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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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immer noch nicht dunkel, aber seine Mutter ließ ihn das ganze Jahr über um neun ins Bett gehen. Ein letztes Mal rüttelte er an allen Türgriffen und ging an jeden Fensterriegel. Am Fenster zur Straße hin blieb er stehen und spähte durch den Vorhang. Dort fuhren zwei Jungs seines Alters Fahrrad. Er dachte sich, das müsse Spaß machen, aber selbst war er seit dem letzten Sommer nicht mehr gefahren, weil seine Kette gerissen war. Daddy hätte sie reparieren können, dachte er. Seine Mutter hatte es überhört, als er es ihr erzählt hatte.
    Die Jungen draußen riefen einem dritten etwas zu, der wie wild in die Pedale trat, um sie einzuholen. Es war sein alter Freund Mike Sylver. Eddie war im letzten Jahr nicht weiter mit ihm in die gleiche Klasse gegangen, und weil er auch nie mehr bei den Pfadfindern gewesen war, waren die beiden jetzt nicht mehr befreundet. Das war okay. Man lebte sich auseinander, das sagten die Erwachsenen immer, nicht wahr? Er schloss den Vorhang und ging ins Bad.
    Das Badezimmerlicht ließ er anschließend ebenso brennen wie das im Flur. Er zog seinen Superhelden-Pyjama an und krabbelte aufs Bett. Dort hob er das Kissen hoch, um so besser mit den Füßen unter das straff gespannte Bettzeug rutschen zu können. Wie eine Schlange glitt er unter die Decke, und erst als er komplett darunter verschwunden war, schob er sich das Kissen unter den Kopf. Er drehte das Gesicht zur Wand, schloss die Augen und sprach das Gebet, das sein Vater ihm beigebracht hatte. Früher waren sie regelmäßig in die Kirche gegangen, doch seit dem Tod seines Vaters nie mehr. Seit damals hatte sich für Eddie alles geändert. Alles.

Edward stolperte und fiel hin. Er war so geistesgegenwärtig, dass er sich abrollte und so auf seiner rechten Schulter landete, sonst hätte er sich womöglich den Arm oder die Hand gebrochen. Als Kind war er nicht besonders sportlich gewesen, und auch als Teenager hatte er kein Interesse daran gehabt, selbst Sport zu treiben oder ihn sich auch nur anzusehen. Aber das Leichtathletikteam der Highschool hatte er jeden Nachmittag beim Training beobachtet.
    Am hinteren Ende der Laufbahn, am Rand des Wäldchens zwischen dem Schulgelände und dem Ortsteil Quail Meadows, stand ein Baum von mindestens einem halben Meter Durchmesser. Hinter dem versteckte Eddie sich, um die Sprinter, Hochspringer und Hürdenläufer heimlich zu beobachten. Die Kugelstoßer und Weitspringer trainierten auf der anderen Seite des Geländes und würden den Außenseiter mit dem pickeligen Gesicht niemals bemerkt haben. Und sollte einer der Sprinter jemals zufällig in seine Richtung schauen, konnte er sich sekundenschnell hinter dem Baum verstecken. Er war sich sicher, dass ihn dort nie jemand bemerkte. Rebecca hatte definitiv nicht bemerkt, dass er ihr größter Fan war. Sie wandte den Blick nie von ihrem Ziel ab. Das war auch eine der Eigenschaften, die er an ihr mochte. Sie konnte sich gut auf etwas konzentrieren.
    Edward realisierte, dass er so eine ganze Weile auf dem Boden liegen geblieben war. Er war nicht verletzt und musste zusehen, dass er weiterkam. Eine Athletin einzuholen, die noch dazu sein Fahrrad bei sich hatte, das hätte Eddie im Prinzip überfordert; doch in seiner Rolle als Edward benutzte er einfach eine Abkürzung.

    Rebecca brach durch das letzte Unterholz und hatte jetzt die Rückseite des Bretterzauns vor sich, hinter dem sich das Verlies befand. Sie war sich nicht sicher, wozu es ursprünglich gedient haben mochte. Vielleicht als Lager oder als Räucherkammer. Halb fürchtete, halb hoffte sie, das Auto würde noch immer auf der anderen Seite stehen. Es begann jetzt stärker zu regnen, und in der Ferne war Donner zu hören.
    Sie schob das Rad um das Gebäude herum. Der Wagen parkte schräg daneben, die Fahrertür stand offen. Vorsichtig versuchte sie, hineinzusehen. Gleichzeitig ging ihr Blick immer wieder zum Wald hinter ihr.
    Rebecca war schon ziemlich durchgeweicht, und das Auto schien leer. Die Versuchung, sich hineinzusetzen, war ziemlich groß.
    Sie warf einen Blick den Weg hinauf. Ihrem Gefühl nach könnte er zu einer Landstraße führen.
    Rebecca bestieg wieder das Rad und fuhr so nah heran wie möglich, hielt dabei nach dem Zündschlüssel Ausschau. Im Schloss steckte er nicht. Ich werde einfach dem Weg folgen, dachte sie. Und wenn ich auf kein Haus stoße, komme ich zurück und stelle mich hier unter.
    Als Rebecca ein kleines Stück gefahren war, gerade erst war sie um die erste Kurve

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