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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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Geschenk Gottes.« Dolly hatte die Arme verschränkt. »Ich brauche diesen Job, um sie zu ernähren. Ich hoffe, du besitzt so viel christliche Nächstenliebe, mich nicht wieder um meinen Job zu bringen.«
    »Für mich hat das nichts mit christlicher Nächstenliebe zu tun, Dolly. Für mich ist das einfach ein Gebot der Menschlichkeit. Ich hatte nie Probleme mit dir und will mir auch jetzt keine einhandeln.«
    »Ich koche für dich wie für alle anderen auch. Ich hoffe, dass du mich respektierst, indem du mir aus dem Weg gehst. Ich werde dasselbe tun. Reverend Latterly sagt, dass ich dir vergeben muss, um mich mit dem Herrn auszusöhnen. Aber das tue ich nicht.«
    »Was sollst du mir vergeben?«
    »Du bist schuld, dass dieses Kind ohne Väter aufwachsen muss.«
    Rowan schwieg einen Moment. »Vielleicht musst du das glauben, um darüber hinwegzukommen. Also tu, was du nicht lassen kannst.«
    »Von dir habe ich keine andere Reaktion erwartet.«
    »Wie schön, dass ich dich nicht enttäuscht habe. Von mir aus kannst du gern überall herumerzählen, dass du zu Gott gefunden hast oder wiedergeboren wurdest. Du hast ein Baby und du brauchst Arbeit. Du bist gut in deinem Job. Du musst aber mit mir auskommen, wenn du diesen Job behalten willst. Das sollte dir klar sein, Dolly. Wenn ich in die Küche kommen will, werde ich das auch tun, egal, ob du gerade da bist oder nicht. Ich werde mein Leben nicht wegen ungerechtfertigter Vorwürfe ändern.« Sie hob eine Hand, bevor Dolly etwas sagen konnte.
    »Und noch etwas: Als du mich letztes Jahr angegriffen hast, bist du damit davongekommen. Ein zweites Mal wird dir das nicht gelingen. Egal, ob du ein Kind hast oder nicht - ich werde dich anzeigen. Ansonsten gibt es kein Problem für mich.«
    »Du bist eine herzlose Schlampe, und eines Tages wirst du für das, was du getan hast, bezahlen müssen. Dich und nicht Jim hätte es an jenem Tag treffen müssen! Du hättest schreiend in die Tiefe stürzen sollen.« Mit diesen Worten eilte Dolly zurück in die Küche.
    »Na toll«, murmelte Rowan. »Das hat ja hervorragend funktioniert.«
    6 Rowan schlief schlecht, was allein Dolly zuzuschreiben war. Sie hatte vor dem Zubettgehen den Radar, die Logbücher und die Karten kontrolliert. Feuer flammten unweit des Denali in Alaska und in den Marble Mountains Nordkaliforniens auf. Sie hoffte schon halb, angefordert zu werden und die Nacht in einem Transportflugzeug verbringen zu dürfen. Aber keine Sirene ertönte, und niemand klopfte an ihre Tür.
    Stattdessen träumte sie schon die zweite Nacht in Folge von Jim. Sie wachte gereizt auf und ärgerte sich, dass sich ihr Unterbewusstsein provozieren ließ. Das reicht, schwor sie sich und beschloss, den Tag mit einem guten, anstrengenden Lauf zu beginnen, um die schlechte Laune zu verscheuchen.
    Als sie sich auf den ersten vierhundert Metern aufwärmte, gesellte sich Gull zu ihr. Sie musterte ihn. »Wird das zur Gewohnheit?«
    »Ich war gestern zuerst auf der Laufbahn«, rief er ihr wieder ins Gedächtnis. »Ich laufe frühmorgens gern ein paar Runden. Das macht mich wach.« Er hatte sie ebenfalls gemustert und sah, dass sie ziemlich genervt aussah und Ringe unter den Augen hatte. »Läufst du auf Zeit oder auf Distanz?«
    »Ich laufe nur um des Laufens willen.«
    »Na, dann Distanz, würde ich sagen. Ich mag es, wenn man sich Ziele setzt.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen. Drei Runden.«
    Er schnaubte. »Du schaffst mehr. Sagen wir fünf.«
    »Vier«, erwiderte sie, damit er nicht das letzte Wort hatte. »Und sprich bitte nicht. Ich hänge beim Laufen gern meinen Gedanken nach.«
    Gehorsam drückte er auf den MP 3-Player an seinem Arm und lief zum Rhythmus seiner Musik. Während der ersten Runde legten sie ein ziemlich flottes Tempo vor. Sie spürte ihn neben sich und stellte fest, dass es ihr nichts ausmachte. Sie überlegte, zu welcher Musik er wohl lief, welche Ziele er sich gesteckt hatte und wie sie über den Haufen geworfen würden, wenn es Feueralarm gab. Sie standen beide auf der Sprungliste.
    Als sie die zweite Runde hinter sich hatten, hörte sie Motorenlärm über sich und sah, wie eines der Flugzeuge ihres Vaters über den blauen Himmel glitt. Eine Flugstunde, dachte sie, die Geschäfte gehen gut. Sie fragte sich, ob wohl ihr Vater oder einer seiner drei Piloten die Anweisungen gab, und sah dann, wie der rechte Flügel zweimal kurz nach unten ging und der linke einmal. Es war ihr Dad!
    Sie hob das Gesicht, streckte den Arm und

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