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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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auch gleich noch eine Runde Bier mitbringen, für Heinz Tenholt allerdings alkoholfrei, weil er hier das Sagen hat und sich nie die Blöße geben würde, sich in der Öffentlichkeit zu betrinken. Klaus Dudek und Karl-Heinz Rogowski haben damit sichtlich weniger Probleme. Ihre Blicke gehen zwischen Charlie und Karin Tenholt hin und her, entscheiden sich dann aber eindeutig für Karin, was Stefan innerlich auf die Palme bringt.
    Toto Starek, der ein bisschen abgedrängt worden ist, macht auf sich aufmerksam, indem er darauf hinweist, dass das große Spiel gleich beginne, mit dem Murat, ey!
    Die Spieler sind schon auf dem Platz und machen sich warm, also suchen sie sich alle einen guten Platz hinter der Barriere, in Höhe der Mittellinie. Der Spieler, der vorhin gegen Murat gestänkert hat, ist auch mit von der Partie, ein breitschultriger Einsneunzig-Mann, wie eigens für die Innenverteidigung gezüchtet, mit einem Gesichtsausdruck, gegen den man am liebsten einfach so fünf Jahre Haft ohne Bewährung verhängen würde.
    »Ey, der Murat, ey …«, fängt Toto Starek wieder an, der offenbar auch schon ein wenig gebechert hat, »was für eine Granate, und er hat es echt nicht leicht gehabt, kann man nun wirklich nicht sagen.« Und dann erzählt er noch mal die Geschichte, die alle kennen. Über den kleinen Türkenjungen, der immer der Schwächste in der Klasse war, außerdem keine Mutter hatte, weil die starb, als er zwei war. Und der Vater hat seine Frau so sehr geliebt, dass er keine andere haben wollte, also hat er den Murat alleinegroßgezogen. Das war doppelt schwer, weil der Murat als Kind oft krank gewesen ist und dann in der Schule nicht so mitkam. Das hat er irgendwie nie aufgeholt, hatte auch auf der Hauptschule seine Schwierigkeiten, obwohl er immer klar im Kopf gewesen ist, ein anständiger Junge, der nie gesoffen und nie geraucht hat, sich von Drogen sowieso fernhielt und auch nie geklaut oder jemanden vermöbelt hat. Na gut, vermöbeln ging sowieso nicht, weil er ja nie so richtig Muckis hatte, bis er sich die auf dem Weg zum Profivertrag im Kraftraum antrainieren musste. Also ein richtig Toften ist der Murat, aber er kann auch von Glück sagen, dass er den Fußball hat, denn ohne den könnte er demnächst die Pommesbude von seinem Vater übernehmen, aber da muss er sich ja jetzt keine Gedanken mehr drüber machen. Der Murat ist jetzt an der Sonne. Er darf die Kohle, die er in den nächsten Jahren mit Schubkarre wird nach Hause karren müssen, nur nicht verprassen, dann hat der ausgesorgt, wenn er mit Mitte dreißig als fünffacher Deutscher Meister, Pokalsieger, Welt- und Europameister abtritt.
    »Und ich hab den als Kind noch nass gemacht!« Und dafür wird der Murat ihm später mal ein wichtiges Tor widmen. Für Toto Starek, der Letzte, der mich nass gemacht hat!
    Auf dem Spielfeld schießt Murat ein paar Bälle aufs Tor, macht aber kein Aufhebens darum. Einige gehen ins Netz, zwei an die Latte, was irgendwie noch cooler aussieht, und einige kann der Keeper halten, was diesen sichtlich stolz macht.
    Der Schiedsrichter ist ein dicklicher Mann mit Glatze, in gelbem Oberteil und schwarzer Hose, und als er anpfeift, hat Thomas Jacobi noch eine frische Rutsche Bier geholt.Zum Steuern eines Kfz mit Verbrennungsmotor der Klasse 3 ist Stefan definitiv nicht mehr in der Lage.
    Die Spielvereinigung hat Anstoß. Keine Wolke am Himmel, die Sonne lacht. Die Mitspieler suchen gleich den Murat, der geht ein paar Meter mit dem Ball und spielt dann auf den Flügel, wo der rechte Mittelfeldspieler aber den Ball nicht unter Kontrolle kriegt, sodass er ins Aus rollt. Wie in der Bundesliga zeigt er Murat aber von Weitem den erhobenen Daumen, allerdings nicht senkrecht in die Höhe gestreckt, sondern so leicht schräg, wie sich das unter Fußballern in den letzten Jahren eingebürgert hat.
    Der Torwart vom TuS schlägt den Ball ab, hoch und weit nach vorne. Versuchte Kopfballverlängerung, aber die Abwehr der Spielvereinigung fängt das Ding ab, spielt auf den rechten Flügel, wo ein junger Blonder einen Gegenspieler aussteigen lässt, nach innen auf Murat passt und weiter steil geht. Murat passt ihm den Ball genau in den Lauf. Vielleicht etwas zu steil, vielleicht ist Murat aus seiner Mannschaft auch nur gewohnt, dass der Außenspieler sehr schnell ist. Der Blonde erwischt den Ball kurz vor der Torauslinie und zieht ihn im Fallen nach innen, wo aber der Einsneunzig-Mann den Ball recht elegant mit der Brust stoppt und sich

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