Sommerfrost - Die Arena-Thriller
Warum sah ihre Mutter sie auf einmal so komisch an ? »Was meinst du, warum mir das bekannt vorkam?«, fragte Lyra . »Es gibt viele Bilder, die wir mit uns herumtragen. Vielleich t hast du ja den Film schon mal gesehen? Oder einen ähnli chen?«, meinte ihre Mutter abwesend . Versteht sie mich denn nicht? »Aber das war ich, das Kind! Ich! « Lyra schlug mit der Hand auf ihre Brust. »Und du warst die Mut ter!« Das war ihr gerade klar geworden . Der Blick ihrer Mutter war verstört. Doch im nächsten Momen t setzte sie ein mitleidiges Lächeln auf. »Lyra, Schätzchen, ic h weiß, das mit Pia war ein großer Schock. « Lyra war verzweifelt. Ihre Mutter wollte sie nicht verstehen . »Wir müssen noch einkaufen fahren.« Ihre Mutter klimperte mi t dem Autoschlüssel . Auch das noch, dachte Lyra. »Muss ich da mit? « »Aber ja, wir brauchen auch Sachen für dich, außerdem muss t du mir tragen helfen. Und schließlich hast du Ferien, also kein e Widerrede! « Widerwillig stand Lyra auf. Sie wollte begreifen, was gerade ge schah und was geschehen war. Sie bemerkte, dass sie kaum et was von der Paella gegessen hatte . Während der Fahrt zum Einkaufscenter starrte Lyra aus de m Fenster. Hin und wieder warf sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihre Mutter. Lyra war sicher, dass sie ihr etwas ver schwieg. Etwas Wichtiges. In diesem Moment fing ihre Mutter ihren Blick auf, aber auch sie sagte nichts.
VIERZEH N
L yra schob den Einkaufswagen über den Parkplatz zurück zum Eingang. Es wurde schon langsam dunkel und das Neonlicht des Supermarktes brannte grell. Anderthalb Stunden hatten sie gebraucht. An jeder einzelnen Theke hatten sie anstehen müssen – für Wurst, Käse und Fisch. Währenddessen hatte ihre Mutter über belanglose Dinge ge plaudert und Lyra hatte nur einsilbig geantwortet. Ihr ging ein fach der Krimi nicht mehr aus dem Kopf. Sie wusste, diese Film szene hatte an irgendetwas aus ihrer Vergangenheit gerührt. Aber je angestrengter sie nachdachte, desto verschwommener wurden die Bilder in ihrem Inneren. Dieser Zustand machte sie wahnsinnig! Die ganze Stadt schien heute Abend einzukaufen und Lyra musste sich den Rückweg zum Auto durch eine lange Auto schlange bahnen. Endlich hatte sie es geschafft. Lyra ließ sich stöhnend auf den Beifahrersitz fallen. Ihre Mutter ließ den Mo tor an und legte den Rückwärtsgang ein. »Ach, so was, das liebe ich!« Ihre Mutter sah genervt in den In nenrückspiegel. »Lassen die einen denn nie in Ruhe!« »Was ist?«, fragte Lyra gelangweilt und steckte sich einen Kau gummi in den Mund. Warum konnte ihre Mutter nicht allein diese öden Einkäufe machen? War doch völlig überflüssig, dass Lyra mitging. »Da hat jemand eine Werbung unter den Scheibenwischer ge klemmt! Schätzchen, komm spring raus und nimm diesen Zet tel weg. Ich kann hinten nichts sehen«, sagte ihre Mutter.
»Ich denke, wir fahren vorwärts, wie die anderen auch«, gab Lyra zurück und machte eine Kaugummiblase. »Das ist nicht witzig, Lyra!« Ihre Mutter gab ihr einen Klaps auf den Oberschenkel. »Komm schon, Süße!« Normalerweise würde ihre Mutter einen Vortrag darüber halten, wie unhöflich Kaugummikauen auf andere wirkte. Lyra machte eine weitere Blase, schnallte sich besonders langsam ab und stieß widerwillig die Tür auf. Sie ging zur Heckscheibe, zog den Flyer unter dem Scheibenwischer weg und ließ ihn achtlos auf den Boden segeln. Wenn es nach ihrer Mutter gegangen wäre, hätte sie ihn natürlich in den Mülleimer werfen sollen, der zehntausend Kilometer entfernt am Eingang stand. Lyra wollte gerade einen Fuß über den Zettel setzen, als ihr Blick an einem Wort hängen blieb. Es prangte da unten, ei nen Fingerbreit neben ihrem Schuh, schwarz auf weiß auf dem Flyer: Medium Kontakte zur anderen Welt. Einen Moment stand Lyra unbeweglich da und starrte gebannt auf dieses Wort, als wäre es ein Zauberwort. Ohne weiter nach zudenken, bückte sie sich und stopfte den Flyer in die Hosentasche ihrer Jeans. »Was hast du da draußen so getrödelt?«, fragte ihre Mutter, als Lyra sich wieder anschnallte. »Den Zettel entfernt, damit wir rückwärts nach Hause fahren können!« Lyra zog eine Grimasse und kaute schmatzend auf ihrem Kaugummi. Ohne weiteren Kommentar stieß ihre Mutter zurück. Sie hat sich wohl vorgenommen, sich nicht aufzuregen, dachte Lyra und ließ die Blase platzen. Mist, der Kaugummi klebte an ihrer Nase. Stumm starrte Lyra auf dem Heimweg aus dem Fenster. Kontakte zur
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