Sommerbuch
beschäftigte sich mit etwas anderem, niemand sah sich etwas anderes an, alle folgten Eriksson , jedem seiner Worte, und wenn er gegangen war und nichts eigentlich gesagt worden war, blieben ihre Gedanken mit großem Ernst bei dem Ungesagten, das er hinterlassen hatte.
Eriksson konnte zuweilen Geschenke an Land werfen, wenn er im Morgengrauen vorbeikam, einen kleinen Lachs oder ein paar Dorsche, eine wilde Rose mit Wurzeln und Erde in einer Pappschachtel mit einem Namensschild » Captain’s Cabin « oder eine verzinkte schöne Kiste oder ein paar Schwimmer mit dem Namen des Glasbläsers. Viele dieser Geschenke wurden später mit Geld verrechnet, das war die einzige triviale Möglichkeit, sie zu bezahlen.
Und Träume kosten eine Menge Benzin!
Sophia liebte Eriksson . Er fragte sie niemals, was sie tat oder wie alt sie sei. Aber er grüßte sie ebenso ernst wie die anderen und verabschiedete sich auch so, mit einer leichten Verbeugung und ohne ihr zuzulächeln. Sie folgten ihm zum Boot. Es war groß und alt und schwer in Gang zu bringen, doch wenn es ging, dann ging es. Er pflegte es nicht besonders, aller mögliche Krimskrams spülte im Bilgewasser, und das Schandeck war geborsten. Die Geräte waren aber in Ordnung. Seinen Fisch briet er auf dem heißen Motor, und er schlief in einem Schlafsack aus Seehundfell, den ihm sein Großvater genäht hatte.
Überall wo er war, gab es auch Erde, Tang, Fischschuppen und Sand. Hinten im Boot lagen die Netze und die Köder und das Gewehr in sichtbarer Unordnung, und nur der liebe Gott mochte den Inhalt der Kästen und Säcke kennen, die vorne gestapelt waren. Eriksson warf die Fangleine an Bord und stieß vom Land ab. Die Schraube ratterte ein paar fröhliche Stöße in den Grund, sie war es gewöhnt und es schadete ihr nichts. Eriksson fuhr los ohne zu winken, sein Boot hatte keinen Namen.
Kurz vor Mittsommer legte Eriksson an und hob eine Kiste auf den Fels. Er sagte: »Es ist eine Ladung Feuerwerkskörper, die ich kaufen konnte... Wenn es recht ist, komme ich am Johannisabend vorbei, und wir schauen dann, ob sie abbrennen .« Er ließ den Motor die ganze Zeit laufen, fuhr rückwärts und gleich wieder ab. Die Familie stellte die Kiste in die Nähe vom Herd, denn sie war ziemlich feucht.
Das Mittsommerfest wurde noch wichtiger als sonst. Die Großmutter strich den Herd schwarz an und versilberte die Luken. Alle Fenster wurden geputzt und sogar die Gardinen gewaschen. Natürlich glaubte niemand daran, daß Eriksson bemerken würde, was sie gemacht hatten, er sah sich nie was an, wenn er im Haus war. Aber sie machten nur sauber, weil er kommen sollte. Einen Tag vorher holten sie Birken und Eschen und Maiglöckchen. Auf den großen Schären gab es furchtbar viel Mücken. Sie schüttelten Blattläuse und Ameisen am Ufer ab und fuhren nach Hause. Das Haus wurde ein grüner Laubsaal, von außen und innen, jede Birke stand in einer Blechbüchse. Im Juni sind beinah alle Blumen weiß.
Die Großmutter überlegte, ob sie die Verwandten zu Mittsommer einladen sollten. Aber alle fanden es unpassend, da Eriksson ja kommen sollte. Er war ein Mensch, der allein kam und der allein blieb, bis er merkte, daß er aufbrechen müßte.
Am Morgen des Mittsommerfestes kam dichter Nordwind auf. Am Tage fing es an zu regnen, und der Vater breitete ein Segeltuch über den Holzstoß, der zu Mittsommer auf der Inselspitze angezündet werden sollte. Das Segeltuch flog ins Wasser, das tat es immer. Dann nahm er eine Benzinflasche und stellte sie an die Hausecke. Es ist eine Schande, wenn man Mittsommerfeuer nicht zum Brennen bekommt. Der Tag verging langsam, und der Wind flaute nicht ab. Der Vater arbeitete an seinem Tisch. Auf der Veranda stand seine Startanlage für Erikssons Feuerwerk, die Bahnen liefen schräg nach oben.
Sie deckten den Abendtisch für vier. Eriksson sollte Hering und Schweinefleisch und Kartoffeln bekommen und zwei Sorten Gemüse. Danach eingemachte Birnen.
»Er ißt keinen Nachtisch«, sagte Sophia nervös. »Auch nicht Gemüse, er sagt, das ist Gras. Das weißt du .«
»Ja, ja, eben !« , sagte die Großmutter, »aber es sieht gut aus.«
Der Schnaps stand im Kellerloch unter dem Fußboden, und sie hatten Milch besorgt. Eriksson trank immer nur einen Schnaps oder zwei, nur weil es üblich war, Milch trank er aber gern.
»Nimm die Serviette weg«, sagte Sophia. »Die ist albern .«
Die Großmutter nahm die Servietten weg.
Den ganzen Tag über wehte es gemein, nahm aber
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