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Sommergewitter

Sommergewitter

Titel: Sommergewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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reinkommen?«
    »Natürlich nicht!«, rief ich, dachte mit Schaudern an die Szene vor dem Auto und nahm   – es war eine Eingebung, eine Wiedergutmachung   – Rüdiger rasch und kurz in die Arme. Er war kein Spanner! Er war unser Freund!
    Rüdiger wurde verlegen, sagte verwirrt meinen Namen, lächelte linkisch. Steffi zog sich stumm ins Wohnzimmer zurück.
    »Wir sind ziemlich fertig«, erklärte ich leise, holte zwei Handtücher und reichte sie den Jungen.
    »Wir auch. Das ist ja auch ein Mist.« Jonas rieb sich sein Gesicht ab. »Dein Vater und dein Onkel sind noch draußen. Dein Onkel bringt sich um vor Sorge, er will am liebsten jeden Quadratzentimeter absuchen und das Wasser aus dem See lassen. Gut, dass deine Mutter noch gekommen ist, sie beruhigt ihn ein bisschen.« Jonas gab mir das Handtuch zurück, dankte mit einem Lächeln. »Ist ja auch ’ne schlimme Situation.   – Steffi?«, rief er dann und ging ins Wohnzimmer. »Wo bist du? Hey, was ist los mit dir? Kopf hoch! Oh, ich bin ganz durchgefroren, krieg ich auch ’nen Schluck Kaffee?«
    Rüdiger und ich blieben noch einen Moment im Flur stehen, er trocknete sich umständlich ab, unter dem T-Shirt , an den Beinen, die nackten Füße   – und ich konnte mir denken, dass er es tat, um den Moment der Begegnung mit Steffi so lang wie möglich hinauszuzögern.
    »Vorhin im Auto«, begann ich, »dass wir dich nicht gleich reingelassen haben, Rüdiger, das . . . das hatte nichts mit dir zu tun . . . wir waren einfach in so einer Hysterie und . . .« Ich merkte selbst, wie unglaubwürdig und dumm mein Gestammel klang.
    »Verstehe«, sagte er, »aber ihr solltet euch wirklich nicht so aufregen. Ihr geht gleich vom Schlimmsten aus. Dabei gibt es überhaupt keinen Hinweis darauf, dass ihr irgendetwas zugestoßen ist.«
    »Ja, aber dann wäre sie doch hier, Rüdiger!«
    »Sie könnte . . . vielleicht fortgelaufen sein.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, entgegnete ich niedergeschlagen. »Aber ich bin froh, dass du wenigstens nach außen hin die Nerven behältst. Danke.«
    Rüdiger zwang sich zu einem schiefen Lächeln, gab mir das Handtuch zurück. »Ich hab da was von Kaffee gehört?«
    »Komm!«, sagte ich.
    Im Wohnzimmer hatte sich Steffi auf die Couch gesetzt, ihre Hände um einen Kaffeebecher geschlungen und stierte hinein. Jonas hatte sein T-Shirt ausgezogen, wrang es auf der Terrasse aus und hängte es über einen Gartenstuhl, der vor dem Regen geschützt unter einem Vordach stand. Rüdiger ließ sein Hemd an, es war nass und voller Sand, aber das schien ihn nicht zu stören. Er griff sich den Kaffee und setzte sich im Schneidersitz auf den Parkettboden an der Terrassentür.
    »Und was machen wir jetzt?«
    Niemand antwortete mir. Steffi versenkte weiter ihren Blick in die Tasse, Jonas ließ sich neben Rüdiger nieder, verschüttete den Zucker, stöhnte genervt auf.
    »Sagt doch mal was«, forderte ich meine Freunde auf.
    »Was!«, sagte Jonas, aber keiner verzog auch nur einen Mundwinkel über diesen alten Scherz.
    »Wir können nur warten«, murmelte Rüdiger, ohne den Kopf zu heben.
    »Das stimmt nicht«, widersprach Steffi. »Wir können überlegen, wie es heute Nachmittag genau gewesen ist.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Jonas.
    »Ist doch klar.« Steffi hob den Kopf und sah Jonas an.»Ginie hat sich angezogen, weil sie mal musste. Sie wollte in den Wald. Dort war Rüdiger zu diesem Zeitpunkt auch.«
    »Moment mal, ich war ja nicht da, wo Ginie hingegangen ist!«
    »Dann erklär uns doch mal, wo genau du so lange warst und warum! Ich hab mir das nämlich ausgerechnet, Rüdiger. Du warst zwei Stunden weg.«
    »Na und?« Rüdigers Stimme wurde schneidend.
    »Ja, wo warst du?«, rief Steffi.
    »Im Wald. Holz suchen. Das hab ich schon tausendmal gesagt.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Ja.«
    »Wolltest du Brennholz für ein Osterfeuer besorgen?«
    »Ich habe mir eben Zeit gelassen. Außerdem habe ich mich ein bisschen verlaufen.«
    »Du? Du läufst da doch ständig rum, hantierst mit Kompass und Karten, krabbelst durchs Gehölz . . . auch abends, wie ich gehört hab . . . Warum machst du das eigentlich so gern? Das wollte ich dich schon immer mal fragen!«
    Rüdiger antwortete nicht, aber er sah Steffi aufmerksam an.
    »Worauf willst du hinaus, Steffi?«, fragte Jonas.
    »Auf gar nichts. Ich wundere mich nur: Rüdiger braucht zwei Stunden, um drei Zweiglein zu sammeln, und verläuft sich in einer Gegend, die er in- und auswendig kennt. Klingt für

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