Sommerflammen
in meinem ganzen Leben nicht einmal angelogen, Reenie. Ich habe nichts getan.«
»Dann lass uns gehen und die Sache klären.« Quinniock trat einen Schritt näher und legte eine Hand auf Leos bebende Schulter. »Lass uns der Sache auf den Grund gehen.«
»Jemand will uns das in die Schuhe schieben. Ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen, weder auf dem Fliegerhorst noch woanders.« Er zuckte vor Quinniocks Hand zurück. »Ich komme freiwillig mit.«
»Gut, Leo. Das ist sicherlich das Beste.«
Steifbeinig lief er die Treppe hinauf, blieb stehen und ergriff die Hände seiner Frau. »Irene, so wahr mir mein Leben lieb ist: Ich habe auf niemanden geschossen, das musst du mir glauben.«
»Ich glaube dir.« Aber sie senkte den Blick, als sie das sagte.
»Du musst abschließen. Bitte schließ das Haus sorgfältig ab. Ich komme nach Hause, sobald das geklärt ist.«
Rowan erfuhr davon, als sie am nächsten Morgen in die Kantine kam. Lynn stellte die heiße Platte mit Pfannkuchen ab, die sie gerade in der Hand hatte, und umarmte Rowan. »Bin ich froh, dass du unverletzt bist. Dass ihr alle unverletzt seid.«
»Ich auch.«
»Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken oder was ich sagen soll.« Kopfschüttelnd griff sie wieder nach der Platte. »Ich muss die hier nur schnell zum Büfett bringen.«
Marge stand am Herd, nahm Speck vom Grill und ließ ihn abtropfen, bevor sie Rowan ein Glas Saft einschenkte. »Trink das«, befahl sie und holte dann ein Blech mit Keksen aus dem Ofen. »Leo Brakeman wurde gestern Abend verhaftet.«
Rowan trank den Saft. »Weißt du, was er gesagt hat?«
»Viel weiß ich nicht, aber sie müssen wohl lange mit ihm geredet haben und halten ihn nach wie vor fest. Ich weiß nur, dass er alles abstreitet. Mir geht es genauso wie Lynn. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll.«
»Es war dumm, das Gewehr zurückzulassen. Andererseits werden die Cops die Kugeln von der Spurensicherung untersuchen lassen. Bei seinen Fähigkeiten und aus der Entfernung hätte er mich eigentlich mit allen drei Kugeln treffen müssen.«
»Red nicht so einen Mist.«
Als Marges Stimme brach, ging Rowan zu ihr und strich ihr über den Rücken. »Aber er hat mich nicht getroffen, und deswegen kann ich einen Saft aus Karotten, Äpfeln, Birnen und Sellerie trinken.«
»Du hast die Rote Bete vergessen.«
»Aha, das ist es also. Als Saft schmeckt sie mir deutlich besser.«
Marge trat zur Seite, um einen Karton Eier aus dem Kühlschrank zu nehmen. »Geh rein und frühstücke! Ich muss ein paar hungrige Mäuler füttern.«
»Ich wollte dich etwas fragen. Euch beide eigentlich«, sagt Rowan, als Lynn mit einer leeren Schüssel zurückkehrte. »War Dolly mit jemandem zusammen? Hat sie von einem Freund erzählt?«
»Sie war so klug, dieses Thema in meiner Gegenwart nicht anzuschneiden«, hob Marge an. »Schließlich hat sie mir die trauernde Witwe vorgespielt, die allein Trost in Gott und ihrem Baby findet. Aber mir ist nicht entgangen, wie sie rausgegangen ist und am Handy geschäkert hat.«
»Sie hat mir nichts Genaues erzählt«, warf Lynn ein. »Aber sie sagte mehrmals, welches Glück ich hätte, einen Vater für meine Kinder zu haben. Und dass ihr Kind auch dringend einen Vater bräuchte. Sie meinte, sie würde oft dafür beten, und Gott würde ihr dann schon einen schicken.«
Lynn trat nervös von einem Bein aufs andere. »Ich rede nur ungern schlecht über sie, aber das hat sie bestimmt nicht ohne Hintergedanken gesagt. Ich habe mir gedacht, dass sie bestimmt schon ein Auge auf jemanden geworfen hat. Das war zwar nicht sehr nett von mir, aber genau das ist mir durch den Kopf gegangen.«
»Hast du das der Polizei erzählt?«
»Die hat mich nur gefragt, ob sie einen Freund hatte und so. Ich habe gesagt, ich wisse nichts. Ich fand es nicht richtig zu sagen, dass sie bereits nach jemandem Ausschau hielt. Meinst du, ich hätte was sagen sollen?«
»Du hast nur gesagt, was du weißt. Ich werde eine Runde laufen gehen, um meinen Magen auf Trab zu bringen.« Rowan sah, wie Lynn sich auf die Unterlippe biss. »Die Polizei hat das Gewehr, und sie hat Brakeman. Ich kann mein Leben nicht hinter verschlossenen Türen verbringen. Ich bin gleich wieder da und bringe einen Bärenhunger mit.«
Rowan ging hinaus. Als sie zu den Bäumen hinübersah, bekam sie eine Gänsehaut und wurde stocksteif. Doch sie konnte es sich nicht erlauben, sich von ihren Ängsten beherrschen zu lassen. Sie hatte noch etwas vor, setzte
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