Sommerglück
und Billy – Anne und William. Schöne, starke Namen, aber Pegeen steht auf einem anderen Blatt. Ich würde es gerne wissen, Bay.«
»Ich hatte innerlich das Gefühl, dieser Name sei der einzig richtige.« Sie brauchte das kalte Glas an ihrer Haut, als Stütze und um ruhig zu bleiben, um nicht in tausend Stücke zu zerspringen. »Während der dritten Schwangerschaft hatte sich die Beziehung zwischen Sean und mir vollständig geändert, und ich brauchte einen kraftvollen Namen für das Baby … Nach Billys Geburt … er hatte den Sohn, den er über alles liebte, und es schien, als konnte er nun auf mich verzichten.«
»Aber das gibt es doch gar nicht, das bildest du dir ein …«
Bay schüttelte den Kopf, vermied es noch immer, Danny anzusehen. Die Erinnerungen waren übermächtig und kehrten ihr Innerstes nach außen.
»Er hörte auf, mich zu begehren. Er brauchte mich als Mutter für seine Kinder, und das war’s. Er fand mich dick, langweilig, als wären Milch und Windeln meine einzigen Interessen. Wenn er Spaß haben wollte, zog er mit seinen Freunden los. Zuerst mit einer reinen Männerclique, Burschen, die wir von früher kannten und die inzwischen selbst Familienväter waren. Sean rief den einen oder anderen an und nahm ihn auf eine Bootsfahrt mit …«
»Während du schwanger warst?«
»Ja. Ich dachte, es läge an meiner Unförmigkeit. Nach der Geburt des Babys werde ich radikal abnehmen, sagte ich mir. So lange, bis ich meine alte Figur wieder habe, und dann werde ich darauf achten, dass ich mein Gewicht eisern halte. Ich sah ja, wie er seinen Blick abwendete, wenn ich mich auszog, und dass er im Bett möglichst ans andere Ende rutschte.« Die Einzelheiten waren so schmerzhaft und intim, aber der Regen trommelte auf Dans Wagendach, und Bay konnte nicht mehr zurück, selbst wenn sie gewollt hätte. Die Worte drängten aus ihr heraus, und sie ließ ihnen freien Lauf.
»Er hatte eine – es war nicht einmal eine richtige Affäre. Eher ein ›Ausrutscher‹. Er hatte bei der Weihnachtsfeier der Bank zu viel getrunken und übernachtete bei einer Kollegin. Sie rief ihn später zu Hause an, so kam die ganze Sache heraus.«
»Das ist furchtbar, Bay.«
»Das hättest du Charlie nie angetan, oder?« Bay versuchte, ihren Worten einen ironischen, unbekümmerten Klang zu verleihen. Wozu sollte es auch gut sein, die alten Kamellen wieder aufzuwärmen? Sean war tot.
»Nein.« Dan lachte nicht. »So etwas hätte ich niemals getan.«
»Nun, Sean scherte sich nicht darum, und am Saint Patrick’s Day betrog er mich das nächste Mal. Mit derselben Frau … Tara sah sie im Tumbledown Café. Ich wollte ihn rausschmeißen. Aber er versprach, sich zu bessern. Er versprach es hoch und heilig.«
»Das passierte alles, während du noch schwanger warst?«
»Ja.« Bay berührte verstohlen ihren Bauch, unsichtbar in der Dunkelheit, selbst für Dan, und dachte an die drei Kinder, die sie alle mit Liebe ausgetragen hatte. Sie erinnerte sich an den letzten Monat vor Pegeens Geburt, als Sean jeden Abend nach Hause kam – nicht weil es ihn danach verlangte, sondern aus Pflichtgefühl, aus einem Gefühl der persönlichen Verantwortung, als hätte er sich selbst gelobt, treu zu sein, ein guter Ehemann und Vater, genau wie früher.
Er pflegte in seinem Sessel am Kamin zu sitzen und fernzusehen. Den Blick auf den Bildschirm fixiert, auf Basketballspiele und Sitcoms, auf alles Mögliche außer Bay. Sie hatte versucht, sich mit ihm zu unterhalten, über die Kinder, das Baby, das eine Woche überfällig war, über seine Arbeit in der Bank und seine steile Karriere.
Sie hatte versucht, sich mit ihm über den Garten zu unterhalten und das Blumenbeet, das sie für jedes Kind anlegen wollte. Das Baby in ihrem Bauch kam ihr so leicht und lebhaft vor, dass sie zarte Anemonen und Rittersporn für ihr Jüngstes pflanzen wollte.
Und sie hatte ihm sagen wollen, was für ein Glück es war, dass sie sich schon ewig kannten, dass sie durch ihre gemeinsame Geschichte, den familiären Hintergrund und ihre irische Herkunft miteinander verbunden waren. Und dass sie sich an einem Ort wie Hubbard’s Point kennen gelernt hatten, wo ihre Kinder die Sommer verbringen und vielleicht ebenfalls der großen Liebe ihres Lebens begegnen würden …
Sean hatte höflich genickt und mit so viel Interesse und Gier auf den Bildschirm gestarrt – vor allem auf die schlanken, hübschen, nicht schwangeren Cheerleaderinnen mit den großen Brüsten –,
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