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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Auszubildende reichte den Kindern Malbücher unter den Tisch und forderte die beiden auf, doch mal »so ein richtiges Traumhaus« zu malen. Es folgten zähe Ausführungen des Filialleiters: So eine große Gruppe von Kreditnehmern für ein Objekt dieser Art sei ja, wie wir uns sicher vorstellen könnten, nicht der Normalfall. Da müsse »er als Bank« natürlich die Sorge haben, ob eine solche Kreditgemeinschaft langfristig Bestand haben werde. Aber nach Prüfung aller Unterlagen, führte er aus, mache er sich um die Werthaltigkeit des Kredits keine Sorgen mehr, wobei seine Augen sicher nicht rein zufällig auf unsere Gutverdiener Olli und Konrad fokussierten. Es war erstaunlich, in wie vielen Variationen man diesen immer gleichen Inhalt sagen konnte. Der weitere Vortrag hatte eine hypnotische Wirkung auf mich. Bald war ich darin vertieft, mit der feuchten Unterseite meiner Kaffeetasse braune olympische Ringe auf den Commerzbank-Notizblock zu drucken. Im Hintergrund rotierte der Kopierer im Dauerbetrieb. Alle Unterlagen mussten neunfach ausgefertigt werden. Als die Belehrungen des Filialleiters endlich zu einem Ende kamen, war es dann nur noch reine Formsache, die Papiere zu unterzeichnen.
    »Kinder und schwangere Frauen zuerst«, sagte Olli. Der Dokumentenstapel wanderte kreuz und quer über den Tisch, und wir unterschrieben alles, was uns in die Quere kam.
    Die automatische Glastür der Commerzbank hatte sich soeben hinter uns geschlossen, da wechselte Konrad auch schon in den Duktus des Grundbesitzers: »Noch mal eben rüber zum Haus fahren, würde ich sagen.«
    Selbst Fabian gab grünes Licht für Emotionen. »Ja los, diesmal einfach so zum Genießen.«
    Und so starteten wir, nach einem Zwischenstopp im Supermarkt, wo alles Nötige für ein zweites Frühstück besorgt wurde, in jenen zukunftsschwangeren Vormittag, der seinen Höhepunkt in der Abendmahlszene an Oma Plottnitzens Gartentisch unterm Oderbruch fand.
    Von dort aus zur endgültigen Inbesitznahme der bereits innig geliebten Sommerfrische, das war unvermeidlich, mussten wir noch einen kleinen Umweg über den Alltag in Kauf nehmen. Wie eine Karotte an der Angel trieb uns der Gedanke an den Tag der Schlüsselübergabe bei Arbeit und Schwangerschaftsgymnastik voran. Noch ungefähr vier Wochen hieß es durchhalten. In den Tagen vor Pfingsten, so die Vereinbarung mit Frau von Plottnitz, sollten wir die heiligen Hallen betreten können.
    Als mein Vater mal Ende der Fünfzigerjahre während seiner Lehrlingszeit an einer Bushaltestelle wartete, näherte sich ein ungefähr gleichaltriger, ihm unbekannter Mann auf dem Fahrrad, hielt an, haute meinem Vater mit der Faust ins Gesicht und fuhr wortlos weiter. Mein Vater blieb fassungslos und mit blutiger Nase zurück. Die Frage, was das sollte, trieb ihn noch lange um. Elektrisch, aber in puncto Unvermitteltheit und Wucht gleichrangig, war der Schlag, der zwei Wochen vor Pfingsten mit einem »Pling« ins E-Mail-Postfach kam.
    Absender: Konrad Volkmann.
Uhrzeit: 6:43.
Betreff: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    Es darf nicht wahr sein!!! Einer der Plottnitz-Söhne hat mich angerufen und mitgeteilt, dass sein Vater das Vorkaufsrecht jetzt doch ausüben will. Das heißt, er kauft Liepe!
    Fassungslos und traurig,
    Konrad
    Als Konrad diese Zeilen schrieb, hatte er schon ein telefonisches Stahlbad und eine schlaflose Nacht hinter sich. Er hielt sich gerade für einen Termin seiner Beratungsfirma in England auf, als der Anruf mit der Hiobsbotschaft in ein wichtiges Geschäftsessen platzte. Die englischen Businesspartner mussten daraufhin mit ansehen, wie Konrad fortwährend den Tisch verließ, um draußen vor dem Restaurant im Liverpooler Nieselregen seine Bestürzung in aufgeregten Telefonaten abzureagieren. Nicht uns, die Hausgenossen, rief er an, sondern gleich dort, wo hoffentlich noch Boden gutzumachen war. War es aber nicht.
    Der angeblich dem Alkohol verfallene Plottnitz senior lallte so gar nicht am Telefon, sondern stellte ganz trocken fest: »Schauen Sie sich das Grundstück doch an. Seezugang und komplette Südlage, ich bitte Sie, da muss ich doch zuschlagen.« Die Plottnitz-Kinder, die Konrad der Reihe nach anrief, bestätigten, dass der Vater das Geld jetzt doch zusammenbekommen hatte.
    Absender: Oliver Kattenstroth.
Uhrzeit: 7:50.
Betreff: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    Das darf doch nicht war sein!!!!! Es ist so bitter. Lasst uns bitte weitermachen, auch wenn es im Moment schwerfällt.
    Olli K.
    Absender: Elke

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