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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Rasenfläche verstreut standen, sachgemäß zu umfahren. Aber das wuchernde Gras machte es stellenweise unmöglich, die Setzlinge rechtzeitig zu erkennen. Das Rasenmähen glich einem Albtraum, in dem man beauftragt war, mit einem Mähdrescher einen japanischen Ziergarten zurechtzustutzen. Mit laufendem Allesmäher wurde man unweigerlich auch zum Allesmähenden. Ein Rhabarberbusch, auf den sich einige Gartenfreunde sehr gefreut hatten, fiel gleich dreimal dem Allesmäher zum Opfer. Kurz und gut, solange wir den Allesmäher im Stall hatten, mussten wir uns um eine drohende Gartencenter-Ästhetik keine Sorgen machen.
    Gleiches galt für den Wein, den Olli vor seinem geistigen Auge schon an der gesamten Scheunenwand hochranken sah. Denn über der Scheunenwand gab es ein Scheunenvordach, das die Pflanzung zuverlässig vor Regen schützte. Die Gefahr, dass die Rankpflanzen hier zu schön, zu üppig sprießen würden, ohne dass wir täglich wässerten, was nicht möglich war, ohne dass wir unsere Jobs in der Stadt quittierten, bestand mithin nicht. Es handelte sich also in jeglicher Hinsicht um eine gut überdachte Anpflanzung. Auch Ylvas Kräutergärtchen wurde auf mehr oder weniger natürliche Weise davon abgehalten, sich allzu prächtig zu entwickeln. Dafür sorgten Steve und ein paar seiner Freunde: Sie trugen zwecks Fußballguckens unter freiem Himmel unser rotes Kunstledersofa aus der Scheune und stellten es mitten auf den zarten Stängeln von Kamille und Minze ab, sprangen anschließend bei jedem Tor auf Myrrhe und Salbei herum. Aufgrund des wuchernden Tiergartengrases und ihres eigenen Krautgenusses bekamen die Strategen von ihrem Zerstörungswerk nichts mit. Ylva dagegen war am Wochenende darauf den Tränen nahe.
    Allzu spießige Auswüchse der Gartenverschönerung erstickten wir auf diese Weise, und oftmals, ohne es zu bemerken, im Keime.
    Auch bei der Herrichtung der Innenräume war die Gruppe vor Verspießungstendenzen gefeit, solange sie nur Olli und mich, die Kesslerzwillinge ranließ. Im Zuge des Subbotniks im Frühjahr waren wir zu der Einsicht gelangt, dass das Sanierungskonzept »feucht durchwischen«, auf das wir uns nach dem Einzug aus pragmatischen Gründen beschränkt hatten, wohl doch nicht ausreichte. Wir beschlossen, nachträglich noch zu streichen und Fußböden abzuschleifen. Das Abschleifen allerdings musste in einer Hauruckaktion über die Bühne gehen, um die Ausleihkosten für die Schleifmaschine gering zu halten. Außerdem sollte das Haus am Wochenende darauf direkt wieder zur Verfügung stehen, damit alle ein Dach über dem Kopf hatten, um an ihren sonstigen Baustellen weiterarbeiten zu können. »Fußbödenabschleifen ist doch eine schöne Berserker-Aufgabe für uns«, sagte Olli. Also machten wir uns an die Arbeit.
    Nach dem ersten Raum, in dem Olli beim Dielenabschleifen noch streng nach den Empfehlungen der Schleifgerät-Verleihfirma Dr. Wood gearbeitet hatte – nämlich erst mit grobem, dann mit immer feinerem Schleifpapier, erst in diagonalen dann in geraden Bahnen –, stellten wir fest, dass das alles viel zu lange dauerte und dass wir, sollte das Ding bis Sonntagabend geritzt sein, ab jetzt ausschließlich zur gröbsten Körnung greifen müssten.
    »Das knacken wir alles mit dem Sechzehner weg«, sagte er, »außerdem ist das hier ein Bauernhaus in der Uckermark und keine Beletage in Charlottenburg.«
    Olli schliff buchstäblich Amok und steckte mich mit seinem Furor an. Wir schliffen wie die Teufel, sahen mit unseren durch Schleifstaub braun eingefärbten Mundschutzmasken bald aus wie Statisten aus dem Film Planet der Affen , ölten die Böden gut ein und hatten am Sonntagabend eine einwandfreie Arbeit abgeliefert. Wenigstens fürs Auge. Die Abstimmung mit den Füßen kam zu einem anderen Ergebnis: Der kleine Noah war der Erste, der die Böden Tage später wieder betrat. Er blieb gleich beim ersten Schritt mit den Socken an dem aufgerauten Holz hängen und hatte einen dicken Splitter im Fuß. Jörg musste zurück nach Berlin fahren, um die Schleifmaschinen abermals zu leihen und die Schnitzer der Kesslerzwillinge glatt zu schleifen.
    Beim Streichen der Zimmer war es so, dass jeder nach Gutdünken in irgendeinem Raum mit der Arbeit begann, die meisten aber den Zeitaufwand unterschätzten und halb verrichteter Dinge wieder abfahren mussten. Bald waren alle Räume kleine Baustellen und dadurch kein Raum mehr bewohnbar, wenngleich man bewohnbare Räume ja nun eigentlich brauchte,

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