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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sein?, fragte sie sich. Ich will mir selbst beweisen, dass ich etwas bewerkstelligen kann, lautete die Antwort. Sie wollte nicht mit achtzig ihren Enkeln erzählen müssen, dass sie zwar in einer Zeit groß geworden war, in der sich Frauen um das Präsidentenamt bewarben, es aber vorgezogen hatte, zu Hause zu bleiben und typisch amerikanisches Essen für einen Haufen Männer zu kochen, von denen sie nicht einmal behaupten konnte, dass sie ihr sonderlich sympathisch waren.
    Was habe ich also für Talente?, fragte sie sich und musste dann schmunzeln. Sie hatte Arleen gegenüber behauptet, sie sei in Jimmys Geschäfte einbezogen gewesen. Das hatte sie gesagt, damit Arleen sie nicht für einen »Geist« hielt, wie dieser widerliche Bandy
    unterstellt hatte. Doch Bailey hatte tatsächlich ein paar Dinge von Jimmy gelernt.
    Als Erstes hatte sie also ein wenig Ahnung von Geschäftsdingen. Zweitens kannte sie ein paar Frauen, die genauso sehr wie sie etwas brauchten, was sie mit ihrem Leben anfangen konnten.
    Also schön, dachte sie. Schluss mit dem Gejammer. Nichts mehr von der armen, kleinen Bailey. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie musste sich nur noch darüber klar werden, wie sie es anstellen sollte. Wäre Jimmy in einer solchen Lage gewesen - nicht dass er je in etwas hineingeraten wäre, das er nicht voll und ganz kontrollieren konnte - was hätte er getan?
    »Guerillakrieg«, hörte sie ihn sagen. »Untergrund. Mach’s, und erzähl ihnen erst hinterher davon. Wenn es beschlossene Sache ist, können sie dir keinen guten Rat mehr erteilen. Und eins steht fest, Sprösschen, Ratschläge bedeuten Kontrolle - und Kontrolle ist Macht.«
    »Mach dir einen Schlachtplan«, sagte Bailey laut. »Und überlege dir, wer deine Verbündeten sind.«
    Mit einem Lächeln auf den Lippen ging sie wieder ins Haus. Sie musste Matt das Abendessen machen.

13. KAPITEL
    Es war Patsy, die Bailey auf die Idee brachte.
    Zwei Tage waren vergangen, seit sie Arleen in dem Restaurant in Welborn getroffen hatte, und Bailey war fast verrückt geworden bei dem Versuch herauszufinden, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte.
    Geistesabwesend hatte sie Matt sein Essen gekocht, und als er ihr seine neuesten Entwürfe vorlegte, hatte sie kaum einen Blick darauf geworfen. »Einen Penny für deine Gedanken sagte Matt, doch Bailey reagierte nicht darauf. Ihr Kopf war voll mit Fragen nach dem Was und dem Wie und dem Wer.
    Am Ende war es etwas, das Patsy gesagt hatte, das in ihrem Kopf die Glocken zum Läuten brachte. Patsy war damit an der Reihe, sie alle einzuladen, und Bailey war mit einer Wagenladung Essen aufgetaucht. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie keine von Patsys faden Dips-mit-Chips mehr ertragen konnte.
    »Mein Problem mit dem Kochen«, sagte Patsy, »ist, dass ich nicht weiß, was ich vorher und nachher servieren soll.«
    Bailey war mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie hatte alles nachgelesen, was sie über die Vermarktung von »Spezialitäten«, wie es in Fachkreisen hieß, finden konnte, und es sah aus, als ob alle Zweige dieses Marktes schon besetzt wären. Überall gab es Gourmetmarmelade und dazu noch alle erdenklichen Saucen, Kräutermischungen, Eingelegtes. Und soweit Bailey sehen konnte, hatte jedes Land der Erde mehrere Sortimente mit seinen Produkten auf dem Markt. Alles, was ihr noch blieb, war zu wiederholen, was andere schon vor ihr gemacht hatten. Doch eigentlich brauchte sie eine Lücke, die sie füllen konnte.
    »Vorher?«, fragte Bailey geistesabwesend nach.
    »Du weißt schon, vor der Hauptmahlzeit. Was serviert man vor dem eigentlichen Essen?«
    »Horsd’oeuvre«, erwiderte Bailey, die nicht verstand, was Patsy meinte.
    »Das weiß ich doch«, sagte Patsy ungeduldig. »Ich kenne viele Gerichte, aber ich weiß nicht, wie ich sie zubereiten soll ohne viel Zeitaufwand.«
    »Du kannst ...«, fing Bailey an, doch Patsy unterbrach sie.
    »Ich weiß, dass ich kleine Blätterteigtaschen machen und sie mit einer himmlischen Hummerkreation füllen kann«, bemerkte Patsy mit Sarkasmus in der Stimme. »So dumm bin ich nicht. Ich schau mir wie alle anderen diese Fernsehköche an. Aber so etwas will ich nicht machen. Keinem scheint einzuleuchten, dass es da draußen Menschen gibt, die es abgrundtief hassen zu kochen. Wir wollen nur so schnell wie möglich rein in die Küche und wieder raus. Aber man erwartet von uns, dass wir alle so tun, als wären wir gerne Starköche.«
    Bailey fiel es so schwer zu begreifen, was Patsy

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