Sommerfrost - Die Arena-Thriller
Bemerkung ein. »Er kannte mein e Schwester. Ich glaube, er war auch in sie verliebt.« Sie macht e eine Pause. Sollte sie Patrick auch von ihren Träumen erzählen ? Von dem Lied und der Unterhaltung mit Viola ? »War das schon alles?«, fragte Patrick . Sie zögerte. Patrick war immer fair zu ihr gewesen und er konn te Geheimnisse bewahren, das hatte sie schon in der Schule he rausgefunden. Sie gab sich einen Stoß, sie musste unbedingt je manden einweihen. Und ihre Mutter kam dafür ganz und ga r nicht infrage . »Na ja, seitdem ich Leander begegnet bin, träume ich von Viola . Ich höre sogar ihre Stimme«, erklärte sie vorsichtig . Doch Patrick lachte nicht und riss auch keinen dummen Witz . Er zuckte nur die Schultern, als sei das gar nichts Besonderes . »Na ja, Träume sind doch so was wie die Stimme des Unterbe wusstseins, oder?« Er kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf . »Und weil du diesem Leander begegnet bist, kommt alles wie der hoch. « Lyra dachte darüber nach. Eigentlich hatte er recht. So betrach tet waren die nächtlichen Gespräche mit Viola eigentlich nicht s Außergewöhnliches. Eben sehr lebendige Erinnerungen . »Dann findest du mich also nicht überdreht?« Sie konnte kau m glauben, dass er sie wirklich verstand und sie ernst nahm .
»Aber nein«, versicherte er . »Weißt du, was ebenfalls seltsam ist?« Lyra hatte das Gefühl , dass sie ihm nun alles erzählen konnte . »Was? « »Seit der Sache mit Pia sehe ich plötzlich Bilder vor mir, erinne re mich an Gerüche. Ich bin noch ganz klein, überall sind Blitz lichter und meine Eltern fliehen mit mir . . . « »Meine Mutter mit ihrem Esoterik-Getue würde jetzt natürlic h behaupten, du nimmst Kontakt zu einer anderen Welt auf.« E r grinste schräg. »Aber, sag mal, was ist denn damals eigentlic h passiert? « »Ich habe meine Mutter gefragt, aber sie sagt nur, sie wollte n mich vor dem Medienrummel schützen – der Unfall meine r Schwester war damals das Topthema in den Zeitungen. « »Ein Unfall ist ja eigentlich nicht so was Besonderes, oder?« , sagte er. »Ich meine, ein normaler Verkehrsunfall passiert doc h dauernd. Es muss irgendetwas Besonderes gewesen sein. « »Es war Fahrerflucht! Viola war erst fünfzehn. Und sie wurd e erst nach ein paar Tagen gefunden. « »Verstehe, deshalb hat der Unfall also so viel Staub aufgewir belt. « Lyra nickte. »Und dann hab ich gestern einen Zettel gefunden. « »Zettel? « »Von einer Wahrsagerin, die Kontakte zur anderen Welt . . . « Patrick winkte ab. »Kenn ich von meiner Mutter. Ich sag dir, sol che Leute verkaufen einen doch für blöd! Gib bloß kein Geld fü r so was aus! « »Huhu!«, riss sie eine Stimme aus ihrem Gespräch. Sie drehte n sich um . Patricks Mutter schleppte schwere Taschen heran. »Patrick , nimm mir mal was ab. Ich wollte euch eigentlich noch zu eine m Stück Kuchen einladen, aber ich muss unbedingt zurück. Lyra , deine Mutter hat mich angerufen. Eine ihrer Kundinnen will sich meine Bilder ansehen.« Lyra war es ganz recht, nach Hause zu fahren. Sie war völlig ver wirrt. Sie gingen zum Auto zurück und verstauten die Tüten im Kofferraum. Während der Fahrt sah Lyra schweigend aus dem Fenster und hing ihren Gedanken nach. Sie begriff einfach nicht, warum sie so intensiv an Viola denken musste. Schnappte sie jetzt über? Viola war doch tot – oder war Viola da, weil Leander da war? Und woher wusste sie, wie Viola aussah? Je länger sie über die se merkwürdige Begegnung nachdachte, umso absurder kam sie ihr vor. Sie hatte sich etwas eingebildet. Das würde auch ganz sicher ihre Mutter sagen. Du hast eine blühende Fantasie, Schätzchen. Die hast du von deinem Vater geerbt. Ach ja, wie gut sie alle Sprüche ihrer Mutter kannte. Ihr ganzes Leben kam Lyra plötzlich vor, als wäre es von jemand anderem geplant. Als der Wagen anhielt, konnte Lyra kaum glauben, dass sie schon wieder zurück waren. Patricks Mutter eilte gleich ins Haus, während Patrick noch an der Tür stehen blieb. »Sag mir Bescheid, wenn wir etwas unternehmen sollen.« Lyra nickte. Sie war froh, dass Patrick für sie da war.
SIEBZEH N
G rübelnd ging Lyra durch die Gassen der Altstadt nach Hause. Sie musste herausfinden, was damals passiert war. Und dafür musste sie unbedingt noch mal mit Leander sprechen! Lyra schloss die Haustür auf, holte sich eine Flasche Wasser aus der Küche und lief nach oben in ihr Zimmer. Dort fiel ihr Blick auf ihre Jeans, die über dem Schreibtischstuhl hing.
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