Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
Sie fragen, wo sie ist, dann antworten Sie bitte, ich sei bei ihr und wir würden gleich in den Ballsaal zurückkehren. Und kein indiskretes Wort! Haben Sie verstanden?”
“Ja, Madam.”
“Gut! Ich will hoffen, dass wir keinen Grund zur Besorgnis haben”, erwiderte Annis seufzend, da sie keineswegs davon überzeugt war, dass Miss Lucy sich nicht verplappern würde. Sollte ihre Befürchtung sich bewahrheiten, würden die Klatschmäuler sich begierig auf diesen Skandal stürzen, und dann war es um Miss Fannys guten Ruf geschehen. Möglicherweise nahm Sir Everard sogar Abstand von der Verlobung, wenn er erfuhr, welche Torheit seine Braut begangen hatte. Das Unangenehmste an der ganzen Sache war, dass Annis von Sir Robert Crossley noch nicht das vereinbarte Honorar erhalten hatte.
Die Suche nach Miss Fanny war vergeblich. Auf dem Weg in die Eingangshalle kam Annis an der Bibliothek vorbei, deren Tür geöffnet war. Sie schaute in den Raum, sah Miss Fanny nicht, hörte jedoch aus dem angrenzenden Schreibkabinett Lord Ashwicks Stimme. Neugierig betrat sie die Bibliothek, blickte ins Nebenzimmer und sah den Earl an der entfernten Seite im Gespräch mit einem ihr unbekannten Mann stehen, der ihr den Rücken zuwandte.
“Mir wurde zugetragen, Mylord, dass Sie Informationen über Mr. Ingram haben wollen”, sagte Marcus Woodhouse in gedämpftem Ton. “Ich könnte Ihnen einiges über ihn erzählen, erwarte jedoch, dass Sie mich gut dafür belohnen.”
“Wie viel wollen Sie haben, Mr. Woodhouse?”, erkundigte Adam sich misstrauisch.
“Zweihundert Guineen, Sir.”
“Und was bekomme ich dafür?”
“Hinweise auf Leute, die Ihnen mehr über Mr. Ingram berichten können”, antwortete Marcus grinsend.
“Das ist nicht viel”, meinte Adam. “Gut, ich erhöhe den Betrag um einhundert Guineen, aber dafür will ich en detail informiert werden und stichhaltige Beweise für jede gegen Mr. Ingram gerichtete Beschuldigung haben!” Gelassen zog er die Couverttasche aus dem Abendfrack, klappte sie auf und entnahm ihr einhundertundfünfzig Guineen. “Hier, nehmen Sie das Geld als Anzahlung”, fuhr er fort und hielt es Mr. Woodhouse hin. “Den Rest erhalten Sie, wenn Sie mir Bericht erstattet haben.”
Annis wurde sich bewusst, dass sie sich längst hätte zurückziehen müssen, weil sie gegen den Anstand verstieß und es sie nichts anging, was Lord Ashwick mit Mr. Woodhouse zu verhandeln hatte.
“Danke, Sir”, sagte Marcus feixend und steckte flink die Banknoten ein. “Ich gebe Ihnen jetzt einen guten Rat. Behalten Sie Mr. Lafoy im Auge, und lassen Sie diskret dessen Aktivitäten überprüfen. Ich bin sicher, Sie werden fündig und auf ein vergrabenes Vermögen stoßen, das man eigentlich auf dem Meeresgrund wähnt.”
“Sie reden in Rätseln”, erwiderte Adam stirnrunzelnd.
“Mehr kann ich Ihnen jetzt nicht sagen”, äußerte Marcus ausweichend. “Ich melde mich wieder bei Ihnen”, fügte er hinzu, verbeugte sich beflissen und verließ geschwind das Schreibkabinett durch die geöffnete Terrassentür.
Annis hatte nicht mehr die Zeit, sich unbemerkt zu entfernen. Lord Ashwick blickte in ihre Richtung, sah sie und kam sofort auf sie zu.
“Pardon, darf ich wissen, warum Sie hier sind, Madam?”, fragte er scharf. “Haben Sie gelauscht?”
Sie spürte die Röte der Verlegenheit ins Gesicht steigen. “Ich bin auf der Suche nach Miss Fanny”, antwortete sie betreten. “Verständlicherweise konnte ich, als ich nachsah, nicht verhindern, dass mir ein Teil Ihres Gesprächs zu Ohren kam.”
“Und was genau haben Sie gehört?”
“Nun, ich habe mitbekommen, dass jemand Ihnen Informationen über Mr. Ingram angedient hat und Sie ihm dafür Geld gaben. Mit Verlaub, aber ich befürchte, Sir, das wird Ihnen nichts einbringen, da der Mann etwas wunderlich sein soll.”
“Es wird sich herausstellen, ob ich mich auf ihn verlassen kann”, entgegnete Adam schulterzuckend. “Im Moment ist mir wichtiger, zu wissen, ob ich Ihrer Diskretion sicher sein kann oder damit rechnen muss, dass Sie Ihrem Cousin von dieser Unterredung erzählen werden.”
Betroffen schwieg Annis. Erst jetzt wurde sie sich gewahr, dass ihr nicht klar war, wie sie sich verhalten solle. “Abhalten könnten Sie mich nicht davon, Charles zu informieren”, platzte sie unbedacht heraus.
Adam lachte verhalten und erwiderte: “Das würde ich nicht einmal versuchen, meine liebe Lady Wycherley. Ich kann Sie lediglich bitten, nichts über mein
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