Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine

Vom Netzwerk:

Seen und Flüsse, die Mitternachtssonne. Es gibt faustgroße Moskitos und Bären so groß wie ein Lieferwagen. Aber das Feuer ist mehr oder weniger wie bei uns. Man muss es löschen, am Leben bleiben und alle wieder heil nach Hause bringen.« Sie schloss die Augen. »Du solltest schlafen, solange es noch geht.«
    Sie schlief wie ein Stein, und als sie aufwachte, war sie steif wie ein Brett. Gott sei Dank landeten sie zunächst in Fairbanks, wo die Mannschaft sich erholen und stärken konnte, während die Einsatzleiter eine Strategie entwickelten.
    Da ein riesiges Gebiet betroffen war und der Wind das Feuer ständig anfachte, mussten sie sich sorgfältig mit dem Team aus Alaska abstimmen. Es gelang ihr, sich eine weitere Cola zu organisieren, sodass die beiden Dosen in ihrem Rucksack unangetastet blieben. Dann machten sie eine Partnerkontrolle und bestiegen das Flugzeug erneut.
    »Du hast recht«, sagte Gull, als sie Fairbanks in südwestlicher Richtung verließen. »Es ist wunderschön. Es ist kurz vor Mitternacht und trotzdem so hell wie nachmittags.«
    »Lass dich davon nicht verzaubern, denn das macht unkonzentriert. Und dann wird man schnell vom Feuerdrachen verschlungen.«
    Er musste eine andere Position einnehmen, um einen ersten Blick auf den Brand zu erhaschen. Dann versuchte er, das Gleichgewicht zu halten, weil das Flugzeug in Turbulenzen geriet und bockte.
    »Das ist ein Feuer wie alle anderen auch. Und ich bin konzentriert«, fügte er hinzu, als sie ihn missbilligend ansah.
    Durch den Rauch sah er die weißen Berggipfel. Den Denali, den heiligen Berg. Nördlich von ihm lag unberührte Wildnis, östlich loderten grell die Flammen.
    Er verschaffte sich einen Uberblick, während sie nach hinten ging, um sich mit Yangtree und Cards, dem Absetzer, zu besprechen. Die Kollegen schauten aus den Fenstern, um zu sehen, was sie erwartete.
    »Wir versuchen, eine Birkenlichtung am Osthang zu erreichen. Das Team aus Alaska hat sie als Zielgebiet benutzt. Cards wird ein paar Winddrifter abwerfen. Mal sehen, wie sie fliegen.«
    »Meine Güte, habt ihr das gesehen?«, fragte jemand.
    »Sah aus wie eine Explosion«, meinte Gull.
    »Das liegt aber ziemlich weit westlich von unserem Zielgebiet. Bleibt cool«, rief sie. »Bleibt ganz ruhig, konzentriert euch.«
    »Passt auf eure Reserveschirme auf.« Cards zog die Tür auf.
    Gull sah, wie die Drifter vorbeiflogen. Der Wind trieb stinkenden rauchigen Nebel herein, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was nun kam.
    Rowan trat in die Tür, grinste ihn ein letztes Mal an. Dann katapultierte sie sich hinaus, dicht gefolgt von Stovic.
    Als Gull an der Reihe war, beruhigte er seine Atmung und hörte auf das, was Cards ihm über die Strömung erzählte. Er rief sich die Lichtung vor Augen, und als er seine Hand auf der Schulter spürte, sprang er.
    Herrlich, dachte er, während ihm der Wind ins Gesicht peitschte: die hoch aufragenden weißen Gipfel, das glitzernde, wirbelnde, unglaublich blaue Wasser, das sommerliche Grün und der starke Kontrast zu dem heimtückischen Schwarz, Rot und Orange des Feuers.
    Sein Schirm entfaltete sich, verwandelte den freien Fall in einen Gleitflug. Er sah sich nach Gibbons, seinem Sprungpartner, um und hob den Daumen. Ein starker Windstoß erfasste ihn und versuchte, ihn nach Süden zu drücken. Doch Gull kämpfte dagegen an und schwebte durch den Rauch, der ihn umhüllte.
    Der Wind erfasste ihn erneut, zerrte an ihm. Wieder sah er das tiefe, verträumte Blau durch den Rauchnebel. Verdammt, kommt gar nicht infrage, dachte er. Er würde nicht im Wasser landen, vor dem ihn Rowan gewarnt hatte.
    An den Steuerleinen zerrend, sah und akzeptierte er, dass der Zielpunkt nicht mehr zu erreichen war. Fluchend flog er zwischen den Birken hindurch und landete fast in einem See.
    Leicht verärgert sammelte er seinen Schirm ein, während Rowan und Yangtree auf ihn zueilten.
    »Ich dachte, du säufst ab.«
    »Ich habe eine blöde Bö erwischt.«
    »Ich auch. Ich musste beinahe tauchen gehen. Sei froh, dass du nicht nass bist oder humpelst.«
    »Mein Fallschirm ist an einigen Stellen eingerissen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Dann grinste Rowan wieder so wie vor dem Sprung. »Was für ein Flug!«
    Sobald alle Feuerspringer gelandet waren, beriet sich Yangtree mit Rowan und Gibbons, während sich die anderen um die Verpflegung und die Ausrüstung kümmerten.
    »Sie dachten, sie würden es schaffen, ließen vierzig Mann ausrücken. Und in den ersten beiden Tagen