Sommerflammen
ihre Sonnenbrille auf und ging zur Laufbahn hinüber. Sie könnte auch auf der Landstraße trainieren, überlegte sie. Aber sie stand auf der Sprungliste, war Teil der ersten Gruppe. Die Wolken über den Bergen bestätigten den Wetterbericht. Quellwolken, dachte sie, wohl wissend, dass sie Gewitter ankündigten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde sie heute als Feuerspringerin zum Einsatz kommen und jede Menge Überstunden machen müssen.
Aus diesem Grund war es besser, auf dem Gelände des Fliegerhorsts zu bleiben.
»Hallo.« Gull holte sie joggend ein. »Laufen wir?«
»Ich dachte, du wolltest etwas erledigen.«
»Ich sagte, ich will einen Kaffee trinken, vielleicht noch was essen. Aber nur, damit du dich ungestört mit Marge und Lynn unterhalten kannst. Wie wär’s mit drei Kunden?«
»Ich …« Sie sah, wie hinter ihm Matt, Cards und Trigger die Kantine verließen und auf sie zukamen. Sie kniff die Augen zusammen. »Hat Lynn denen gesagt, dass ich laufen gehen will?«
»Na, was denkst du denn?«
Dann kamen Dobie, Stovic und Gibbons angelaufen.
»Hat sie die Marines verständigt? Ich brauche keine Leibwächter.«
»Das sind alles nur Leute, die sich Sorgen um dich machen. Willst du dich darüber etwa beschweren?«
»Nein, aber ich wüsste nicht, warum …« Yangtree, Libby und Janis verließen den Kraftraum. »Du lieber Himmel, wenn das so weitergeht, steht gleich das gesammte Personal Spalier.«
»Das würde mich nicht wundern.«
»Die Hälfte von euch hat keine Laufklamotten an«, i iff sie ihren Kollegen entgegen.
Trigger, der Jeans und Stiefel trug, erreichte sie als Erster. »Wir tragen auch keine Laufklamotten, wenn es bren nt.«
Sie musterte ihn. »Gut gekontert.«
»Wenn du läufst, laufen wir auch«, verkündete Cards. Zumindest diejenigen, die nicht gerade anderweitig be-schäftigt sind. Wir haben abgestimmt.«
»Ich wurde nicht gefragt.« Sie zeigte mit dem Finger auf Gull. »Und du hast auch abgestimmt?«
»Ich habe mich dem einstimmigen Ergebnis angeschlossen. Du hast also nicht das Geringste zu melden.«
»Na toll. Prima. Laufen wir.« Kaum hatte sie die Laufbahn betreten, sprintete sie sofort los. Nur um zu sehen, wer außer Gull noch mit ihr Schritt halten konnte. Sie hörte das Scharren und Klatschen von Füßen sowie das Johlen und die anfeuernden Rufe, als Libby nach vorn schoss.
»Hab doch ein Herz, Ro«, rief sie. »Wir haben so alte Herren wie Yangtree dabei.«
»Wer ist alt?« Er steigerte sein Tempo und löste sich von der Gruppe.
»Und Krüppel wie Cards, der in seinen Stiefeln rennt.«
Ro sah sich amüsiert um, woraufhin Cards ihr den Stinkefinger zeigte. Dobie begann rückwärts zu laufen, um ihn zu ärgern. Sie drosselte ihr Tempo, weil er ein wenig humpelte, und lachte sich beinahe halb tot, als Gibbons mit Janis auf den Schultern vorbeikam, die mit den Armen flatterte.
»Lauter Irre«, sagte Rowan.
»Ja. Die besten, die ich kenne.« Gulls Grinsen wurde breiter, als Southern mit Dobie auf den Schultern vorbeikam. »Darf ich dir auch eine Mitfahrgelegenheit anbieten?«
»Ich erspar dir lieber mein Gewicht. Los, zeig ihnen, wie es richtig geht, Speedy! Ich sehe doch, dass du es kaum erwarten kannst.«
Er gab ihr einen Klaps auf den Po und schoss unter lautem Johlen, Schimpfen und Pfeifen davon.
Als sie ihre drei Runden gelaufen war, lag Gull schon im Gras. Er hatte den Ellbogen aufgestützt und schaute ich das Spektakel an. Amüsiert tat sie es ihm gleich. Bis sie ihren Vater sah, der im Wagen vorfuhr.
»Gut, dass er nicht vorher gekommen ist«, bemerkte sie. »Sonst hätte er auch mitlaufen müssen.«
»Ich wette, er ist ziemlich fit.«
»O ja.« Sie rannte auf ihn zu, zwang sich zu einem entspannten Lächeln. Aber als sie in sein Gesicht sah, wusste nie, dass das nichts nützen würde. Er packte sie, riss sie geradezu an sich. »Es geht mir gut. Ich habe dir doch gesagt, dass es mir gut geht.«
»Ich bin bloß deshalb nicht gleich losgefahren, weil du mich darum gebeten hattest. Weil du mit der Polizei reden musstet und anschließend schlafen wolltest.« Er hielt sie auf Armeslänge von sich ab und musterte sie. »Aber ich musste mich mit eigenen Augen davon überzeugen.«
»Du kannst aufhören, dir Sorgen zu machen. Die Polizei hat Brakeman festgenommen. Ich habe dir eine SMS geschickt und dir geschrieben, dass seine Waffe gefunden wurde und dass man ihn verhaften wird. Das ist inzwischen geschehen.«
»Ich will ihn sehen. Ich will ihm in die Augen
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