voll mit Matts Sachen. Er hatte ein weiteres Reißbrett aufgestellt mit einem speziellen Zeichengerät. »Mit einem Bleistift in der Hand kann ich besser denken als mit einer Maus«, hatte er lächelnd gesagt. In der Ecke stand ein breiter Sessel mit einer Leselampe sowie ein großes Sofa. An den Wänden hatte Matt Regale angebracht und sie mit Hunderten von Nachschlagewerken gefüllt.
    Bailey ging durch die Hintertür nach draußen und über die Veranda in den Garten. Wenigstens der Maulbeerbaum war noch derselbe. Sie blieb stehen und schaute hinauf zu den dicken alten Ästen und den Früchten, die jetzt fast reif waren. Bis heute hatte sie geglaubt, der Verlauf, den ihr Leben nahm, würde ihr gefallen. Doch der zweifache Schlag - zu erfahren, dass der Laden schon verkauft war, und dann von Arleen in die Vergangenheit zurückgeführt zu werden - schien ihren Blickwinkel verändert zu haben.
    Als sie zu dem Maulbeerbaum hinaufblickte, war ihr bewusst, dass sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben angekommen war. Mit Jimmys Tod hatte es angefangen, und dieses Ereignis

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