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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dass Bay das Fernsehgerät am liebsten mit einem Schürhaken, einem Schlagholz oder ihrem Gartenrechen zertrümmert hätte, notfalls auch mit Seans verdammtem, egoistischem Dickschädel.
    Sie hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen und alleine getrauert. Der Kummer, der an ihr nagte, saß tief: Sie hatte eine Familie mit einem Mann gegründet, dem sie nicht gleichgültiger hätte sein können. Seit das dritte Kind unterwegs war, wusste er nicht mehr das Geringste von ihr. Es kam ihr so vor, als wären sie zwei Schiffe, die in unterschiedliche Richtung segelten, ohne eine Verbindung, mit einer unüberbrückbaren Kluft zwischen ihnen.
    Diese Stunden waren die dunkelsten ihres Lebens – schlimmer noch als die Entdeckung seiner Seitensprünge. Bay war von tiefster Verzweiflung erfüllt, als sie der Wahrheit über ihr Leben, ihre Ehe, ins Gesicht sah.
    Und in dem Augenblick hatte ein ganz besonderer, irischer Zauber in der Luft gelegen. Bay erinnerte sich, wie sie aus dem Fenster geblickt hatte, auf die Marsch, die unter dem flimmernden Sternenlicht funkelte.
    Und sie war auf eine emotionale Reise gegangen, durch die Marsch in den Long Island Sound, wo sich das Salzwasser und das Süßwasser des Connecticut River in der Flussmündung trafen. Die Geschichte spulte sich vor ihrem inneren Auge ab, rückwärts und vorwärts – bis in die Zukunft, wenn ihre Kinder längst erwachsen sein würden, am Strand mit ihren eigenen Kindern spielten. Und während sie den Treibsand hochwirbeln sah, hatte sie an ihren eigenen Namen gedacht – Bay.
    Sie hatte an die fantastischen Buchten gedacht, die mächtigen Buchten der Welt, Buchten, in denen Schalentiere und Fische laichten, Buchten, die den namhaften Schifffahrtslinien einen sicheren Hafen boten: Hudson Bay, San Francisco Bay, Bay of Fundy, Baie des Anges, Biscayne Bay, Galway Bay und nicht zu vergessen Hubbard’s Point Bay …
    »Du warst gewissermaßen dabei«, sagte sie nun zu Danny; ihre Stimme und ihre Hände zitterten, als sie sich ihm zuwandte und ihn ansah. »An dem Abend, als ich beschloss, sie Pegeen zu nennen.«
    »Ich?«
    Sie saßen in dem geparkten Pick-up und sahen sich in die Augen. Bay erinnerte sich an das Ende des besagten Abends: Als Sean zu Bett gegangen und sie sicher war, dass ihr Baby Pegeen heißen sollte, hatte sie Tara angerufen. Sie hatten den vor Busen strotzenden Fernseher genommen – genauer gesagt, hatte es Tara allein getan, weil sie der Meinung war, dass Bay, die eine Woche über Geburtstermin war, sich schonen müsste – und ihn mit Getöse und Genugtuung in das Flüsschen zwischen ihren Grundstücken geworfen.
    »Ja, du«, sagte Bay.
    »Wie das?«
    »Als ich beschloss, meine Tochter auf den Namen Pegeen zu taufen, ging mir durch den Kopf, dass John Synge vom größten Dichter Irlands durch die Galway Bay nach Aran Isles geschickt worden war und dass ich
meinen
zweiten Namen ›Galway‹ dir verdanke. Ich weiß nicht, ob du meinen Gedankengängen von damals und heute folgen kannst, aber irgendwie warst du anwesend.«
    »Ich muss dir nicht folgen.« Dan streckte die Arme aus, und Bay tat, was sie sich schon seit Jahren wünschte: Sie rückte näher, schmiegte sich hinein.
    »Musst du nicht?«, flüsterte sie. Ihre Nervosität war verflogen, als sie den Kopf in den Nacken legte, um sich von dem einzigen Mann küssen zu lassen, den sie jemals geliebt hatte, abgesehen von ihrem Ehemann.
    »Nein«, flüsterte er zurück. »Ich muss dir nicht folgen, weil ich bei dir bin.«
    Er ist ein Ire, wie er im Buche steht, dachte sie und bewunderte die poetische Ader des Dan Connolly, genau zwei Sekunden lang, bevor er den Kopf beugte und sie mit solcher Inbrunst und Leidenschaft küsste, dass sie von Kopf bis Fuß spürte, wie jedes Jahr, jede Erinnerung, jedes Ereignis und jeder Kummer, der ihr jemals im Leben widerfahren war, ausgelöscht wurde.
    Sie küssten sich, die Frau, die Synges Pegeen gespielt hatte, und der irische Poet, der Holzboote und Uferpromenaden baute, die Witwe und der Witwer, die sich berührten und an ihren Kleidern nestelten und stöhnten und mehr brauchten, als sie in einem geparkten Pick-up unter einer Straßenlaterne in Hawthorne bekommen konnten.
    Bay schob ihre Hände unter seine Allwetterjacke, berührte den Knopf seines Hemds aus Sämischleder, nur den Kopf, und malte sich aus, wie es wäre, ihn zu öffnen. Sie spürte seine Arme, die in die Ärmel ihrer Jacke glitten und das linke Bündchen ihres Pullovers

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