Sommerkind
sie zum Poll-Rory gehen und es herausfinden.
Doch als der Meteorologe gerade seine vage Prognose zu Hurrikan Bernadette abgab, klopfte es an die Verandatür. Rory.
“Daria? Bist du zu Hause?”, rief er.
“Komm rein”, antwortete sie und wartete ungeduldig, dass er ins Wohnzimmer kam. “Ich wäre später auch noch rübergekommen.”
Rory nahm am anderen Ende des Sofas Platz. “Geht es um Bernadette?” Sein Blick war auf den doughnutförmigen Wolkenkringel auf der Wetterkarte gerichtet.
“M-hm. Sie ist ein Monstrum.”
“Wann wird sie hier sein?”
“Sie sind gar nicht sicher, ob sie überhaupt kommt.”
Chloe betrat das Zimmer. Sie hatte Shorts und T-Shirt gegen einen Rock und eine Bluse getauscht.
“Hallo Rory.” Der kühle Ton ihrer Stimme irritierte Daria.
“Hi Chloe.” Die Arme vor der Brust verschränkt, drehte sich Rory auf dem Sofa ein Stück zu ihr um. “Mir sind übrigens Gerüchte zu Ohren gekommen.”
“Worüber?”, fragte Chloe. Bei dem Gedanken, dass Rory auf dieselben Gerüchte anspielte, von denen auch sie gehört hatte, drehte sich Daria der Magen um. Keine gute Idee, Chloe darauf anzusprechen.
“Man erzählt sich, dass Pfarrer Macys Unfall eigentlich ein Selbstmord war”, antwortete er. “Hat eine von euch so was auch gehört?”
Chloe verdrehte die Augen.
“Wo hast du das her?”, fragte Daria.
“Zack hat gehört, wie sich ein paar Jugendliche darüber unterhalten haben.”
“Das ist lächerlich, Rory”, meinte Chloe. “Und es ist wenig hilfreich, diesem Getratsche Glauben zu schenken.”
“Ich weiß nicht”, entgegnete er. “Ich finde es schon irgendwie verdächtig. Ich meine, er ist nur wenige Tage nach unserem Gespräch gestorben. Und er war ziemlich deprimiert, als ich dort war. Vielleicht wusste er irgendwas über Shellys Vergangenheit und hat sich deshalb umgebracht. Vielleicht wollte er sein Wissen mit ins Grab nehmen.”
Daria bemerkte, dass Chloes Ohrenspitzen gerötet waren – ein unverkennbares Zeichen für einen Zorn, den sie an ihrer Schwester seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.
“Ich bin sicher, deine Unterredung mit ihm hat damit nicht das Geringste zu tun”, sagte Chloe kalt. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, ihre Augen funkelten. “Du glaubst wohl, alles dreht sich nur um dich und deine dämliche Fernsehsendung, was? Wahrscheinlich beschließt du jetzt, auch noch eine Folge über dieses neue Geheimnis zu machen: 'Die geheimen Qualen des Sean Macy'.” Abrupt wandte sie sich an Daria. “Ich muss jetzt zur Kirche. Ich hoffe, dieser Rufmord ist noch keinem der Gemeindemitglieder zu Ohren gekommen.”
Chloe machte auf dem Absatz kehrt, marschierte zur Haustür und warf sie hinter sich ins Schloss.
“Puh”, meinte Rory. “Warum werde ich bloß das Gefühl nicht los, dass sie schlecht auf mich zu sprechen ist?”
Mit einem Seufzer lehnte sich Daria ins Polster zurück. “Wir haben gestern Abend über genau diese Sache mit Shelly gesprochen”, sagte sie. “Ich glaube, es war einfach zu viel für Chloe, schon wieder von diesen Gerüchten zu hören.”
“Vielleicht sollte ich ihr nachgehen und mich entschuldigen.”
“Ich würde sie jetzt lieber in Ruhe lassen.” So aus der Haut zu fahren war dermaßen untypisch für Chloe, dass Daria keine Ahnung hatte, wie sie auf Rorys Entschuldigung reagieren würde. “Ich kann mir gut vorstellen, dass sie in ein paar Tagen, wenn die Wunde nicht mehr so frisch ist, zugänglicher ist. Außerdem will ich jetzt endlich wissen, wie es gestern mit Grace war.” Sie schob die nackten Füße unter ihren Po und blickte Rory erwartungsvoll an.
“Na ja, sie ist ziemlich durcheinander, so viel steht fest. Aber ich glaube, sie hat keinen blassen Schimmer, dass Shelly in den Tod ihrer Tochter verwickelt ist.” Daria hörte still und aufmerksam zu, als er ihr im Detail von seinem Gespräch mit Grace berichtete. Ihm Gegensatz zu ihm nahm sie Grace längst nicht alles ab.
“Sie tat mir ehrlich leid”, sagte Rory. “Ich habe das Gefühl, sie hatte sich in ihren Lügen um die Trennung und ihr Kind hoffnungslos verstrickt. Immerhin hat sie mir all diese Dinge bei unserer ersten Begegnung erzählt, und da wusste sie schließlich noch nicht, dass wir uns wiedersehen würden. Später hielt sie es vermutlich für einfacher, bei der Geschichte zu bleiben. Übrigens hatte sie keine Brustamputation. Sie wurde am Herzen operiert. Sie hat eine Krankheit namens Marfan-Syndrom.”
“Pamela, die
Weitere Kostenlose Bücher