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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Susie, gingen spazieren und redeten den ganzen Abend lang. Später hatte sie ihm einige der Gedichte vorgetragen, die sie für den Englischunterricht geschrieben hatte, und er hatte sie sofort verstanden, er fühlte ganz ähnlich. Noch bevor ihr erstes Date zu Ende war, hatte er ihr anvertraut, was er noch keinem seiner Freunde erzählt hatte: Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als er acht war, und dann war sein Vater auch noch weggezogen und hatte eine neue Familie gegründet. Becca war verständnisvoll, ganz ohne übertriebenes Mitleid, und das gefiel ihm.
    Es war schon weit nach Mitternacht gewesen, als sie noch über alles Mögliche lachend am Brunnen vor der Bibliothek gesessen hatten. Ihr erster Kuss katapultierte Josh in eine Welt absoluter Stille und Dunkelheit, wo es nichts gab außer Becca. Beccas Lippen. Wärme und Glücksgefühl, weil das hübscheste Mädchen des Abschlussjahrgangs ihm gehörte.
    Beim zweiten Überschlag des Autos erschienen Josh Bilder von Freitagnacht. Das letzte Mal hatten sie sich vor Beccas Haustür geküsst.
    Dann knallte das Auto gegen einen Baum.
    Und die Welt wurde totenstill.

    Schließlich bogen die Sylvers von der I -75 ab und tankten ihren weinroten Grand Am. Sie kauften sich zwei Stücke Pizza in einem kleinen Laden. Das Personal dort war sympathisch. Officer Sylver kam mit ihnen ins Gespräch und zeigte schließlich das Foto von Eddie Burling. Sie kannten ihn nicht. Daraufhin beschrieb er ihn genauer, Eddies Schüchternheit sowie seine Angewohnheit, in knappen Sätzen zu sprechen. Er beschrieb auch Eddies Auto.
    »Ach, der gut aussehende Fudgie!«, rief da die jüngere der beiden. »Den kennst du auch, Peggy, der Kerl mit den braunen Locken, der einem nie in die Augen sehen kann.«
    »Fudgie?«, fragte Mike.
    »Sie wissen schon, die Touristen, die hier raufkommen und nur wegen des Karamells, den Fudges, nach Mackinac Island fahren«, antwortete Peggy. »Ich glaube, ich kenne den Typen tatsächlich auch. Er hat in dieser Richtung irgendwo im Wald sein Häuschen«, sie verdeutlichte ihre Aussage mit einer Handbewegung. »Er wirkt zwar recht jung, aber ihm gehört ein beachtliches Stück Land, das an den State Park grenzt.«
    Mike breitete vor den beiden seine Landkarte aus, und sie beschrieben ihm den kürzesten Weg dorthin. Er dankte ihnen; ein besonderer Dank galt dem Phänomen der kleinstädtischen Neugier – hier wusste eben jeder über jeden Bescheid.

    Rebecca sah von der Wäscheleine vor dem Fenster zu dem Kerl, der neben ihr stand: »Sieht aus, als wären deine Klamotten trocken.«
    Ed schien von ihrer Äußerung verwirrt, weswegen sie mit dem Kopf zum Fenster deutete. Ach, seine als Tarnung gedachte Wäsche. Er nickte ihr zu und echote: »Trocken.«
    Rebecca gewöhnte sich langsam an seine Ein-Wort-Sätze. Sie blieb am Spülbecken stehen und sah zu, wie er die Wäschestücke von der Leine nahm und zusammenfaltete. Er schien etwa in ihrem Alter zu sein, überlegte sie, vielleicht aber auch älter, es war schwer zu sagen. Er würde Sarah gefallen, nur schade, dass er so weit weg wohnte. Sie fragte sich, was er hier den ganzen Tag machte; nettes Haus, aber ohne Telefon. Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer hinter sich. Auch kein Fernseher. Ein sehr einsam lebender Bursche. Sarah stand auf solche scheuen Typen. Die sind formbarer, so sagte sie immer, und bemühen sich viel mehr um einen.
    Als er mit der Kleidung im Arm aufs Haus zuging, wurde sie sich ihrer eigenen Lumpen bewusst.
    »Ed«, sprach sie ihn an, als er reinkam. Er blieb stehen und wartete. »Tut mir leid, dass ich dir so viele Umstände mache, aber könnte ich mir vielleicht ein paar Anziehsachen von dir borgen und das waschen, was ich jetzt anhabe?«
    Sie beobachtete ihn, während er ihre Worte zu decodieren und sich eine Antwort zurechtzulegen schien. Er holte tief Luft und antwortete dann, als hätte er diese kleine Rede einstudiert: »Komm mit. Du kannst im gelben Zimmer wohnen. Da gibt es auch Kleidung für … Damen. Nimm dir, was immer du möchtest.« Er durchquerte das Wohnzimmer, und sie folgte ihm in eines der zwei Schlafzimmer. An der Tür nickte er ihr zu, drehte sich um und verschwand im anderen Schlafzimmer.
    Rebecca holte den Rucksack, den sie im Flur liegen gelassen hatte, und ging in das gelbe Zimmer. Es war blitzsauber, an den Wänden hingen weitere Blumenbilder. Der Bettüberwurf und die Vorhänge hatten ein Laura-Ashley-Muster. Das sogenannte Schlittenehebett war mit

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