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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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Feuer gegangen.
    Angst rumorte in ihren Eingeweiden. Sie hatte vorher schon Angst gehabt, aber nur, weil sie noch nicht sterben wollte. In diesem Augenblick hatte sie Angst um ihn. Er war ganz in ihrer Nähe, während das Feuer brüllte, tobte, explodierte. Und doch meilenweit von ihr entfernt. Sie konnten nichts füreinander tun, nur warten. Warten.
    Bis später!
    Sie hielt durch. Dachte an Yangtree, an Jim. An Matt.
    Cards. O Gott, Cards! Hatte Matt auch ihn umgebracht?
    Rowan wollte ihn wiedersehen, wollte sie alle wiedersehen. Sie wollte ihrem Vater sagen, dass sie ihn liebte, nur noch ein einziges Mal. Sie wollte Ella sagen, wie sehr sie sich freute, dass ihr Vater jemanden gefunden hatte, der ihn glücklich machte. Sie wollte mit Trigger herumalbern, Cards aufziehen, mit Marge in der Kantine sitzen. Sie wollte mit ihnen allen zusammen sein, mit ihrer Familie.
    Aber am meisten wünschte sie sich, Gull wieder in die Augen zu sehen, zu sehen, wie er seinen Mund zu einem breiten Grinsen verzog. Sie wollte ihm alles sagen, alles.
    Warum, zum Teufel, hatte sie es noch nicht getan? Warum war sie zu stur, zu dumm oder einfach nur zu feige dafür gewesen?
    Ihr wurde schwindelig, übel. Die Hitze überwältigte sie. Ich darf nicht bewusstlos werden, dachte Rowan. Ich werde nicht bewusstlos.
    Während sie ihre Atmung in einen gleichmäßigen Takt zwang, fiel ihr auf einmal etwas auf.
    Die Stille.
    Sie hörte das Feuer, aber es war nur noch ein entferntes Zischen und Singen. Der Boden unter ihr war ruhig, das Düsenjägergedonner war verstummt.
    Sie lebte.
    Sie streckte den Arm aus, legte eine Hand auf das Schutzzelt. Noch war es zu heiß, um es richtig anzufassen. Aber sie konnte warten. Sie hatte Geduld. Und wenn sie lebte, hatte er gefälligst ebenfalls zu leben!
    »Rowan?«
    Tränen brannten in ihren ohnehin schon schmerzenden Augen, als sie seine raue, spröde Stimme hörte.
    »Ich lebe noch.«
    »Und sonst?«
    »Alles okay, und du?«
    »Bei mir auch. Die Temperatur sinkt schon.«
    »Aber geh noch nicht raus, Greenhorn!«
    »Ich kenne die Regeln. Ich funke den Fliegerhorst an. Soll ich irgendetwas ausrichten?«
    »Sag L. B. und meinem Dad, dass es mir gut geht. Was mit Cards ist, weiß ich nicht. Da war Blut. Sie sollen nach ihm suchen. Und nach Matt.«
    Sie schloss erneut die Augen, überließ sich ihren Gedanken und träumte die nächste Stunde davon, in einer mondbeschienenen Lagune zu schwimmen, kühles Wasser direkt aus einem Gartenschlauch zu trinken und mit Gull einen Schneemann zu bauen.
    »Cards hat es geschafft, sich bis zur Truppe durchzuschlagen«, rief Gull. »Er hat viel Blut verloren und musste mit dem Ambulanzhubschrauber ausgeflogen werden.«
    »Er lebt.« Allein in ihrem Schutzzelt, gestattete sie sich zu weinen.
    Als sich die Zeltplane so weit abgekühlt hatte, dass man sie anfassen konnte, rief sie Gull zu: »Ich gehe jetzt raus.«
    Sie streckte ihren Kopf in die verrauchte Luft und sah zu Gull hinüber. Bestimmt sahen sie aus wie zwei geröstete Schildkröten in ihrem Panzer.
    »Hallo, schöne Frau.«
    Sie lachte. Ihr Hals schmerzte, aber sie lachte. »Hallo, schöner Mann.«
    Sie krochen aufeinander zu, krochen über den schwarzen, aschebedeckten Boden. Ihre Lippen berührten sich, und sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    »Wenn du gestorben wärst, wäre ich echt sauer auf dich gewesen.«
    »Gut, dass wir das vermeiden konnten.« Gull berührte ihr Gesicht. »Was für ein Abenteuer.«
    »Allerdings.« Sie beugte den Kopf, sodass ihre Stirn an der seinen lag. »Vielleicht lebt er noch.«
    »Ich weiß. Wir sollten uns zuerst orientieren. Anschließend können wir uns immer noch Gedanken über ihn machen.«
    Sie holte ihren Kompass hervor, bestimmte ihre Position und trank den Rest des leider heißen Wassers aus ihrer Flasche.
    »Wenn wir nach Osten gehen, laufen wir durch verbranntes Gebiet. Das ist der kürzeste Weg zum Zeltlager. Wir brauchen Wasser.«
    »Ich fordere welches an.«
    Obwohl sie recht wackelig auf den Beinen war, stand Rowan auf, um die Schutzzelte zu mustern.
    »Die Innenhaut ist geschmolzen«, sagte sie zu Gull. »Wir haben über dreihundert Grad gehabt. Im Zelt hatte es bestimmt achtzig Grad.«
    »Mein Energieriegel ist geschmolzen, und das ist wirklich eine Schande.« Er nahm ihre Hand. »Wie wär’s mit einem Waldspaziergang?«
    »Gern.«
    Sie gingen durch die Schwärze, noch immer wirbelte Asche durch die Luft. Ihr Training half ihnen, die Erschöpfung zu

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