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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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Abwehrmechanismus?«
    »Sie hat Angst, dass ihr Stolz mit Füßen getreten und ihr Vertrauen enttäuscht wird. Dafür, dass sie als Kleinkind von ihrer Mutter im Stich gelassen wurde, kommt sie eigentlich erstaunlich gut zurecht. Aber spurlos geht so etwas natürlich nicht an einem vorbei. So, ich werde die Pinzette benutzen, um den gröbsten Schmutz zu entfernen. Du darfst mich gern verfluchen, wenn du willst.«
    »Verdammt«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Man muss jedes Mal vertrauen können, wenn man sich in die Tür stellt. Man muss dem Absetzer, dem Piloten, sich selbst vertrauen. Ja, man muss seinem Schicksal vertrauen, dass man nicht vom nächsten Bus überfahren wird. Wenn man anderen nicht vertrauen kann, endet man äußerst einsam.«
    Ein kleines Steinchen fiel klirrend in die Schale. »Ich arbeite schon lange mit Rowan zusammen. Meist ist sie stark und optimistisch, glaubt fest daran, dass sie einen Ausweg finden wird. Aber privat neigt sie zum Pessimismus. Sie lebt lieber ganz im Moment, weil sie meint, dass nichts von Dauer ist.«
    »Da irrt sie sich.«
    »Noch hat ihr niemand das Gegenteil bewiesen.« Sie sah auf. »Bist du dazu in der Lage?«
    »Wenn ich nicht an deinen sadistischen Doktorspielchen verblute, dann schon.«
    »Dabei habe ich noch gar nicht richtig angefangen. Du könntest tatsächlich der Erste sein, der sie vom Gegenteil überzeugt. Also versau es bitte nicht. So.« Sie ließ weitere Steinchen in die Schale fallen. »Ich glaube, das war’s. Du hast ziemlich großflächige Abschürfungen, Gull«, sagte sie und trug eine entzündungshemmende Salbe auf. »Deine Ellbogen sind gehörig aufgeschrammt. Aber es hätte schlimmer kommen können.«
    Kr sah auf, als es klopfte. Genau wie zuvor lehnte Rowan in im Türrahmen, nur dass sie diesmal zwei Bier dabei hatte. »Ich habe dem Patienten ein Bier mitgebracht.«
    »Das kann er bestimmt gut gebrauchen.« Janis verband die Wunde an seinem rechten Ellbogen. »Gibt es schon Neuigkeiten?«
    »Die Polizei hat alles auf den Kopf gestellt. Wenn sie etwas gefunden hat, hat sie nichts verlauten lassen.«
    »Gut. Mehr kann ich nicht für dich tun.« Janis nahm ilie Schale mit den Steinchen, die blutigen Mullbinden und Wattepads. »Nimm zwei Schmerztabletten und lass dich morgen wieder bei mir blicken.«
    »Danke, Janis.«
    Sie tätschelte sein Bein und erhob sich. »Gelobt sei, was hart macht«, sagte sie und ging.
    Rowan bot ihm ein Bier an. »Willst du mit mir streiten?«
    Er musterte sie über die Flasche hinweg und nahm ‘ inen langen Schluck. »Ja.«
    »Das ist zwar reine Zeitverschwendung, aber von mir aus. Spuck’s aus!«
    »Beginnen wir mit deinem jüngsten Coup - alte Kamellen können wir hinterher aufwärmen. Damit, dass du allein die Deckung verlassen hast.«
    »Wir haben beschlossen, zu den Baracken zu rennen, also habe ich das getan.«
    »Von uns dreien bin ich der Schnellste und somit derjenige, der bei Beschuss am besten hätte ausweichen können.«
    »Ich mag selbstbewusste Männer, aber dass du dir eine Kugel einfängst, die eigentlich für mich bestimmt ist, geht mir zu weit. Ich kann auf mich selbst aufpassen,
    Gull. Ich bin das gewohnt und möchte das auch in Zukunft tun.«
    Im Grunde war Gull ein sehr geduldiger, vernünftiger Mensch, aber in diesem Augenblick stand er kurz davor, durchzudrehen. »Dass du auf dich selbst aulpassen kannst, gefällt mir durchaus. Beim Fallschirmspringen, bei der Brandbekämpfung und auch sonst: von mir aus gern. Aber das war eine Ausnahmesituation.«
    »Inwiefern?«
    »Wurde schon einmal auf dich geschossen?«
    »Nein. Auf dich?«
    »Dann war das für uns beide das erste Mal und damit eine Ausnahmesituation. Du hättest mir vertrauen müssen, dass ich dir helfe.«
    »Ich brauche niemanden, der mir hilft.«
    »Du weißt selbst, dass das Unsinn ist. Janis hat mir gerade geholfen, ohne dass mein Stolz und mein Selbstwertgefühl darunter gelitten hätten.«
    »Jemanden zu verbinden ist etwas ganz anderes, als jemanden zu Boden zu reißen und sich als menschlicher Schutzschild herzugeben. Sieh dich doch an, Gull: Deinetwegen habe ich kaum einen Kratzer abbekommen.«
    »Wenn mir jemand etwas bedeutet, beschütze ich ihn. Wenn dir das nicht passt, haben wir ein Problem.«
    »Und wenn mir jemand etwas bedeutet, beschütze ich ihn auch«, erwiderte sie.
    »Hast du einen Kollegen beschützt oder mich?«
    »Du bist ein Kollege.«
    Er trat näher. »Geht es dir nur um das, was ich

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