Sommerflammen
Frühstücksbüfett und bediente sich großzügig.
Rowan nahm sich einen Teller. Sie ließ einen Pfannkuchen daraufgleiten, legte zwei Scheiben Speck darauf, dann noch einen Pfannkuchen und zwei weitere Scheiben Speck. Das Ganze wurde von einem dritten Pfannkuchen und einem großzügigen Löffel Beeren gekrönt.
»Lecker!« Rowan goss Sirup über ihre Pfannkuchen mit Speck. »Wie geht’s dem Bein, Mr. Kettensägenmassaker?«
»Die Naht juckt.« Er grinste, als Dobie hereinkam. »Aber zum Glück entstellt sie nicht mein Gesicht.«
»Zum Glück habe ich mir meine Verletzung nicht selbst beigebracht«, erwiderte Dobie und musterte das Frühstücksangebot. »Hätte ich diese Wette nicht verloren, hätte ich mich nur wegen des Frühstücks als Feuerspringer beworben.« Wie um das zu beweisen, nahm er sich von allem etwas.
»Dein Auge sieht besser aus«, meinte Rowan.
Er konnte wieder beide Augen öffnen, und an den re-genbogenfarbenen Veilchen erkannte sie, dass er sich bereits auf dem Weg der Besserung befand.
»Und wie sehen deine Rippen aus?«
»Bunt, aber sie tun nicht besonders weh. L.B. lässt mich jede Menge sitzende Tätigkeiten verrichten.« Er zog eine Flasche Tabasco hervor und würzte sein Rührei. »Ich habe ihn gefragt, ob ich heute freibekomme. Ich würde mich gern ein wenig umschauen und mir die Firma deines Vaters ansehen. Zusehen, wie sich diese Leute so anstellen, die fürs Fallschirmspringen bezahlen.«
»Mach das. Manche verbinden das gern mit einem Picknick. Marge packt dir bestimmt was ein«, meinte Rowan.
»Vielleicht begleite ich euch.«
Dobie fuchtelte mit einer blassen Wurst vor Stovic herum. »Du hast ein kaputtes Bein.«
»Der Spaziergang wird mich von dem Jucken ablenken.«
Und ob, dachte Rowan, sagte aber zur Sicherheit: »Ich gebe euch die Nummer vom Empfang. Wenn du es nicht schaffst, Stovic, schicken sie jemanden, der dich abholt.«
Marge kam herein und stellte Rowan ein großes Glas Saft hin. »Habt ihr vor, heute den ganzen Tag bei mir in der Kantine herumzuhängen? Was euch fehlt, ist ein anständiges Feuer.«
»Ich hätte nichts dagegen.« Rowan griff nach dem Glas und kostete von dem Saft. »Karotten, denn die sind immer drin, Sellerie und bestimmt ein paar Orangen. Und Mangos.«
»Der wird dir guttun. Trink aus.«
»Marge, du siehst heute Morgen besser aus denn je.«
Marge musterte Dobie argwöhnisch. »Was willst du, Greenhorn?«
»Ich habe gehört, du würdest uns vielleicht einen Picknickkorb mitgeben, wenn mein Mitgefangener hier und ich später zu Rowans Dad gehen und uns seine Firma aus der Nähe ansehen.«
»Gut möglich. Sag Lucas, dass er mich längst mal wieder besuchen wollte, wenn du ihn siehst.«
»Abgemacht.«
Da ihm vor einem Tandemsprung noch etwas Zeit blieb, wollte Lucas gerade kurz verschwinden, als er hörte, dass ein paar Neulinge vom Fliegerhorst gekommen waren.
Viele Touristen und Einheimische schauten vorbei, um den Flugzeugen und Fallschirmspringern zuzusehen. Viele verbanden diesen Ausflug mit einer Besichtigung des Feuerspringer-Fliegerhorsts, was sich auch positiv auf sein Geschäft auswirkte.
Er hatte mit einem Flugzeug, einem Teilzeitpiloten und Fluglehrer angefangen, während seine Mutter die Telefone bediente. Falls sie denn klingelten. Sein Väter kümmerte sich um den Schriftverkehr und half bei der Buchhaltung. Damals hatte er sich natürlich nur in der Nebensaison um seine Firma kümmern können oder wenn er gerade keinen Dienst hatte.
Aber er musste etwas für seine Tochter aufbauen, etwas Solides. Und genau das hatte er getan. Er war stolz auf seine Flugzeugflotte, seine fünfundzwanzig Vollzeitangestellten. Es war ein gutes Gefühl, dass Rowan eines Tages ernten konnte, was er gesät hatte. Trotzdem gab es Tage, an denen er ein Flugzeug mit Feuerspringern abheben sah und sich fühlte wie amputiert, so sehr vermisste er seinen alten Job.
Er wusste, wie es sich anfühlte, am Boden zu bleiben und zu wissen, dass gerade der Mensch sein Leben riskierte, den er mehr liebte als alles auf der Welt. Er fragte sich, wie seine Eltern, seine Tochter, ja sogar die Frau, die er kurz gehabt hatte, diese Mischung aus Angst und Resignation bloß ausgehalten hatten. Aber heute hatte es noch keinen Feueralarm gegeben. Er blieb kurz stehen, um einen seiner Schüler beim freien Fall zu beobachten. Der dreiundsechzigjährige Großstadtbanker war soeben aus dem Flugzeug gesprungen. Als sich der Fallschirm öffnete, brandete Applaus
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