Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
und schlug vor, dann wenigstens ein wenig Orange beizumischen.
»Das geht gar nicht, Jana, da landen wir bei so einem Hornhaut-Metallic wie von dem Kadett von Wolle Schröder«, kanzelte Olli sie ab und wies die Runde noch einmal dezent auf seine angebliche Richtlinienkompetenz als Leiter der Farbgruppe hin. Und so landeten sie schließlich bei Farbvariante vier, einem Lila, dessen Exzentrik man durch einen Stich ins Graublaue wieder einfangen wollte. Diese Farbe war zwar auf keiner der vorliegenden Farbkarten zu finden, aber Elke wusste von Farben Linke, wo man sich Biofarbe nach seinen persönlichen Vorstellungen abmischen lassen konnte – wenn man denn konkrete Vorstellungen hatte. Jana hatte die Beschlusslage per E-Mail uns Mitbewohnern durchgegeben, sich alle erdenkliche Mühe gegeben, uns die Farbe zu beschreiben und abschließend gefragt: Hat das werte Kollektiv starke Präferenzen?! Oder sollen Olli und ich am Freitagnachmittag selbst entscheiden? Bitte um rasche Rückmeldung, Jana.
Da niemand mehr einen Ton von sich gab, durften Olli und Jana davon ausgehen, dass Taubenlila die direkte farbliche Übersetzung der Maßgabe des unspießigen Verschönerns war. Über allen Stilfragen schwebte allerdings auch noch die Mahnung von Schatzmeisterin Ylva, nicht mehr so viel für Hauskosmetik auszugeben, weil wir das Geld dringend für die Scheune brauchten. Elkes Forderung, nur Biofarbe zu verwenden, war durch die Auswahl des Fachgeschäfts Genüge getan. Es handelte sich um ein von Alternativ-Schluffis geführtes Lädchen in Kreuzberg, das immer erst um 12 Uhr öffnete und seine Pforte um 18 Uhr auch pünktlich wieder schloss.
Kurz gesagt: Mit einem unbestimmten, nicht quietschig halb bunten Farbgefühl und einer Kakofonie von Stimmen im Kopf trug Olli dem Verkäufer um kurz vor 18 Uhr sein taubenlilafarbenes Anliegen vor. Der Verkäufer tippte auf dem Computer der Mischmaschine herum.
»Wird bei Fassadenfarbe schwierig«, sagte er.
»Wieso schwierig?«
»Ist in dem Ton als Silikatfarbe nicht mischbar, nur als normale Wandfarbe. Die Mischmaschine macht ja nicht alles mit.«
Der Verkäufer griff wieder zum Besen.
»Ja, und jetzt?«, fragte Olli.
»Was ginge, wäre vielleicht ein Lila, das ihr mit einem Grauton mischt.«
Der Verkäufer nahm sich ein Kehrblech und fegte ein Dreckhäufchen darauf.
»Okay – können wir das mal sehen?«
»Müsste ich ’ne Probe anmischen.«
Der Verkäufer fegte weiter. Ollis Geduld ließ nach.
»Ja, äh, dann machen Sie doch mal.«
Der Verkäufer verschwand in einem Hinterzimmer. Nach ein paar Minuten kam er zurück und reichte Olli die Probe.
Olli und Jana betrachteten das Farbtöpfchen von allen Seiten, tauschten ratlose Blicke aus, liefen zur Tür, um es bei Tageslicht zu betrachten und schauten wieder einander an. Der Verkäufer ließ das Gitter vor der Ladentür halb runter. Jana griff zum Handy und rief bei Elke an.
»Mmhh, wie soll ich dir das beschreiben? Das ist so ein Ton, der, äh, nicht so ganz lila ist, sondern mehr so ins Auberginige geht.«
»Wie der Sommerblouson von meinem Opa«, rief Olli dazwischen.«
Jana hielt das Handy beiseite.
»Elke sagt, das klingt nicht so gut. Das mit dem Grau könnte leicht dreckig wirken. Wir sollen es mal mit einem Lila versuchen, das man etwas aufhellt.«
Olli suchte zwei Farbkarten raus, die man abmischen könnte, und gab sie dem Verkäufer. Der Verkäufer nahm sie und tippte die Farbwerte in seinen Mischcomputer.
»Schwierig. Was höchstens ginge, wäre ein Hellrosa mit einem Stich ins Blaue.«
»Ins Blaue klingt nicht schlecht«, sagte Olli.
Der Verkäufer rollte Kleingeld aus der Kasse in Papierrollen ein.
»Ja bitte, dann machen Sie doch mal«, pampte Olli ihn an.
Der Verkäufer knallte die Rolle mit den Münzen in die Schublade und verschwand wieder in seinem Kabuff. Bevor er mit der Probe zurückkehrte, schaltete er aus dem Hintergelass schon mal die eine Reihe der Neonröhren an der Decke aus. Olli und Jana schauten abwechselnd das Töpfchen mit der Farbe und einander an.
»Gar nicht so schlecht«, sagte Olli. »Nicht quietschig halb bunt, um es mit Jörgs Worten zu sagen.«
»Weiß nicht, finde ich schon ein bisschen überspannt«, meinte Jana.
Der Verkäufer nuschelte irgendwas von »selber überspannt« und tippte mit den Fingern auf dem Tresen herum.
»So, liebe Leute, langsam brauchen wir ’ne Entscheidung, ansonsten geht es hier morgen Vormittag weiter.«
»Komm, lass uns die jetzt einfach
Weitere Kostenlose Bücher