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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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war schön, und sie roch gut. Man war besser nicht mit einer Frau wie Judith verheiratet. Dann müsste man jedes Mal, wenn sie ins Zimmer kam, die Füße vom Tisch nehmen. Man müsste den Rasen rechtzeitig mähen, dürfte kein Bier im Bett trinken. Wenn man rülpste oder furzte, würde sie die gleiche missbilligende Miene aufsetzen, wie sie es bei dem Abschuss des Topfes gemacht hatte. Aber ich war nicht mit ihr verheiratet. Gott sei Dank. Heute Abend würde sie mir gehören und noch ein paarmal danach, später, wenn wir alle wieder zu Hause waren.
    In gewissem Sinne, muss ich gestehen, machte mich ihre nörglerische Art sogar scharf. Eine Frau, die nicht über den Furz eines Mannes lachen konnte, die ihn am liebsten der Klasse verweisen würde . Er muss auf dem Flur warten, bis sie ihn wieder hereinruft. Bei dieser Vorstellung rührte sich mein Schwanz in den Shorts. Ich widerstand der Versuchung, sie mir gleich hier und jetzt zu greifen und ohne große Umstände in den Sand zu werfen. Wer nicht wagt, der nichtgewinnt. Eine halbe Vergewaltigung, das mögen Frauen. Alle Frauen.
    »Ich kann mir gut vorstellen, dass es manchmal anstrengend mit ihm ist«, sagte ich. »Andererseits langweilst du dich bestimmt selten mit ihm. Ich meine, ihm fällt doch andauernd was Neues ein.«
    Ich selber würde mich zu Tode langweilen. Schon nach dem ersten Tag. Aber ich war keine Frau. Ich war keine Frau wie Judith. Keine Meckerziege. Keine blöde Tussi. Eine Tussi, die es besorgt kriegen wollte, das schon, aber da war es ein bisschen wie mit allen Männerfantasien über Frauen in verantwortungsvollen Positionen (Stewardessen, Lehrerinnen, Huren): Es war vor allem so schrecklich durchschaubar . Und es war diese Durchschaubarkeit, die mich noch am meisten erregte. Frauen, die über alles meckern. Über Böller, über die Ruhestörung oder über Töpfe, die hundert Meter in die Luft geschossen werden, über ihre Männer, die sich wie kleine Jungen benehmen, aber dabei … dabei holen sie einem den Schwanz mit einem Griff aus der Hose und wollen, dass man sie fickt, bis man hinten anstößt.
    »Ich fühle mich oft einfach respektlos behandelt«, sagte Judith. »Wenn andere dabei sind, finde ich das am schlimmsten. Er kriegt es immer wieder hin, mich als ewige Nörglerin hinzustellen. Und weil ich keine Lust habe, mich mit ihm zu streiten, wenn andere dabei sind, gehe ich eben weg.«
    »Okay«, sagte ich.
    Okay war das neue Modewort. Am Anfang hatte ich mich noch dagegen gesträubt, wenn meine Töchter es bei passender und unpassender Gelegenheit verwendeten, doch wie das so oft ist mit Modewörtern, sie sind ansteckend. Und dieses war besonders praktisch: Es drückte sowohl Zustimmung als Verständnis aus.
    »Ich habe angefangen, darauf zu achten. Er macht das nicht nur bei mir, er macht es bei allen Frauen. Ich meine, einerseitsist er sehr charmant, aber andererseits hält er Frauen einfach für dümmer als Männer. Ich weiß nicht, etwas in seiner Stimme, wie er sie ansieht …«
    »Okay«, wiederholte ich.
    »Um offen zu sein: Ralph ist ein Frauenheld. Deswegen hab ich mich ja auch in ihn verliebt. Wie er einen ansieht, wie er mich ansieht, da fühlt man sich als Frau einfach schön. Begehrenswert. Das findet eine Frau wunderbar, wenn ein Mann sie so ansieht. Doch es dauert eine Weile, bis man dahinterkommt, dass so jemand sich nicht nur für einen selbst, sondern auch für alle andere Frauen interessiert.«
    Ich beschloss, diesmal gar nichts zu sagen. Ich dachte an den Frauenhelden Ralph. An den schmierigen Blick, mit dem er Caroline betrachtet hatte.
    »Hat Caroline mal etwas erwähnt? Ich meine, du hast eine schöne Frau, Marc. Es würde mich nicht wundern.«
    »Nicht, dass ich wüsste. Sie hat jedenfalls nie etwas gesagt.«
    Ich starrte in die Ferne. Die Lichter der anderen Bar kamen immer näher. Ich musste mich beeilen, wenn ich noch länger wartete, war es zu spät – doch es war der falsche Augenblick. Vor allem das falsche Gespräch.
    »Und dann ist da noch was«, sagte Judith; sie war stehen geblieben. Das war gut. Solange wir uns nicht bewegten, stand auch die Zeit still. »Du musst mir versprechen, es niemandem zu sagen. Niemandem. Auch deiner Frau nicht.«
    Ich konnte ihr Gesicht nicht gut sehen, nur ihre Silhouette vor dem dunklen, rauschenden Meer. Das und etwas, was sich in ihren Augen spiegelte: ein schwaches Licht, nicht viel heller als die Flamme einer Kerze.
    »Ehrenwort«, sagte ich. Keine Menschenseele war zu

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