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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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durchgebrannt sein. Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, Ro. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Was soll Irene jetzt bloß machen? Ihre Tochter wurde umgebracht, ihr Mann kommt wahrscheinlich ins Gefängnis, und sie muss sich um das Baby kümmern. Sie konnte noch nicht mal Dolly beerdigen.«
    »Die Familie tut mir leid. Sie alle tun mir leid.« »Ja, eine tragische Geschichte. Ich werde mal hören, was die Polizei als Nächstes vorhat.« Er ging und ließ sei nen Kaffee unangetastet stehen.
    18 Rowan war viel zu aufgedreht, um stillzusitzen. Sie lief auf und ab, sah aus dem Fenster und machte wieder kehrt. Gull hatte die Füße auf den Sessel gelegt, den sie frei gemacht hatte, und trank L. B.s verwaisten Kaffee.
    »Ich möchte etwas tun«, beschwerte sich Rowan. »Ich will nicht einfach nur herumsitzen. Wie kannst du das bloß?«
    »Ich tue doch etwas.«
    »Kaffeetrinken zählt nicht.«
    »Ich trinke Kaffee und denke nach. Wenn das Gewehr Brakeman gehört und Brakeman damit geschossen hat -hat er sich hinter den Bäumen versteckt und gewartet, bis du irgendwann vor die Tür trittst?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob er es unbedingt auf mich abgesehen hatte. Er ist auf uns alle sauer, am meisten allerdings auf mich.«
    »Gut möglich.« Der Kaffee schmeckte bitter, und er wünschte, es wäre Zucker darin. Aber Gull war zu faul aufzustehen und sich welchen zu holen. »Brakeman wartet also mit seinem Gewehr im Wald und beobachtet den Fliegerhorst. Er hat Glück, denn wir kommen des Wegs. Wenn er wirklich so ein guter Schütze ist wie behauptet, warum hat er dann danebengeschossen?«
    »Weil es etwas anderes ist, auf einen Menschen zu schießen als auf einen Rehbock. Die Nerven sind ihm durchgegangen. Oder er konnte sich doch nicht überwinden, mich oder uns umzubringen, und hat stattdessen beschlossen, uns zu Tode zu erschrecken.«
    »Auch möglich. Aber warum lässt er die Waffe liegen? Warum lässt er eine Waffe liegen, die eine Spezialausführung und damit bestimmt teuer war? Eine Waffe, die ihm so wichtig war, dass er eine Namensplakette daran befestigen ließ? Warum bedeckte er sie mit Laub? Warum lässt er sie überhaupt liegen, wo er doch wissen muss, dass die Coops alles auf den Kopf stellen werden?«
    »Panik. Das war eine impulsive Tat. Anscheinend konnte er nicht mehr klar denken. Los, versteck sie! Hau ab, komm ein andermal wieder und versuch’s erneut!, hat er sich vielleicht gedacht.« Sie verstummte, massierte sich den verspannten Nacken und musterte Gull. »Du glaubst nicht, dass Leo Brakeman auf uns geschossen hat.«
    »Ich wüsste zu gern, wer noch Zugang zu seiner Waffe hat. Wer ihm Schwierigkeiten einbrocken will und keine Skrupel hatte, dich in Todesangst zu versetzen, um das zu erreichen.« Er nippte an seinem Kaffee. »Aber vielleicht hat Brakeman wirklich spontan gehandelt, und wir hatten Glück, dass er so nervös war und in Panik geriet.«
    »Wenn das stimmt, ist das ziemlich starker Tobak.«
    Sie ließ sich in L. B.s Sessel fallen. Gull hatte sie zum Nachdenken gebracht. Und nachdenken heißt handeln, rief sie sich in Erinnerung.
    »Seine Frau dürfte ebenfalls Zugang zu der Waffe gehabt haben. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie es gewesen ist. Außerdem wüsste ich, wenn sie jemals auf die Jagd gegangen wäre oder Schießübungen gemacht hätte. Sie ist mehr der Typ wohltätige Kirchgängerin. Dass sie in Panik geriet, ist schon eher vorstellbar, da sie sonst eher schüchtern ist. Wenn sie die Nerven besessen hätte, mit einem Gewehr hierherzukommen, könnte der Rest auf sie passen. Aber vielleicht will man uns doppelt an der Nase herumführen«, überlegte sie laut. »Er hat das Gewehr mit Absicht liegen lassen, damit er sagen kann: >He, so doof kann doch niemand sein!< Aber ob er wirklich so gerissen ist? Ich kenne die Brakemans nicht sehr gut. Wir hatten nie viel miteinander zu tun, auch nicht, als Dolly noch hier gearbeitet hat. Deshalb weiß ich nicht, ob Brakeman Feinde hat oder ob jemand ihn gut genug kennt, um ihn als Sündenbock zu benutzen. Mir wäre lieber, Brakeman war der Schütze. Dann wäre das Thema erledigt, und wir müssten uns keine Sorgen mehr machen.«
    »Sollen sich doch die Cops darum kümmern.«
    »Aber das bedeutet, passiv zu bleiben, und das macht mich wahnsinnig. Die erste Frage lautet doch: Wer hat Dolly umgebracht? Meine Güte, Gull! Wenn es ihr Vater war?«
    »Aber warum denn?«
    »Keine Ahnung.« Sie schlang die Füße um die Stuhlbeine und beugte

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