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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sie aber in der Tat noch einen wichtigen Punkt. Auch wir Weidenhofer schmorten nicht – oder zumindest nicht an den Wochenenden – in der sozialen Zelle der Kleinfamilie und mussten nicht, wie andere Menschen in dieser Lebensphase, ganz ins Eltern-Exil gehen. Wir nahmen weiter am Leben da draußen teil. Wir trafen unsere alten Freunde und – lagen die Kinder erst einmal im Bett – zechten sogar noch mit diesen Freunden. Der wesentliche Unterschied zu früher bestand allein darin, dass sich das Geschehen aus den Bars und Klubs der Hauptstadt auf eine vierundachtzig Quadratmeter große Terrasse mit Seeblick verlagert hatte.
    Die Kinder hatten beileibe viel mehr Platz zum Spielen, genau, wie es auch das Lied »Einer Ist Keiner« propagierte. Oscar und Noah liebten es sichtlich, rund um die Scheune und in unserem kleinen Urwald Knochen auszubuddeln. Überall im Boden fanden sie Schafsskelette aus der alten Schäferei, sodass die beiden Jungs fest davon ausgingen, nun echte Dinoforscher zu sein – wenn sie nicht gerade in ihrem gefühlt eigenen See schwimmen lernten. Gustav und Kalli unternahmen die ersten Gehversuche gemeinsam auf uckermärkischem Boden und wuchsen, nicht anders als ihre großen Brüder, in gewisser Weise als Maltrin-Geschwister auf.
    Sicher, von Zeit zu Zeit erhöhte Maltrin auch den Elternstress: Ich weiß nicht, ob das Babyfon bis zur Terrasse reicht, gehst du mal rüber und schaust nach ihnen? Pass du mal auf, dass sie nicht zum See laufen … Auch mussten unterschiedliche Erziehungsstandards der verschiedenen Eltern gelegentlich erst aufeinander abgestimmt werden: Wer wann und wie oft ein Eis essen, wie lange wer aufbleiben, wer wie nah am Lagerfeuer spielen und wer auch mal einen Schluck Cola probieren durfte. Doch alles in allem überwog das spannungslösende Element. Hatte Oscar uns Eltern mit irgendetwas zur Weißglut gebracht, konnte er einen Olli weiter ziehen zu »Onkel Moabit« oder sich an sonst irgendjemanden wenden, der noch die Nerven hatte. Olli, Steve, Ylva und Co. waren sehr wohl die neuen Wolfgangs, Achims und Uschis.
    Wenn Langschläfer Steve für Oscar, Noah, Gustav und Kalli gelegentlich die Bezeichnung »Jungs vom Nervensägewerk« verwendete, war nicht immer klar, wie liebevoll es gemeint war. Andererseits war es ja so, dass der Weidenhof jedem, der Ruhe brauchte, genug Rückzugsmöglichkeiten bot. Der kleine Urlaub war immer nur ein paar Meter entfernt: auf dem Boot, dem Steg, der neu angelegten Liegewiese, an dem kleinen Dorfbadestrand oder beim Joggen über die Felder. Außerdem konnte man die Sache ja auch andersherum betrachten: Nicht nur wir Eltern hatten weiterhin unsere Freunde, auch unsere Freunde hatten weiterhin uns. Mit Maltrin waren Kinder kein Grund mehr, um Freundschaften unter Moratorium zu stellen. Kinderkriegen drohte nicht mehr zum Scheideweg zu werden, der Kinderhabende und Kinderlose voneinander trennte. Denn wir redeten nicht ausschließlich über unsere Kinder, und sie redeten nicht nur über Fernreisen und neue Restaurants und Bars. Wir redeten noch miteinander, über die Scheune, das Abwasser, den Umbau, Wolle Schröder, über »Einer Ist Keiner«, den Dorftratsch der Blaumanngroup oder sonst ein Thema aus unserem ununterbrochen expandierenden Maltrin-Universum.
    Als Konzession an die Ausschlafbedürfnisse der Kinderlosen bezogen die Familien in der Regel eins der Zimmer im Untergeschoss, wo es dann gerne mal ab halb sieben in der Frühe rundging – kurz nachdem die letzten Kinderlosen ins Bett getaumelt waren. Es schliff sich ein leiser Rhythmus ein: freitags und samstags arbeiten und feiern, sonntags entspannen – was auch immer das für den Einzelnen bedeutete. Jörg schleppte sich am liebsten eine klapprige Gartenliege an den sonnigsten Punkt des Geländes. Konrad und Andine blieben gerne noch etwas länger im Bett. Ich spielte mit den Kindern Fußball. Olli wartete, bis Jana endlich aus dem Badezimmer kam, und verschwand dann irgendwann mit ihr zur Dorfbadestelle. Niels traf seine Facebookfreunde. Ylva lag am Steg, und Simone und Elke hockten rauchend neben Kalli und Gustav auf dem Sandhaufen oder kümmerten sich murrend darum, dass die Kinder und auch wir bei all dem süßen Nichtstun nicht verhungerten. »Nie ist man allein«, hatte ich hier gottlob noch niemanden mosern gehört. Wir brauchten nicht viele Worte dafür, dass man sich nach einer Überdosis »Zusammen« gerne und dringend zurückziehen durfte. Ab einem bestimmten Punkt konnten

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