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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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vor Shellys Geburt mit Cindy zusammen war. Also im September. Das ist zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Außerdem hat Shelly mit niemandem aus unserer Familie Ähnlichkeit.”
    Grace hatte den Wagen inzwischen am Straßenrand vor dem Poll-Rory geparkt. Rory ging ihr mit Jill entgegen, um sie zu begrüßen.
    “Und was macht Brian heute?”, fragte er.
    Jill lachte. “Er ist Jugendrichter. Wenn das keine Ironie ist. Er hat drei Mädchen, alle im Teenageralter, und ist der strengste Vater, den man sich vorstellen kann.”
    Grace stieg aus, Rory stellte die beiden Frauen einander vor und ging dann mit Grace zurück auf die Veranda, wo die Zeitung mit dem Kinoprogramm lag. Sie wollte sich gerade setzen, um es durchzusehen, da zeigte Grace in Richtung Strand.
    “Da ist Shelly”, sagte sie.
    Rory drehte sich um und sah Shelly etwas östlich von seinem Cottage auf dem Weg vom Strand zur Sackgasse durch den Strandhafer streifen. Er hatte sie vor mehreren Stunden aufbrechen sehen, unmittelbar nach dem Mittagessen. War dies ihr zweiter Spaziergang? Oder war sie tatsächlich den ganzen Nachmittag am Strand unterwegs gewesen?
    Als Shelly sie sah, lächelte sie ihnen zu. “Hi Rory”, rief sie. “Hallo Grace.” Sie trug einen hellblauen Badeanzug mit hohem Beinausschnitt, der Muschelbeutel hing wie immer locker um ihre Hüften.
    “Hast du einen schönen Spaziergang gemacht?”, fragte Grace.
    “Es ist immer schön.” Shelly blieb nur wenig entfernt stehen. “Rory, ich habe mit Zack gesprochen”, sagte sie. “Es ist so cool, dass du mit ihm Drachenfliegen warst.”
    “Ja, es war toll”, erwiderte Rory.
    “Wir wollen ins Kino gehen”, meinte Grace. “Hast du Lust mitzukommen?”
    Die Einladung überraschte Rory. Nicht, dass es ihn stören würde, wenn Shelly mitkäme, aber er selbst hätte sie nicht eingeladen. Das sollte doch ein
Date
sein. Zumindest hatte er das gedacht. Bei Grace lagen die Dinge vielleicht anders. Doch eigentlich ärgerte ihn etwas ganz anderes: Hätte nicht Shelly, sondern Zack dort gestanden und mit ihnen geredet, hätte Grace bestimmt nichts gesagt.
    “Nein, danke”, lehnte Shelly ab. “Ich arbeite gerade an einer Kette für Jackie. Linda will sie überraschen, also verratet nichts.”
    “Natürlich nicht”, versicherte Grace. Dabei weiß sie vermutlich nicht einmal, wer Jackie ist, dachte Rory.
    Er sah auf die Uhr. “Wir müssen langsam los, Grace.”
    Sie verabschiedeten sich von Shelly, warfen noch einen kurzen Blick auf das Kinoprogramm und stiegen dann in sein Auto. Grace blickte zum Sea Shanty hinüber, wo Shelly auf den Vorstufen vor Betreten des Hauses den Sand von ihren Füßen klopfte.
    “Sie ist wunderschön”, sagte Grace. “Sie könnte ein Model sein.”
    Rory setzte den Wagen zurück und fuhr dann die Sackgasse hoch zur Strandstraße. “Ich denke das Gleiche von dir”, sagte er in dem Bewusstsein, dass er ihr gegenüber zum ersten Mal eine persönliche Äußerung machte.
    “Was meinst du?”, fragte Grace.
    “Dass du ein Model sein könntest. So wie du … dich bewegst. Wie du gehst. Ganz davon abgesehen, dass du sehr schön bist.”
    Hatte er auf ihren Wangen etwas Farbe gesehen?
    “Das hat mir schon lange niemand mehr gesagt”, erwiderte sie.
    “Aber es ist die Wahrheit.” Er war froh, es ausgesprochen zu haben. Anscheinend tat es ihr gut. Vielleicht war sie nur deshalb so zurückhaltend, weil sie auf ein Zeichen von ihm wartete. Vielleicht fragte sie sich, wann er endlich den ersten Schritt machen würde.
    Im Kinosaal war er sich ihrer Nähe im Sessel neben ihm nur allzu bewusst. Doch sie hielt sich zurück, machte sogar den Eindruck, als passte sie genau auf, dass sich ihre Arme nicht berührten. So überließ sie ihm die Armlehne zwischen ihren Stühlen. Nach der Hälfte des Films traute er sich, ihre Hand zu nehmen, und sie gestattete es. Ihre Finger waren kalt, und Rory versuchte, sie zu wärmen. Zwar war der Film eine unterhaltsame Komödie, doch Grace lachte in den neunzig Minuten höchstens zwei-, dreimal. Rorys und ihr Sinn für Humor waren wohl etwas verschieden.
    “Hat es dir gefallen?”, fragte er, als sie wieder im Auto saßen.
    “Ja, sehr”, antwortete sie, obwohl sie ganz und gar nicht den Anschein erweckt hatte. Trotzdem lächelte sie, und im Licht der Parkplatzlaternen war ihr Gesicht so hübsch, dass er sie unbedingt küssen wollte.
Jetzt.
    Er lehnte sich zu ihr hinüber, legte eine Hand auf ihre Wange und küsste sie vorsichtig. Sie

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