Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
freundlich. “Leider bin ich sehr beschäftigt, Mylady”, sagte er entschuldigend und bat sie in sein Büro. “Bitte, haben Sie Verständnis dafür, dass ich nicht lange mit Ihnen sprechen kann”, fuhr er fort. “Bitte, nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?”
Sie setzte sich und antwortete: “Ich werde Ihre kostbare Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen, Sir. Ich bin wegen Ihres Kaufangebotes für Starbeck hergekommen.”
“Ach ja? Haben Sie endlich eingesehen, dass es besser für Sie ist, das Gut an mich zu veräußern? Ich befürchte jedoch, dass die Shepards mit dem Besitzerwechsel nicht einverstanden sein werden.”
“Sie sind es leid, von Mr. Benson belästigt zu werden”, erwiderte Annis kühl. “Ich erwarte von Ihnen, dass Sie ihm untersagen, sie weiterhin zu behelligen, denn Starbeck steht nicht zum Verkauf!”
“Was wollen Sie mit dem halb verfallenen Haus und dem wenigen dazu gehörenden Land?”
“Und weshalb legen Sie so großen Wert darauf, ein angeblich so minderwertiges Anwesen zu kaufen? Aus Gründen, die sich meiner Kenntnis entziehen, scheint es Ihnen sehr viel zu bedeuten. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich meinem Befremden darüber Ausdruck geben, dass just zu der Zeit, als Ihr Mr. Benson in Starbeck war, schon wieder etliche Schafe aus Mr. Shepards Herde verschwunden sind.”
“Was wollen Sie damit andeuten, Madam?”, fragte Samuel kalt. “Das eine hat gewiss nichts mit dem anderen zu tun.”
“Du solltest vorsichtig sein, Annis …”, warf Charles warnend ein.
“Misch dich nicht ein, Charles!”, unterbrach sie ihn kühl.
“Er ist in einer schwierigen Lage, Madam”, schaltete Samuel sich ein. “Einerseits ist er mein juristischer Berater, andererseits das Oberhaupt Ihrer Familie. Sie sollten sich von ihm beraten lassen. Er hat nur Ihr Bestes im Sinn.”
“Darüber kann man sehr geteilter Meinung sein, Sir”, entgegnete Annis frostig und stand verärgert auf. “Leben Sie wohl. Auf Wiedersehen, Charles.”
“Bitte, warten Sie einen Moment, Madam”, sagte Samuel hastig. “Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass es Mittel und Wege gibt, um Leute, die sich mir widersetzen …”
“Wagen Sie es tatsächlich, mir zu drohen?”, fiel Annis ihm scharf ins Wort.
“So würde ich es nicht nennen, Madam”, antwortete er und lächelte süffisant. “Aber Sie wissen am besten, wie schwierig es ist, Starbeck zu bewirtschaften. Die Probleme, die Sie und Ihre Pächter bereits haben, könnten noch gravierenderer Natur werden, falls auf dem Grundstück ein Brand ausbricht, der das Haus, die Stallungen oder den verbliebenen Viehbestand vernichtet. Ganz abgesehen davon, dass auch Sie ins Gerede kommen könnten, etwas, das Ihnen gewiss nicht angenehm sein dürfte. Eine Dame wie Sie muss auf ihren untadeligen Ruf achten.”
“Was wollen Sie damit sagen?”, fragte Annis zornig.
“Nun, mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie und Lord Ashwick …”, begann Samuel anzüglich.
“Glauben Sie nicht alles, was Sie hören”, unterbrach Annis ihn. “Bitte, machen Sie sich nicht die Mühe, mich zur Tür zu begleiten”, fügte sie kühl hinzu, drehte sich um und verließ, sich zur Ruhe ermahnend, das Büro. Sie hatte die Haustür noch nicht erreicht, als sie den Cousin sie rufen hörte. Zornbebend blieb sie stehen und wandte sich zu ihm um. “Was willst du?”, herrschte sie ihn ungehalten an.
“Ich … ich hoffe, Annis”, antwortete er beklommen, “dass ich dir bald … behilflich sein kann.”
“Was soll das, Charles? Wem gilt deine Loyalität, Mr. Ingram oder mir? Vergiss nicht, auf wessen Seite du stehen solltest. Früher konnte ich mich immer auf dich verlassen, jetzt nicht mehr!”, setzte sie schroff hinzu, zog die Haustür auf und verließ das Gebäude, bei dem Gedanken an Mr. Ingrams infame Drohung, ihren guten Ruf durch Gerüchte über sie und Lord Ashwick zu gefährden, gegen die Tränen ankämpfend.
Plötzlich bemerkte sie den Earl, der sich ihr näherte, und war sicher, dass er bei seiner Mätresse gewesen war. Und dieser Gedanke brachte sie noch mehr aus der Fassung.
Nachdem er sie erreicht hatte, schloss er sich ihr an und sagte höflich: “Guten Morgen, Madam. Wohin so eilig des Wegs? Sie wirken etwas echauffiert. Ich hoffe, Sie haben keinen Ärger! Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?”
Sie fühlte sich versucht, ihren Kummer bei Lord Ashwick abzuladen, da sie einen Verbündeten benötigte. Andererseits wollte sie
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