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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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hinaufschoben, das Gleiche mit dem rechten versuchten, sich im Futter verhedderten, seine Hände rau und schwielig und warm auf ihrer kalten Haut …
    Haut, die lange nicht mehr berührt worden war, ein Herz, das noch länger jegliche Berührung entbehren musste. Sein Mund war heiß auf ihren Lippen, sein Bart kratzte an Wangen und Kinn. Sie wünschte sich, dass der Kuss niemals enden möge. Sie wollte spüren, wie ihre weiche Haut über seine Bartstoppeln schabte, wie seine Lippen ihr Innerstes nach außen kehrten. Berührt werden war Magie, die einen zum Leben erweckte, wenn man sich schon tot wähnte …
    Sie küssten sich, mit einer unerwarteten Leidenschaft, die sie in ihrem Inneren empfand; sie hätte es lieber langsam angehen lassen – nicht, weil es ihrem Wunsch entsprach, sondern der Kinder wegen, auf die es Rücksicht zu nehmen galt.
    Die Kinder.
    Was hatte ein Kuss mit den Kindern zu tun?
    Bay wollte den Gedanken verdrängen, aber das ging natürlich nicht. Die Heizung blies warme Luft in den kalten Pick-up, dessen Scheiben beschlagen waren, und Dans Hände waren so unendlich langsam und prickelnd unter ihrer Jacke, aber über ihrem Pullover – doch der Gedanke an die Kinder veränderte die elektrisch aufgeladene Atmosphäre, warf sie aus der Bahn, ließen sie mitten im Kuss innehalten …
    Sie riss sich zusammen, indem sie an den Schlitten dachte, in dem Elizas Vorfahre durch den Schnee geprescht war, mit dem kostbaren Silberbecher für die große Liebe seines Lebens … es schneite, der Fluss war zugefroren, Weihnachtsengel sangen, die Rotröcke schliefen in ihrer Festung … Diana – die Mutter der ersten Eliza –, die um das Leben ihres geliebten Generals bangte, der sich auf dem Weg zu ihr befand …
    Es gibt eine solche Liebe, die alles wagt, dachte sie.
    Dieser Gedanke gab ihr die Kraft, ihre Fassung zurückzugewinnen, es bei dem Kuss zu belassen, statt ihrer Sehnsucht nachzugeben. Er bewog sie, an Gefühle zu glauben, die aufrichtiger waren als alles, was sie in den langen, langen Jahren mit Sean empfunden hatte.
    Sie hatte nicht mehr daran geglaubt, dass es eine solche Liebe gab.
    Vermutlich nicht mehr seit der Geburt ihrer jüngsten Tochter, Pegeen.
    »Alles in Ordnung?« Dan presste seine raue Hand an ihre kühle Wange, strich ihr das Haar aus den Augen.
    »Und
wie.«
Sie wusste, dass sie strahlte, denn sie sah den Abglanz in seinen Augen.
    »Ich hätte dich nicht küssen dürfen«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    Sie lachte; sie wünschte, er hätte die Worte nicht ausgesprochen, sondern sich genauso sagenhaft und unglaublich lebendig gefühlt wie sie. »Warum?«
    »Weil …«
    Als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte, zuckte sie zusammen. Sein Blick war gedankenverloren, abweisend.
Er wollte mich nicht küssen, er begehrt mich nicht, ich habe ihn dazu gebracht
, dachte sie betroffen, voller Scham.
    »Ich habe es mir so lange gewünscht.« Dan griff abermals nach ihr, hielt sich aber merklich zurück. »Ich musste dich einfach küssen, aber ich hätte warten sollen –«
    »Bis wann?«
    Dan wirkte nicht nur nachdenklich, sondern gequält, berührte ihr Haar, versuchte offensichtlich, einen Entschluss zu fassen. »Bis ich dir erzählt habe, was mit Sean war. Er kam zu mir, um ein Boot bauen zu lassen, aber das war nicht der einzige Grund.«
    »Worum ging es sonst noch?«
    »Die Sache ist ziemlich kompliziert.«
    »Ich muss es wissen.« Sie hatte plötzlich große Angst.
    »Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Ich wünschte, ich hätte damals, vor fünfundzwanzig Jahren, meiner Intuition vertraut, die mir sagte, dass du die Richtige für mich bist. Ich hätte warten sollen, bis du erwachsen warst …«
    »Mir geht es genauso. Es tut mir leid um die Zeit, um alles, mit Ausnahme der Kinder …«
    »Ich habe einen großen Fehler gemacht. Weißt du noch, was du früher immer über Sean gesagt hast, seinen Höhenflug und die Gefahr, dabei der Sonne zu nahe zu kommen?«
    »Ja«, erwiderte sie beklommen.
    »Ich kenne diese Versuchung, aus eigener Erfahrung.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Meine Frau war sehr reich. Und dein Mann war einer der Verwalter ihres Trusts. Er – ich glaube, er wollte mich in irgendwelche illegalen Machenschaften verwickeln.«
    »Erzähl es mir lieber nicht.« Sie senkte den Kopf, konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er in die ganze Geschichte verwickelt sein könnte.
    »Bay, bitte hör

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