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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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zu. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Aber es war eine Versuchung. Ich hörte mir an, was er zu sagen hatte, dachte darüber nach und sagte ihm, ich sei nicht interessiert.«
    Bay schwieg, mit klopfendem Herzen.
    »Bay?«
    »Fahr mich nach Hause, Danny«, flüsterte sie. »Ja?«
    Doch sie hörte die Antwort nicht mehr, weil Danny Connolly sie in seine Arme zog und abermals küsste. Und trotz aller Fragen und Zweifel, die ihr durch den Kopf gingen, konnte sie nicht anders, als seinen Kuss zu erwidern.

[home]
    24
    T ara«, rief Augusta aus ihrem Ankleidezimmer. Sie hatte sich in den wallenden Stoffbahnen aus mitternachtsblauem, beinahe schwarzem Chiffon verheddert – oder war es Taft; sie hatte die beiden nie auseinander halten können – und war nicht mehr in der Lage, die Arme auszustrecken. »Tara, meine Liebe! Könnten Sie mir bitte helfen?«
    »Augusta, was ist passiert?« Tara lief aus dem Badezimmer herbei, roch nach Reinigungsmittel mit Limonenduft.
    »Ich versuche zu entscheiden, was ich zum Pumpkin Ball anziehen soll, und ich habe diesen wunderbaren, hexenblauen Taft – oder Chiffon? – im Schrank, den Hugh mir von einer seiner Malreisen aus Venedig mitgebracht hat, und da dachte ich mir, Augusta, meine Liebe, jetzt oder nie! Gibt es, da das Motto in diesem Jahr ›Hexenzauber‹ lautet, eine bessere Farbe als Nachthimmelblau? Vielen Dank, meine Liebe«, sagte sie, als Tara sie um die eigene Achse drehte und auswickelte wie Garn von einer Spindel.
    »Jetzt stillhalten«, befahl Tara und stützte sie, als sie die Stoffbahnen mit ein paar Handgriffen endgültig entwirrte. Augusta schwindelte wie ein Kind, das beim Blindekuh-Spiel zu oft herumgedreht worden war.
    »Großer Gott.« Augusta ließ sich stöhnend auf die Chaiselongue mit dem verblichenen Chintzbezug in der Ecke ihres Ankleidezimmers fallen. »Man fühlt sich, als säße man in der Falle … wie eine Gefangene …«
    »In blauem Taft.« In Taras Stimme schwang ein Lächeln mit.
    Augusta seufzte. Ihre Kinder hatten sie immer für frivol gehalten – ständig machte sie sich für irgendeine Party zurecht, überlegte, was sie zu dem einen oder anderen Ball tragen sollte, oder bestickte reihenweise Kissenhüllen – und nun gab ihr Tara das gleiche Gefühl.
    »Das Leben besteht nicht nur aus Kostümfesten«, meinte Augusta. »Ich versuche, mich für wohltätige Zwecke zu engagieren.«
    »Sie haben Bay eine Chance gegeben«, sagte Tara. »Und sie liebt ihre Arbeit.«
    »Sie ist ungeheuer begabt. Ich beobachte sie vom Fenster aus, wissen Sie. Sie versteht es, mit Erde und Pflanzen umzugehen … die Erde ist ihre Leinwand. Glauben Sie mir, ich erkenne auf Anhieb, ob ich einen Künstler vor mir habe. Ich finde es herrlich, Künstlern bei der Arbeit zuzusehen, wenn sie in ihrem Element und in Kontakt mit ihrer Muse sind. Ich kann es kaum erwarten, bis ihre Leinwand im nächsten Frühling zum Leben erwacht und ihre Blütenpracht sich entfaltet.«
    Tara nickte, zufrieden und stolz auf ihre Freundin.
    »Wie geht es Bay? Emotional und finanziell?«, fragte Augusta einen Augenblick später.
    »Sie ist stark«, erwiderte Tara. Und ließ es dabei bewenden.
    Augusta bewunderte ihre Zurückhaltung. Die Loyalität gegenüber Freunden war oberstes Gebot; das hatte sie ihren Töchtern immer eingetrichtert. Loyalität und Liebe.
    Augusta hatte im Laufe der Jahre viel über die Liebe gelernt. Früher war sie der Überzeugung gewesen, sie sei ausschließlich zwischen einem Mann und einer Frau möglich, dass die romantische Liebe die einzig wahre Liebe und alles andere zweitrangig sei. Sie hatte mit der gleichen Gefühlstiefe gehasst. Die Frauen, die mit ihrem Mann geschlafen hatten, oder den Fremden, der vor vielen Jahren in ihre Küche eingedrungen war, mit seinem Gewehr und der Absicht, zu töten.
    Ihre Kinder, ihre brillanten, wunderbaren Töchter, hatten sie gelehrt, zu verzeihen. Allen Menschen zu vergeben und ihnen mit Liebe zu begegnen. War das nicht der Sinn und Zweck des Lebens? Über das eigene Leid hinauszuwachsen und zu versuchen, andere zu lieben, zu geben, statt zu nehmen?
    Augusta seufzte. Dermaßen tiefgründige Gedanken ermüdeten sie. Dennoch galt es, sich auf der menschlichen Ebene ständig weiterzuentwickeln. An Bay und ihre Familie zu denken statt an den Pumpkin-Kostümball.
    Aber alle guten, heiligmäßigen Dinge mussten irgendwann ein Ende haben, und so holte Augusta tief Luft und stand auf. Erneut begann sie, die Stoffbahnen

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