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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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weiter nach unten kommen? Sie konnte sich nicht umdrehen, um mit den Füßen zuerst zu springen, sondern musste sich kopfüber fallen lassen.
    In ihrem Kopf hämmerte es. Doch trotz des Brummens in ihren Ohren hörte sie eindeutig in der Nähe Zweige brechen. Jetzt oder nie. Sie schob sich so weit hinaus und nach unten, bis die Schwerkraft ihr die Entscheidung abnahm. Sie landete, rollte herum, schnappte sich die Riegel und das Wasser und schlich um die Ecke der steinernen Hütte.
    Ein Fahrrad! Ein Rucksack! Ohne weiter zu überlegen, stopfte Rebecca die Sachen in den Rucksack und warf ihn sich über die Schulter. Dann packte sie das Rad und stolperte damit in Richtung des Weges, den sie heute Morgen genommen hatte. Sobald sie ihn erreicht hatte, stieg sie aufs Rad und trat in die Pedale, so fest sie konnte.

    Ein Schatten fiel auf Edwards unbewegte Gestalt. Ein Adler. Aber natürlich. Jetzt wurde ihm klar, was nicht stimmte. Die Singvögel waren verschwunden, und die Streifenhörnchen versteckten sich, weil am Himmel ein Adler kreiste. Es war diese unnatürliche Stille, die ihn irritiert hatte. Das fehlende Vogelgezwitscher. Er begann zu pfeifen.

»Josh? Ich bin’s, Sarah.« Ihre Hand hatte gezittert, während sie die Nummer von Rebeccas Freund gewählt hatte. »Ist Rebecca bei dir?«
    Joshua Hartford verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Soweit ich weiß, ist sie mit dir beim Shoppen.«
    »Nein, sie ist vor einer Stunde aufs Klo gegangen, und seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Sie geht nicht an ihr Handy. Ich habe die ganze Mall abgesucht, jeden Laden und auch den Parkplatz. Ihr Wagen steht noch neben meinem.« Sarahs schriller Ton alarmierte Josh.
    »Hast du auch auf dem Klo nachgesehen?«
    »Was denkst du denn? Da war ich als Erstes, und dann habe ich alle Toiletten, die es hier gibt, abgesucht.« Sie schwieg kurz und schnappte nach Luft: »Ihr muss etwas passiert sein.«
    »Bleib, wo du bist, Sarah. Ich rufe die Polizei.«

    Rebecca packte den Lenker fest und holperte über die Steine und Wurzeln auf dem Weg. Der Wald war seltsam still, und sie glaubte, jeder Ast und jedes Zweiglein, das unter ihren Reifen zerbrach, würde sie verraten an das erbärmliche Monster, das sie verfolgte.
    Erbärmlich? Warum stellte sie ihn sich erbärmlich vor? Nun, sie war von ihm bis jetzt nicht ernstlich verletzt worden. Aber diese Gedanken bewegten sie nicht dazu, ihr Tempo zu drosseln, das tat sie einzig und allein wegen des Geländes. Wenige hundert Meter weiter endete der Pfad.
    »Das kann doch nicht sein«, murmelte sie zu sich selbst. Sie stellte einen Fuß auf den Boden und sah von links nach rechts, wieder zurück, sogar nach oben. Dort bemerkte sie und erkannte den Hexenbesen wieder, ein kleines Stück weiter vorn, links von ihr. Sie stieg ab und kämpfte sich zu Fuß durch das Geäst bis zu dem Baum vor. Dort starrte sie auf das am Boden liegende Bonbonpapier. Hier fing der Weg wieder an, allerdings verlief er in zwei Richtungen. Sollte sie dahin zurück, wo sie sein Auto vermutete, oder die andere Richtung einschlagen … wohin führte der Weg?
    Rebecca holte einen Snickers aus dem Rucksack, hob dann das Rad über das Geäst und nahm den unbekannten Weg. Sie bremste ein paarmal heftig, um Spuren auf dem Boden zu hinterlassen, hielt an und zog ein Snickers hervor. Sie warf den Riegel davon, vielleicht war auch er vergiftet. Ein kleines Stück des Papiers ließ sie fallen, fuhr dann noch ein Stück, knüllte das leere Papier zusammen und warf es vor sich auf den Weg. Anschließend nahm sie das Rad auf die Schulter und lief so neben dem Weg in die entgegengesetzte Richtung alles wieder zurück. Als sie meinte, weit genug von ihrem Orientierungspunkt, dem Hexenbesen, entfernt zu sein, wagte sie sich wieder auf den ursprünglichen Weg.
    Es war noch früh am Nachmittag, aber der Himmel hatte sich bewölkt, und es begann zu tröpfeln.

    Edward blieb der Mund offen stehen, als er die Steine auf dem Boden vor der Hütte entdeckte. Er rief Rebeccas Namen und rannte schneller. Nachdem er den Schlüssel aus dem Versteck geholt hatte, sperrte er das Schloss auf, doch die Tür ließ sich nur ein paar Zentimeter weit öffnen. Als er sich auf den Bauch legte, sah er, dass die Tür durch etwas blockiert wurde. Rasch blickte er um sich, fand einen Stock. Den schob er unter die Tür und stieß so das Bein der Liege letztlich weg. Die Tür schwang auf, aber Rebecca war fort.
    Er musterte seine verwüstete Hütte und

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