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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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denken. Ihre Anspannung hatte ein bisschen nachgelassen, doch die Sehnsucht, endlich wieder nach Hause zu kommen, war riesig groß. »Wenn du meinst«, antwortete sie nur.
    Ed ging zurück in die Küche, Rebecca sah sich genauer um. Neben ihr stand ein dunkel gebeizter Eichentisch mit einer Vase bunter Trockenblumen darauf. Es gab noch einen zweiten grünen Sessel mit einer Leselampe dahinter und ein Sofa mit Blumenmuster und altmodischen Fransen. Ziemlich hässlich, dachte sie, und nicht gerade typisch für einen alleinlebenden Jugendlichen. An der Wand hingen vier gerahmte Drucke mit Blumenmotiven. Auf einem Sekretär standen eine Sturmlampe und eine Uhr, unter einer Votivkerze lag ein Stapel Papier. Das Zimmer wirkte warm und irgendwie feminin. Vielleicht lebte er hier mit einer Tante.
    Ihr war jetzt schon weniger bange, als er ihr das Weinglas reichte. Sie nahm einen kleinen Schluck, während er sich schräg gegenüber auf das Sofa setzte.
    »Hübsches Zimmer«, sagte sie und klopfte mit einem schmutzigen Nagel ans Glas.
    »Danke.«
    Sie sah aus dem Fenster auf die Bäume, in deren Ästen und Blättern das Sonnenlicht spielte. Irgendetwas bewegte sich zwischen den Zweigen. Sie hielt kurz inne, bis sie ein graues Eichhörnchen entdeckte. Bei einem weiteren Schluck Wein dachte sie darüber nach, wie friedlich es hier war und was für ein Gegensatz das hier darstellte zu dem Albtraum, den sie in genau diesen Wäldern durchgemacht hatte. Jetzt erschien ihr das alles geradezu surreal.
    »Gibt’s hier irgendwelche Nachbarn?«, fragte sie, als ihr das kleine Holzhaus wieder einfiel, das etwa eine halbe Meile entfernt liegen musste.
    »Nein«, antwortete er. Er konnte den Blick nicht von ihr lassen, konnte es nicht glauben, dass sie hier bei ihm saß, konnte es nicht erwarten, sie zu küssen. Plötzlich verlegen, starrte Ed auf seine Knie.
    Keine Nachbarn, dachte sie, dann weiß er offenbar nichts von dem Häuschen. Sie nippte wieder an ihrem Glas und sah, wie er zu Boden blickte. So schüchtern. Sie meinte, ihn aus der Reserve locken zu müssen. »Und du?«, fragte sie, da er sein eigenes Glas unberührt stehen gelassen hatte.
    »Ich trinke überhaupt nicht.« Jetzt hob er den Blick und sah zum Fenster.
    Seltsam, dachte sie, warum hat er dann überhaupt Wein im Haus?
    »Wohnst du hier wirklich alleine?«
    Ed stand auf und trat zu dem Sekretär, aus dem er wieder den Palm Pilot nahm. Er drückte darauf herum, dann sah er sie wieder an und sagte: »Bis jetzt noch keine Mail.« Er ging weiter in die Küche, brachte die Weinflasche mit und füllte ihr Glas, das sie zur Hälfte geleert hatte. Rebecca folgte ihm in die Küche, wo er inzwischen den Tisch abräumte.
    »Ich helfe dir«, sagte sie und stellte ihr Glas auf der Arbeitsplatte ab. Sie musste sich irgendwie beruhigen, ablenken. Gemeinsam räumten sie ab, anschließend bestand sie darauf, abzuwaschen, während er abtrocknete und die Sachen wegräumte. Beim Abwaschen sah sie aus dem Fenster und sah die Wäsche auf der Leine. Was für ein Glück, dachte sie, dass dieser Junge sie gefunden hatte. Aber sie konnte es trotzdem kaum erwarten, wieder bei ihren Eltern zu sein. Und bei Josh. Er und Sarah waren sicher schon verrückt vor Sorge.
    Doch als die Küche aufgeräumt war, dämmerte es bereits. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, wie schnell der Wald dunkel wurde. Vielleicht lag es am Wein, vielleicht an der Wärme in diesem Haus, aber sie wollte um keinen Preis in der Dunkelheit dort hinaus.
    Vielleicht durfte sie über Nacht bleiben, dachte sie. Vielleicht hatte er nichts dagegen. Und dann würde morgen alles gut werden.

Der Sicherheitsgurt hielt ihn stabil in seinem Sitz fest, dennoch fuchtelten seine Arme wild durch die Luft, während sich der Wagen mehrmals überschlug.
    Beim ersten Überschlag erschienen Josh Bilder seines ersten Dates mit Rebecca McPherson. Sein Freund Bill und dessen Freundin Susie hatten das eingefädelt. Er hatte sich ihr vorgestellt, und als sie ihm ihren Namen nannte, da hatte es ihm fast die Stimme verschlagen und er hatte nur noch ein »Becca?« krächzen können. Später verriet sie ihm, dass sie sich dabei vorkam, als habe er sie als seinen Besitz markiert, indem er sie Becca taufte. Sie lachten darüber, als er ihr daraufhin erklärte, dass er auf Anhieb so fasziniert von ihr gewesen war, dass er fürchtete, in ihrer Gegenwart keinen vollständigen Satz herauszubringen.
    Nach einer halben Stunde verabschiedeten sie sich von Bill und

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