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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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und gebräunt. Doch die Haut hatte etwas Schwammiges, und auf seiner Brust und unter dem Nabel waren die Haare fast weiß. »Kommt ihr gleich auf einen Aperitif rüber?«, fragte Judith.
    Zum Schluss machten wir noch eine Runde durch denGarten. Neben dem Haus stand unter einem überdachten Umgang eine Tischtennisplatte. Über der Tür der Garage hing ein Basketballkorb. Die Erde im Garten war trocken und braun, fast rot. Von der Terrasse führte eine kleine Treppe zum Swimmingpool.
    »Wenn ihr noch schnell reinspringen wollt – es ist sehr erfrischend«, sagte Judith. Caroline und ich sahen einander an. »Ach, vielleicht später«, sagte Caroline.
    Der Swimmingpool hatte die Form einer Acht. In der Mitte war eine kleine Steininsel, ein Meter im Durchmesser, aus der ein dünner Wasserstrahl in die Höhe stieg. Im Wasser trieben Luftmatratzen, Schwimmreifen und ein grünes Aufblaskrokodil mit Griffen am Kopf. Ganz hinten, im größeren Kreis der Acht, war ein Sprungbrett.
    »Hier verbringen wir unsere Tage«, sagte Judith. »Zum Strand kriegt man sie nur mit Gewalt.«
    Lisa und Thomas kamen aus dem Haus gerannt. Judiths Jüngster bremste nicht, als er den Swimmingpool erreichte, er schien sich nur nicht zwischen einem Kopfsprung und einer Arschbombe entscheiden zu können. Halb auf den nassen Platten ausrutschend, landete er im Wasser.
    »Thomas!«, rief Judith.
    »Komm, Lisa, komm!«, rief er. Er fuchtelte mit den Armen, und wir mussten ein paar Schritte zurückgehen, um nicht nass zu werden. »Lisa! Lisa! Komm!«
    Und da war meine Jüngste. Sie hielt kurz an, bevor sie sich ins Wasser stürzte.
    »Lisa«, sagte Caroline, »Lisa, wo ist Julia?«
    Lisa hatte sich auf das Krokodil geschwungen, doch sie wurde von Thomas sofort wieder ins Wasser gezogen. »Was, Mama?«, fragte sie, als sie wieder auftauchte.
    »Wo ist Julia?«
    »Keine Ahnung. Im Haus, glaube ich.«
    Nach den Sardinen kam der Rochen. Er war so riesig, dass er fast den ganzen Grillrost bedeckte. Die Rauchentwicklung nahm zu. Auf ein Eisentischchen hatte Ralph eine Schüssel mit noch mehr Meerestieren gestellt. Hauptsächlich Tintenfische. Alle möglichen Sorten: Tintenfische mit weißen, runden Hinterleibern und den Armen an der Vorderseite, Tintenfische mit einem pilzförmigen Oberkörper, unter dem die Arme in einer Traube hingen, und die mehr krakenartigen mit den bekannten Saugnäpfen an den langen Greifarmen, die über den Schüsselrand baumelten.
    »Wir kaufen die Fische immer in einem Laden im Dorf, der sie direkt von den Fischern bezieht«, sagte Ralph, während er sich mit einer Hand den Rauch aus dem Gesicht wedelte. »Von außen sieht man gar nicht, dass man da was kaufen kann. Meist ist der Rollladen runter. Sie machen nur auf, wenn der Fisch geliefert wird. Frischeren Fisch findest du nirgends.«
    Da ich damit beschäftigt war, so unauffällig wie möglich eine Sardinengräte zu entfernen, die sich an einer unmöglichen Stelle hinter den Vorderzähnen in den Gaumen gebohrt hatte, brummte ich nur etwas. Ich saß dem Grill am nächsten und bekam den meisten Rauch ab. Er stank weniger durchdringend als bei den Sardinen, aber ich hatte sowieso keinen Appetit mehr. Ich schenkte mir von dem Weißwein nach, nahm einen großen Schluck und versuchte, mit der Zungenspitze die Sardinengräte zu erwischen, handelte mir aber nur ein paar gemeine Stiche ein.
    »Es sind dreizehn Folgen geplant«, sagte Stanley zu Caroline. »Jeweils fünfzig Minuten. Es wird wahrscheinlich die teuerste Produktion der Fernsehgeschichte.«
    Caroline und ich saßen nebeneinander, Stanley und Emmanuelle uns gegenüber. Emmanuelle rauchte eine lange Filterzigarette und schnipste die Asche auf ihren Teller mit Sardinenresten. Obwohl es inzwischen ziemlich dunkel war,hatte sie immer noch ihre Sonnenbrille auf, Größe XXL . Man wusste nicht, wohin sie blickte.
    »Kennst du The Sopranos ?«, fragte Stanley Caroline. »The Wire?«
    »Von den Sopranos haben wir fast alle Staffeln auf DVD «, sagte Caroline. »Ich finde sie fantastisch. Auch großartig gespielt. Und über The Wire haben wir von vielen Leuten gehört, dass es sehr gut sein muss, aber wir sind noch nicht dazu gekommen. Und Desperate Housewives ? Kennst du Desperate Housewives ? Davon haben wir auch ein paar DVD – Boxen.«
    » The Wire ist wirklich das Beste. Du musst es sehen, du wirst sofort süchtig danach. Die meisten Schauspieler sind schwarz, deshalb sind die Einschaltquoten auch niedriger als bei den Sopranos .

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