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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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Vernunft leiten lässt, Ro.« Er küsste ihren Scheitel. »Lass nicht zu, dass Menschen, die Schuld auf sich geladen haben, sie auf dich abwälzen. Dass du mit Irene Brakeman Mitleid hast, ist einfach nur menschlich. Vielleicht sind wir beide in diesem Punkt besonders sensibel. Ella ist gerade bei ihr, um ihr zu helfen, und das beruhigt mich.«
    »Ich bin froh, dass sie jemanden hat. Mrs. Brakeman, meine ich.«
    »Ich hatte deine Großeltern und habe mich sehr auf sie verlassen. Ich hatte meine Freunde, meine Arbeit. Aber vor allem hatte ich dich. Wenn jemand geht, hinterlässt er eine offene Wunde. Manche Menschen drücken sie zu und leben einfach weiter. Manche lassen sie heilen. Wieder andere bohren darin herum, sodass sie sich nicht mehr richtig schließen kann. Ich sage das nur ungern, aber ich glaube, wir beide gehören zur letzten Kategorie.«
    »Meist verdränge ich das.«
    »Ich auch. Meistens. Aber jetzt hast du diesen Freund. Den ersten übrigens, den du mir gegenüber überhaupt erwähnst, deshalb glaube ich, dass du Dinge für ihn empfindest, denen du bisher bewusst aus dem Weg gegangen bist. Liebst du ihn?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte sie. »Liebst du Ella?«
    »Ja.«
    Verblüfft trat Rowan einen Schritt zurück. »Einfach so? Du kannst einfach so sagen: Peng! Ich bin verliebt?«
    »Sie hat die Wunde geschlossen, Schätzchen. Ich weiß auch nicht, wie ich dir das erklären kann. Ich kann schlecht über solche Dinge reden, und vielleicht habe ich diesbezüglich bei dir versagt. Aber sie hat die Wunde geschlossen, jene Wunde, die ich nie ganz verheilen ließ. Aber das Risiko gehe ich gern ein, denn sonst müsste ich mir all die wunderbaren Dinge entgehen lassen. Ich wünschte, du würdest sie besser kennen.«
    Er hob hilflos die Hand.
    »Sie ist witzig und intelligent. Sie sagt, was sie denkt, ohne andere Menschen zu verletzen. Sie ist so was von begabt. Du solltest sie mal im freien Fall erleben. Es ist eine Freude, das mit anzusehen, wirklich! Sie kocht besser als Marge, aber bitte verrate das niemandem, denn sonst werde ich alles abstreiten. Sie kennt sich mit Wein, Büchern und Blumen aus. Sie kann mit Werkzeug umgehen. Sie hat tolle Kinder, die selbst schon Kinder haben. Sie ist eine gute Zuhörerin und offen für Neues. Mit ihr fühle ich mich so … so …«
    Genau das war es, begriff Rowan. Genau das war Liebe. Sie stand ihrem Vater ins Gesicht geschrieben.
    »Ich muss jetzt das Essen auf den Tisch bringen.« Sie wandte sich zur Tür und drehte sich um, sah, wie er ihr traurig nachblickte. »Bittest du mich mehr oder weniger um meinen Segen?«
    »Ich denke schon.«
    »Jeder, der dich so glücklich macht und dich überreden
    konnte, die hässlichen Vorhänge in deinem Arbeitszimmer wegzuwerfen, hat meine volle Sympathie. Du kannst mir noch ein bisschen von ihr erzählen, während wir essen.«
    »Ro, das bedeutet mir mehr, als ich dir sagen kann.«
    »Du hast aber noch keine herzförmigen Kissen auf dem Bett liegen, oder?«
    »Nein, warum?«
    »So etwas kommt mir nicht ins Haus. An den Rest kann ich mich durchaus gewöhnen. Und noch etwas: Bitte keine umhäkelten Klopapierrollen. Das wäre definitiv das Aus.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    »Gut, denn mir fällt bestimmt noch das ein oder andere in dieser Richtung ein.«
    Rowan ging zum Herd und freute sich, dass das Strahlen in sein Gesicht zurückgekehrt war.
    2  Gull ging mit seinem Buch in den Aufent
    haltsraum, weil er nicht allein sein wollte. So konnte er sich ab und an in Gespräche einmischen, die Sportsendungen im Fernsehen und den Verlauf des Pokerturniers mitverfolgen, zu dessen Teilnahme er sich nicht hatte aufraffen können. Oder aber er genoss einfach nur die Geräuschkulisse.
    Da er das Gefühl hatte, jederzeit ausrücken zu müssen, entschied er sich für ein Ginger Ale und eine Tüte Chips. Beides würde ihm während der nächsten beiden Kapitel Gesellschaft leisten.
    »Hast du Angst, deinen Lohn zu verspielen?«, rief Dobie vom Pokertisch aus.
    »Eine Wahnsinnsangst.«
    »Aus?« Ein erboster Trigger sprang aus seinem Sessel. »Das gibt’s doch nicht. Von wegen aus! Habt ihr das gesehen?«, fragte er.
    Gull hatte nichts gesehen, sagte aber gutmütig: »Na klar! Der Schiedsrichter ist ein Arschloch.«
    »Hat der Tomaten auf den Augen? Wo ist eigentlich deine Alte?«
    Amüsiert blätterte Gull um. »Die hat mich wegen eines anderen sitzen lassen.«
    »Frauen! Die sind schlimmer als Schiedsrichter. Man kann unmöglich

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