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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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es ihr?«
    »Gut. Wir haben vorhin noch telefoniert.«
    »Lebst du eigentlich gern dort?«
    »Irgendwie schon.«
    »Ich wollte auch immer weg hier.«
    »Wieso?«
    »Einfach so. Es war nicht mein Traum, mein ganzes Leben am selben Ort zu verbringen. Schon gar nicht hier. Ich meine, das ist doch eine Stadt, aus der man wegzieht, solange man es kann. Hast du doch auch gemacht.«
    »Und wieso bist du dann noch hier?«
    »Na, wegen meinem Liebsten natürlich.« Karin lallt schon ein bisschen, reißt sich dann aber zusammen. »Wir haben beide immer gedacht, wenn wir mit dem Studium fertig sind, muss ich ihn durchschleppen, weil er keinen Job findet, als Geisteswissenschaftler. Taxifahren kann er überall. Oder sich um die Kinder kümmern oder so. Aber er war früher fertig, ich hatte noch die Doktorarbeit, und dann hat man ihm diesen Job hier angeboten, das Museum auf Vordermann zu bringen. Er hat es selbst nicht geglaubt, und so sind wir hier hängen geblieben, und ich denke immer, München, das wär schon interessant gewesen, wegen der Berge, oder Hamburg wegen der See oder Berlin … na ja, wegen Berlin eben. Der Therapeut hat gesagt, es wäre Gift für eine Ehe, wenn einer von beiden glaubt, er hätte dem anderen zu viel opfern müssen, was aufgegeben oder gar nicht erst angefangen. Wir haben da nicht weiter drüber geredet, aber ich habe oft daran denken müssen.«

    »Ich denke, man geht in so eine Therapie, gerade weil man über solche Sachen reden will.«
    »Man geht in so eine Therapie, weil man hofft, dass der andere in den Gesprächen erkennt, dass er im Unrecht ist, und der Therapeut dem auch noch zustimmt. Aber du kriegst nicht Recht, niemals. Was richtig ist, fällt immer in eine Ritze zwischen dir und dem anderen, und dann ist es weg. Es gibt vieles, worüber wir gar nicht geredet haben, in dieser Therapie.«
    »Zum Beispiel?«
    Karin zögert, denkt nach, dann hebt sie den Kopf und kommt ganz nah an Stefans Ohr heran. »Ich habe Frank betrogen«, flüstert sie, und ihr Atem verursacht bei ihm eine Gänsehaut, und ihre Lippen streifen sein Ohrläppchen, was die Sache nicht besser macht. Stefan ist plötzlich nicht mehr ganz so müde.
    »Klingt das nicht grauenhaft? Betrogen? Dabei fühlt es sich gar nicht so an. Also nicht falsch, weißt du? Ich kann das nicht erklären. In Filmen sagen die Leute manchmal, dass es nichts bedeutet hat, und genauso ist es. Deshalb habe ich es ihm nicht erzählt und werde es auch nicht tun, sonst schleppt er mich wieder zur Eheberatung. Dieses ewige Gerede und entweder hat keiner recht oder alle beide, da wird sich nie für eine Seite entschieden, also ist deine ganze Ehe nur eine Kette von Kompromissen, das ist doch Irrsinn! Hast du deine Freundin schon mal … Also warst du mit einer anderen im Bett, obwohl du eine Freundin hattest?«
    Betrogen ist irgendwie schon das richtige Wort, denkt Stefan, auch wenn er keinen auf Moralapostel machen will, aber wenn er ehrlich ist, dann hat er jedes Mal, wenn er mit einer Frau schläft, den Eindruck, er betrügt,und zwar Charlie. Womit wir wieder beim Thema wären, denkt er.
    »Da ist mal was gewesen«, sagt er.
    »Erzähl mir mehr!«
    Was soll ich mit dir darüber reden, denkt er. Er weiß jetzt gar nicht, was er Karin erzählen soll, das geht sie doch alles gar nichts an, also schweigt er, und Karin hakt nicht nach. Dann stellt er fest, dass sie eingeschlafen ist. Auch gut, denkt er.
    Frank und Charlie kommen jetzt herüber, und Frank grinst, als er seine schlafende Frau mit ihrem Kopf auf Stefans Schulter sieht. Dieses Grinsen lässt Frank Tenholt ungemein locker und souverän erscheinen, und darum beneidet Stefan ihn. Frank Tenholt ist ein Mann, der zu cool ist für Eifersucht, obwohl er auf den ersten Blick alles andere als cool wirkt. Viel mehr als der Zustand seiner Frau beschäftigt ihn die Tatsache, dass er die Dampffördermaschine nicht vorführen kann, weil er einen bestimmten Schlüssel nicht dabeihat.
    »Dafür gehen wir jetzt auf den Turm und genießen die Aussicht«, verkündet er.
    Frank Tenholt weckt ganz behutsam seine Frau, die sich von ihm beim Aufstehen helfen lässt, um dann Arm in Arm mit ihm vorauszugehen, quer durch die große Halle, wo er am anderen Ende eine große Tür öffnet, und zwar genau die, durch welche Thomas und Mandy vorhin verschwunden sind. Hinter der Tür ist ein Raum und dann noch einer, und da sitzen Thomas und Mandy auf dem Boden, aber sie knutschen gar nicht rum und sehen auch nicht aus, als

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