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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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voran.
    Die neue Stoßrichtung fort vom studentisch geprägten Wohngemeinschaftschaos hin zu einer mehr erwachsenen Form der Projektorganisation weckte in Konrad Entscheiderinstinkte. Ob er sich durch die Koordination der Blaumanngroup ans Delegieren gewöhnt hatte oder ihm nur die Geduld fehlte, bis sich jeder freiwillig für irgendeine Arbeitsgruppe eingetragen hatte – jedenfalls schrieb er: Sinnvoll ist es daher – so meine ich –, wenn wir Aufgaben verteilen. Dann weiß jeder, was er zu tun hat, kann darüber nachdenken, kann sich selbst die Zeit einteilen, die notwendigen Sachen besorgen usw. Ich erlaube mir daher, eine Arbeitsliste mit Namen aufzustellen und in den Kalender einzutragen, um Verantwortlichkeiten zuzuordnen. In vielen Fällen kann man das nicht alleine machen. Die Person ist aber verantwortlich dafür, dass der Job erledigt wird. Dabei meine ich berücksichtigt zu haben, wer wie und wie lange arbeiten kann. Ist die Liste abgearbeitet, ist das Haus fertig. Was meint ihr?
    Das Kollektiv meldete einmütig zurück, dass das kein schlechter Plan sei, weil die Dinge so wenigstens vorankamen. Richtig so, ermunterte auch ich Konrad, so kann es was werden mit unserem großen Sprung nach vorn! Transrapid-Trassen lassen sich in China ja auch schneller realisieren als in Deutschland, weil da noch von oben durchgegriffen wird ;) Geschichte wird gemacht! Als neue Losung für unsere Landhauskommune schlage ich vor: WENIGER DEMOKRATIE WAGEN !
    Selbst Olli, der immer darauf bedacht war, »dass Lord Cord hier nicht nach Gutsherrenart verfährt«, hieß den Vorschlag gut. Er sei stolz auf uns, schrieb er unüberhörbar ironisch, wir seien eine lernende Organisation. Mit diesem Statement hatte er dann wohl indirekt auch die »Gruppenleitung Hausstreichen« angenommen, die ihm per order mufti zugeteilt worden war. An und für sich hegte Olli einen gewissen Groll gegen einen solchen Dirigismus. Zumindest innerhalb des Weidenhofuniversums war ihm das bislang zuwider gewesen. Er betrachtete Zechlin und Maltrin ja explizit als Gegenentwurf zu dem verbeamteten Teil seines Lebens und seiner Persönlichkeit.
    Eine kleine Olligraphie:
    An einem Morgen Anfang der Neunzigerjahre in Bonn, als Olli gerade die Verwaltungshochschule beendet und den Dienst im Ministerium angetreten hatte, lag in seinem Bonner Briefkasten Sichtfensterpost mit dem Betreff »Berechnung des Besoldungsdienstalters (Bdo)«. Olli wurde darüber in Kenntnis gesetzt, in welchen Abstufungen seine Vergütung als Beamter in den kommenden Jahrzehnten erhöht werde und wie viel er im Jahre 2036 nach seiner Pensionierung auf den Cent genau monatlich zu erwarten hatte. Seine Zukunft schnurrte zusammen auf ein Stück chlorfreies Papier von der Bundesbesoldungsstelle. Angesichts dieser vollständigen Eindämmung des Faktors Zufall in seinem gerade mal einundzwanzig Jahre alten Leben wollte Olli nur noch flüchten. Man musste in keine allzu großen psychologischen Tiefen hinabsteigen, um zu ergründen, warum er im nächsten Augenblick den ganz großen Drang verspürte, nach Berlin zu gehen. Olli packte seine Sachen und schlüpfte durch »die zuknallende Kinderzimmertür Deutschlands«, wie er die Stadt später mal recht treffend beschrieb. Nicht nur, dass Berlin eine lange Tradition als Hauptstadt der Verweigerer hatte – des Wehrdienstes ebenso wie des Mainstreams. Berlin verkörperte in der Zeit nach dem Mauerfall wie wohl keine andere Stadt der Welt den ganz großen Umbruch. Und so peilte Olli Berlin als den Ort an, der seinem Leben wieder die nötige Infusion Unberechenbarkeit geben würde. Olli wählte Berlin sozusagen als sein persönliches Umbruchplacebo aus.
    Placebo deshalb, weil Olli das Berliner Gegenprogramm, mit allem was dazugehörte, zwar beschritt – er nahm ein brotloses Zweitstudium der Politologie am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität auf, zog in eine Hinterhauswohnung mit Kohleofen und erlebte jahrelang heftige Berlin-Fieberschübe –, doch marschierte er mit einem Bein brav weiter über die höhere Beamtenlaufbahn. Er hatte den Dienst nicht quittiert, sondern sich nur in eine Abteilung des Ministeriums versetzen lassen, die schon Jahre vor dem beschlossenen Regierungsumzug als Vorhut in die Hauptstadt geschickt worden war. Dort arbeitete Olli, um sein Studium zu finanzieren, mit reduziertem Stundenpensum weiter. Oder studierte er, um das kreativ begrenzte Staatsdienertum besser zu ertragen? Vermutlich wusste er es selbst nicht. Was

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