Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
Vom Netzwerk:
Charlie versucht Frank zu beruhigen, und Thomas und Mandy sind irgendwo anders und knutschen herum, das ist ja hier auch der reinste Teenie-Ausflug, ausgebüxt bei der Klassenfahrt oder so was, Ringelpiez mit Zunge, Flaschendrehen mit Nackigmachen, und Stefan ist so unglaublich müde. Karins Kopf liegt jetzt endlich auf seiner Schulter. Minutenlang hat er sich angenähert, der Kopf mit den Haaren und dem Gesicht mit den Lippen und den Augen, und jetzt liegt er da und ist erstaunlich schwer. Stefan würde lieber Charlies Kopf da sehen, weil er sie kaum mehr aus den Gedanken kriegt, aber vor allem ist er müde, so müde wie Majestix in Asterix und der Avernerschild, bevor er in Kur fährt und dünn und spillerig wird und gar nicht mehr aussieht wie ein Gallierhäuptling. Aber war das überhaupt im Avernerschild?
    In München hat er eine Kiste mit seinen alten Asterix-Heften. Das älteste ist vom Ende der Sechziger, Asterix als Gladiator, das hat er vom erwachsenen Sohn einer Nachbarin bekommen, kostete mal zwei Mark fünfzig. Früher hat er die rauf und runter und wieder zurück gelesen, jedenfalls die Klassiker, die entstanden sind, bevor der Texter starb, und noch heute blättert er manchmal darin und ist immer wieder baff, wie intelligent die sind. Legendäre Formulierungen hat er in seinen Sprachgebrauch übernommen, wie etwa »Reseda, bring Wein und Wurst, aber nicht von dem Zeug für die Gäste!«, aus Asterix auf Korsika, eine Formulierung, die er benutzt, wenn er gut gelaunt ist und die Bedienung gut kennt. Schön ist auch »Kein Mensch hat uns je gelesen, und uns wird auch keiner lesen!!!«, aus Der Seher, aber da kann er sich jetzt nicht erinnern, bei welcher Gelegenheit er das bringt, genauso wie »Ich werde Falbala wiedersehen, ich werde Falbala wiedersehen« und Obelix so: »Gnagnagnagna!«
    Karin murmelt, wie toll es sei, Kinder zu haben, das könne man sich gar nicht vorstellen, wenn man selber keine habe, dieses Übermaß an Liebe, das man empfinde, ab der Sekunde, in der sie auf der Welt seien.
    Plötzlich hebt sie den Kopf. »Obwohl, das stimmt nicht so ganz«, sagt sie. »In den ersten Tagen, also noch im Krankenhaus, habe ich gedacht: Wer ist das? Was will dieses Kind von mir? Es fühlte sich nicht an wie meins. Dabei wusste ich beim ersten ja gar nicht, wie sich das anfühlen sollte, ich hatte ja keinen Vergleich. Es war mir nur so fremd. Das ging dann bald weg, dieses Gefühl. Aber manchmal bekomme ich deswegen ein schlechtes Gewissen und denke, ich habe sie nicht genug geliebt in den ersten Tagen ihres Lebens. Das ist doch schrecklich, oder?«
    »Du hast es danach bestimmt doppelt und dreifach wieder wettgemacht«, sagt Stefan.
    »Aber die ersten Tage, die sind doch ein Schock für so ein Kind, raus aus dem Bauch, ab in die Welt. Ich hasse die Frau, die ich in diesen Tagen war. Ich weiß, man darf nichtso viel über so etwas nachdenken, aber manchmal kommt das hoch, vor allem natürlich, wenn ich was getrunken habe. Zum Glück mache ich das nicht so oft. Zum Beispiel, weil dann solche Sachen hochkommen. Kannst du dich eigentlich an unseren Kuss erinnern?«
    Wie kommt sie jetzt plötzlich darauf? »Äh, ja, durchaus«, antwortet Stefan und ärgert sich, dass er ein bisschen stammelt. Er will mit Karin nicht über so etwas sprechen. Viel lieber mit Charlie.
    »Hättest du es drauf angelegt, wäre ich damals noch viel weiter gegangen.«
    »Ach ja?« Das wird jetzt richtig unangenehm, denkt Stefan.
    Karin legt ihren Kopf wieder an seine Schulter. »Ich weiß eigentlich gar nicht, wieso. So gut siehst du nun auch nicht aus, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Klar, kein Problem.«
    »Frank auch nicht. Ich meine, wenn man sich dann mal für einen anderen interessiert, dann doch wohl für einen, der das Gegenteil von dem ist, den man zu Hause hat, oder nicht?«
    »Ich bin da kein Experte.«
    »Ach komm, du warst doch auch schon auf andere Frauen scharf als auf Charlie, oder?«
    Die Wortwahl passt jetzt nicht ganz zu Karin, aber sie hat ja auch ganz schön geladen. Stefan will das Thema, für wen er sich interessiert und wen nicht, eigentlich nicht vertiefen, sagt aber trotzdem: »Ich bin ja auch nicht mit Charlie zusammen.«
    »Stimmt, das vergesse ich immer. Du hast eine Freundin, da in München, oder?«
    »Ja, ja, schon irgendwie.«

    »Irgendwie? Bist du für irgendwie nicht langsam zu alt?«
    »Irgendwie schon.«
    »Was macht eigentlich deine Freundin? Wie hieß sie noch?«
    »Anka.«
    »Wie geht

Weitere Kostenlose Bücher