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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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fühlte sie sich leicht an.
    »Sind Sie jetzt auch der neue Hausarzt meiner Tochter?«, fragte die alte Frau, ohne mich anzusehen.
    »Nein, Mama«, sagte Judith. »Das habe ich dir doch schon erklärt. Er ist nur Ralphs neuer Hausarzt.«
    Judiths Mutter wendete mir ihr Gesicht zu. »Aber am Telefon haben Sie mir damals etwas anderes gesagt. Sie sagten damals –«
    »Darf ich?«, fragte ich. Ich griff nach der Zigarettenschachtel und dem Feuerzeug auf dem Tisch.
    »Mama, du musst schon stillhalten, sonst geht alles daneben«, sagte Judith.
    »Er hat gesagt, er wäre euer Hausarzt«, sagte Judiths Mutter.
    Ich zündete die Zigarette an, warf die leere Bierdose in den Treteimer und nahm mir eine neue aus dem Kühlschrank. Judith sah mich fragend an. Ich zuckte die Achseln.
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte ich, während ich Judiths Blick erwiderte. »Es wird wohl so sein. Ich muss etwas zerstreut gewesen sein, als ich sagte, ich sei der Hausarzt Ihrer Tochter.«
    Es funktionierte immer, wie ich aus langjähriger Erfahrung wusste: alten Leuten Komplimente über ihr noch tadelloses Gedächtnis machen.
    Und in der Tat sagte Judiths Mutter jetzt: »Siehst du!« Judith zwinkerte mir zu. Und ich zwinkerte zurück. »Siehst du, ich habe kein Alzheimer!«
    »Dafür bist du noch viel zu jung, Vera«, sagte ich.
    Vielleicht hatte das Bier mich übermütig gemacht. Ich hatte Judiths Mutter bis dahin noch nicht beim Vornamen genannt. Aber das funktionierte immer, wie ich wusste, nicht nur aus meiner Erfahrung als Arzt: Frauen beim Vornamen nennen. So oft wie möglich. Am liebsten in jedem Satz.
    Judiths Mutter (Vera) kicherte.
    »Er ist ein netter Mann«, sagte sie zu ihrer Tochter. Das Lackieren der Nägel war beendet. Sie stand auf und wedelte mit den Händen. »Ja, wirklich. Ich habe gesehen, wie er mit seinen Töchtern umgeht.«
    Erst jetzt blickte sie mich an. Ihre Wangen färbten sich leicht. Die fast faltenlosen Wangen einer Frau, die aller Wahrscheinlichkeit nach ein geregeltes Leben geführt hatte. Ohne Ausschweifungen. Ein Leben mit Vollkornbrot und Buttermilch. Mit langen Radtouren durch Naturschutzgebiete.
    »Ja, ja«, sagte sie und schaute mir jetzt direkt ins Gesicht. »Ich habe Augen im Kopf. Ich habe gesehen, wie lieb du zu deinen Töchtern bist. So sind nicht alle Väter. Und deine Töchter zeigen deutlich, dass sie dich lieben. Das ist nicht gespielt. Das ist echt.«
    Diesmal wurde ich rot. Zum einen konnte ich mich nicht erinnern, dass Judiths Mutter je so viele Sätze hintereinander gesagt hatte – und schon gar nicht zu mir. Und zum anderen meinte ich, so etwas wie Kritik herauszuhören, es war ein leicht sarkastischer Unterton in dem »So sind nicht alle Väter«. Vielleicht war es nur Einbildung, aber als sie den Satz aussprach, hatte sie ganz kurz zu ihrer Tochter hingeschaut.
    Ich sah ihr in die Augen. Ich wollte sie vor mir warnen. Vielleicht war sie enttäuscht über die Wahl ihrer Tochter. So sind nicht alle Väter . Sie fand mich »nett«. Netter als Ralph Meier allem Anschein nach. Doch so nett war ich nun auch wieder nicht – jedenfalls nicht so, wie sie sich das vorstellte.
    Vom Garten drang Gelächter zu uns herauf. Jemand klatschte in die Hände. Ein anderer pfiff auf den Fingern. Judiths Mutter drehte sich zum Fenster, und auch Judith sah hinaus.
    »Oh, seht euch das an!«, sagte sie.
    Ich konnte mich links vom Küchentisch neben Judiths Mutter stellen oder rechts neben Judith, die noch immer auf ihrem Stuhl saß.
    Ich stellte mich neben Judiths Mutter.
    Unten beim Swimmingpool standen Julia und Lisa auf dem Sprungbrett. Alex und Thomas saßen auf dem Beckenrand und ließen die Füße ins Wasser baumeln. Zuerst ging Julia nach vorne, blieb kurz stehen, wippte ein paarmal und streckte die Arme in die Höhe wie eine Ballerina, ließ dann ihre Händeam Körper entlanggleiten, drehte sich zweimal um ihre Achse und ging wieder zurück. Es war Alex, der klatschte, Thomas pfiff dreimal hintereinander laut auf den Fingern.
    Jetzt war Lisa an der Reihe. Sie war viel schneller ganz vorne als ihre ältere Schwester, im Nu stand sie am Ende des Sprungbretts, wo sie sich so schnell um die eigene Achse drehte, dass sie das Gleichgewicht verlor und rückwärts ins Wasser fiel. Jetzt klatschten beide Jungen. Alex packte den Gartenschlauch, rollte ihn aus, öffnete den Wasserhahn und richtete den Strahl auf Julia. Sie würde wahrscheinlich wegrennen, dachte ich, doch sie blieb stehen. Sie reckte

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