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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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ihr denn nicht begegnet?«, fragte Alex.
    Irgendetwas machte mich stutzig. Vielleicht war es der Ton seiner Stimme. Als meinte er nicht wirklich, was er sagte, als hätte er eine Frage gestellt, die man von ihm erwartete.
    Er hatte die ganze Zeit nur seine Mutter angesehen. Er traut sich nicht, mir in die Augen zu sehen, dachte ich. Er fühlt sich schuldig, weil er nicht besser aufgepasst hat. Auf meine Tochter . Ich hätte ihr nie erlauben dürfen, mit ihm zu gehen. Aber das hatte ich ja auch nicht!
    Am liebsten hätte ich ihn am Kragen gepackt und heftig geschüttelt. Nein, wir waren Julia nicht begegnet. Es war zwar nicht hundertprozentig auszuschließen, dass sie zurückgekommen war und dass wir sie einfach nicht gesehen hatten. Aber Judith hatte deutlich sichtbar auf dem erhöhten Stück Strand gesessen, von wo aus sie Lisa und Thomas beim Fußballspielen zugesehen hatte. Ich selber war höchstens zehn Minuten auf der Toilette des Restaurants gewesen. Sie hätte uns sehen müssen. Wir hätten sie sehen müssen.
    Julia musste hier einfach noch irgendwo sein. Hier oder in der Nähe der Strandbar. Mein Herz klopfte langsam und schwer. Wir haben keine Zeit zu verlieren, jede Sekunde zählt , durchfuhr es mich, und ich wäre beinahe in Lachen ausgebrochen. Ein Satz aus einer Krimiserie, nicht aus meinem Leben, das sich hier und jetzt abspielte.
    Ich rannte los.
    »Marc!«, rief Judith mir nach. »Warte doch!«
    Ich sah mich nicht um. Doch nach einiger Zeit blieb ichstehen. Ich war nicht besonders clever. Zu dritt konnten wir viel mehr ausrichten.
    »Kommt!« Ich winkte. »Macht schon!«
    Während Judith in den Damentoiletten nachschaute, ließ ich mir von Alex den Barkeeper zeigen. Doch an der Theke drängten sich die Leute, er müsse wieder an die Arbeit. Ich bin der Vater, schrie ich ihm ins Ohr. Ich sah ihm an, dass er sich Mühe gab, sich in mich hineinzuversetzen, es wollte ihm aber nicht so recht gelingen. Kleine Mädchen werden groß , las ich in seinem Blick. Sie machen Dinge, die den Papa nichts angehen. Ich bahnte mir einen Weg durch die tanzende Menge, aber es hatte wenig Sinn, mich bei irgendwelchen wildfremden Leuten zu erkundigen, ob sie ein dreizehnjähriges Mädchen gesehen hatten. Da sah ich Judith allein am Rand der Tanzfläche stehen, sie lehnte an einem der Barhocker.
    »Wo ist Alex?«
    »Ich habe ihn zurückgeschickt.«
    Ich starrte sie an.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll seinen Vater suchen. Vielleicht ist Julia ja inzwischen dort.«
    Ich schaute ihr ins Gesicht, das im Rhythmus der roten und gelben Discolampen aufleuchtete. Noch vor weniger als einer Stunde war es mein größter Wunsch gewesen, dieses Gesicht in meine Hände zu nehmen und zu küssen, jetzt stand darin nur die Sorge der Mutter geschrieben. Nicht die Sorge um meine Tochter, nur die um ihren Sohn. Und wieder blitzte in meinem Kopf der Gedanke auf, dass etwas an der Geschichte, wie Alex sie erzählt hatte, nicht stimmte – oder dachte ich das erst viel später? Vor allem mit der Zeit stimmte etwas nicht. Wieso hatte Alex sich hier so lange herumgedrückt, warum hatte er sich nicht gleich auf den Weg zu uns gemacht? Er weinte, als wir ihn trafen – aber fing er erst an zu weinen, als er seine Mutter sah?
    »Er hätte uns helfen können«, sagte ich. »Er hätte uns jemanden zeigen können, mit dem Julia getanzt hat. Vielleicht wäre ihm etwas aufgefallen.«
    »Ich finde, er braucht jetzt seinen Vater. Er ist völlig durcheinander, Marc. Du hast doch gesehen, wie schuldig er sich fühlt. Dir gegenüber.«
    Seinen Vater, dachte ich und hätte fast laut gelacht. In der Tat, bei seinem Vater war er besser aufgehoben. Vielleicht konnte der ihm beibringen, wie man mit dem Widerstand junger Mädchen fertig wird.
    »Hat er Gründe, sich schuldig zu fühlen, Judith?«, fragte ich – und bereute es sofort. Es war mir nicht gelungen, meine Zweifel an Alex’ Version der Geschichte für mich zu behalten, und das war nicht gut. Jetzt hatte ich seine Mutter alarmiert. Es würde schwieriger werden, ihn später bei einer Lüge zu ertappen.
    »Marc, bitte …«, sagte Judith, »er ist doch noch ein Kind. Julia war plötzlich weg. Dafür kann er doch nichts. Du hast doch gehört, wie es gelaufen ist. Vielleicht wäre uns das nicht passiert. Aber es war Julia, die abgehauen ist, nicht Alex.«
    Wieder starrte ich Judith an. In Gedanken zählte ich bis zehn. Ich beobachtete, wie das Discolicht über ihre Stirn, ihre Wangen und ihren Mund

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