Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Schönberger.
Uhrzeit: 9:15.
Betreff: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    O Gott ist das frustrierend!
    Absender: Oliver Geyer.
Uhrzeit: 9:20.
Betreff: Re: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    J. R. von Plottnitz ist Alkoholiker. Wenn wir Glück haben, will der sich nur mal kurz aufspielen.
    Holger, der Kampf geht weiter.
    Absender: Konrad Volkmann.
Uhrzeit: 9:47.
Betreff: Re: Re: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    Der ist übrigens, wie sich jetzt rausgestellt hat, der Pfarrer der Lieper Kirchengemeinde und Mitglied in diversen Vereinen dort. Und wirkt insgesamt ziemlich beieinander. Hat sich was mit Alkoholiker! Man hört das am Telefon, das ist ein sehr ernst zu nehmender Mann. Was der sagt, gilt. War ein sehr offenes, freundliches Gespräch.
    Umso trauriger, Konrad
    Absender: Jörg Schönberger.
Uhrzeit: 10:06
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    Habe gerade tatsächlich geweint! Kann mir jemand erklären, warum das alles so gelaufen ist? Ich raff nix. Und bin stumpf wütend.
    Shit!
    Absender: Fabian Stöwe.
Uhrzeit: 10:20
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    Das ist einfach nur hart, hart, hart. Alles voll fürn Eimer!
    Jetzt müssen wir schnell von dem Widerrufsrecht bei der Bank Gebrauch machen. Sonst hagelt es 5000 Euro Vorfälligkeitsentschädigung.
    Nach dem jetzigen Stand gelten wir als Käufer und müssen unser Geld bis zum 10.5. auf dem Anderkonto bereitstellen.
    Mann, Mann, Mann …
    Absender: Andine Volkmann.
Uhrzeit: 11:11.
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    Ich will den Namen Plottnitz nie wieder hören!!!!!!
    Absender: Niels Krakauer.
Uhrzeit: 11:11.
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: MAXIMAL SCHLECHTE NACHRICHTEN
    War nicht vor Kurzem mal die Rede davon, dass es noch einen Plottnitz-Sohn gibt, der als schwarzes Schaf der Familie bei dem Hauskauf außen vor bleibt? Lasst uns doch mal rausfinden, wo der ist, und mit dem reden. Vielleicht bringt’s ja was.
    Total verwirrt,
    Niels
    Per Internetrecherche war der verlorene Sohn des Lieper Clans geschwind ausfindig gemacht. Simone traf Stefan von Plottnitz noch am selben Tag in einem Café in Berlin Charlottenburg. Er redete gerne und viel über die Vergangenheit, wie jemand, der darin gut geübt war. Hier hatte einer offensichtlich schon einige Therapiesitzungen auf dem Buckel.
    »Wenn es um meine sogenannte Familie geht, muss ich ein bisschen ausholen. Um genau zu sein, muss man im Jahr 1987 beginnen, dem Jahr, in dem meine Mutter in den Westen ist. Als sie rübergemacht hat, wie man so schön sagt. Meine Mutter durfte damals das erste Mal mit staatlicher Genehmigung Verwandte besuchen und hat die Gelegenheit gleich ergriffen.«
    »Das heißt, Sie wussten von nichts?«
    »Genau das heißt es. Ich war vierzehn Jahre alt und erfuhr Knall auf Fall, dass ich meine Mutter vielleicht nie wieder sehen würde. Das war der 11. September unserer Familie. Danach war nichts mehr so, wie es mal war. Man hatte ja keine Ahnung, was drei Jahre später passieren würde.«
    »Wieso, was ist denn passiert?«
    »Sie haben sicher davon gehört, dass 1989 die Mauer gefallen ist«.
    »Ja, doch, ist mir bekannt. Und dann?«
    »Dann stand meine Mutter ein paar Tage später wieder auf der Matte. Sie stand da, als wäre nichts gewesen.«
    »Was haben Sie gesagt? Sicher nicht: ›Hallo, wie geht’s?‹«
    »Sie können sich vorstellen, dass der Haussegen ziemlich schief hing. Besser gesagt: Zu dem Zeitpunkt existierte so etwas wie ein Haussegen schon nicht mehr.«
    Plottnitz senior, so erfuhr Simone weiter, hatte seiner Frau ohnehin gleich nach deren Republikflucht abgeschworen und die Scheidung eingereicht. Die Geschwister schlugen sich ganz auf die Seite ihres Vaters. Nur Stefan von Plottnitz war immer schon ein Mamakind. Für ihn war nicht nur die halbe, sondern die ganze Welt zusammengebrochen. Er beschloss, der ganzen Familie den Rücken zu kehren.
    »Und das Haus?«
    »Das Haus war alles, was meiner Mutter geblieben war von früher, als wir noch so eine Art Familie waren. Deshalb hat sie sich da eingeigelt nach der Wende. Und eigentlich bis heute.«
    Die E-Mail, die Simone nach dem Treffen noch spät nachts über den Verteiler jagte, brachte uns die jähe Einsicht: Hinter der Natursteinfassade der Sommerfrische unterm Oderbruch verbarg sich das morsche Gebälk einer gelinde gesagt dysfunktionalen Familie. Damit war nun auch allen bewusst, was unser Part in der Liepe-Saga war:

Weitere Kostenlose Bücher