Sommerküsse voller Sehnsucht
mit diesem Fremden zu tanzen, wenn Ashlyns Hochzeit und das, was sich daraus entwickelt hatte, nicht gewesen wäre?, überlegte Elsa. Sie bezweifelte es. Der neue Haarschnitt, die Farbberatung auf Vanessas Anraten, die Tanzstunde, die sie Laurence verdankte – das alles hatte ihr Selbstvertrauen gegeben. Wenn er nun zu dem Schluss kam, dass alles ein Irrtum gewesen war, dann war sie dadurch zumindest eine mutigere, selbstbewusstere Frau geworden. Sie beschloss, dies auch zu zeigen. Elsa entspannte sich und lächelte ihren Tanzpartner an. Als er zurücklächelte, hielt sie seinem Blick stand.
»Verzeihung!«
Irgendjemand berührte sie an der Schulter und zog sie vorsichtig aus den Armen ihres Tanzpartners. Es war Laurence.
»Verzeihung«, sagte er noch einmal, dieses Mal an den Mann gewandt. »Das ist meine Freundin. Ich fürchte, ich muss sie Ihnen jetzt wegnehmen.« Elsas Herz machte einen kleinen Sprung vor Freude.
»He! Hat die junge Dame denn gar nichts dazu zu sagen?«, protestierte der Schauspieler. Er war kräftiger als Laurence und schien bereit zu sein, notfalls für seine Partnerin zu kämpfen.
»Leider nicht. Komm, Elsa.« Laurence nahm sie an der Hand und zog sie mit sich fort.
»Laurence!« Elsa hatte Mühe, Schritt mit ihm zu halten. »Wo kommst du denn plötzlich her? Ich dachte, du könntest nicht kommen.«
Er blieb erst stehen, als sie eine Art Speisekammer erreicht hatten. Das Fest schien weit entfernt zu sein. »Ich weiß. Aber ich musste es ganz einfach schaffen, egal, wie.«
»Warum hast du mir denn nicht Bescheid gesagt?«, fragte sie. »Ich habe ewig nichts von dir gehört. Ich dachte schon …«
Er wirkte plötzlich ganz zerknirscht. »Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich hatte schrecklich viel zu tun. Und dann habe ich auch noch mein Handy verloren, und bei meinem Laptop war der Akku leer. Alle meine Kontaktnummern waren darauf gespeichert, doch ich konnte ihn da, wo ich war, nicht aufladen.«
»Oh.« Damit waren die meisten Kommunikationsmöglichkeiten ausgeschieden, abgesehen von der Brieftaube natürlich.
Er seufzte tief. »Es tut mir ehrlich leid. Aber jetzt bin ich ja hier.«
Sie nickte.
»Ich musste vom Flughafen aus ein Taxi nehmen. Das hat mich ein Vermögen gekostet.«
»Oje.« Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Elsa, ich bin nicht über fünf Stunden gefahren, um dich nur ›Oh‹ oder mit viel Glück ›Oje‹ murmeln zu hören.«
Sie schaute ihn an und lächelte. Er sah in seinem Dinnerjackett so unglaublich attraktiv aus. Endlich war Laurence wieder bei ihr.
Dann nahm er sie in die Arme und küsste sie.
Es dauerte einen Moment, ehe es richtig funktionierte. Erst stießen ihre Nasen zusammen, danach ihre Zähne, doch dann kam es endlich zu einem leidenschaftlichen Kuss, bei dem Elsa ganz schwindelig wurde. Sie war froh, dass er sie nicht losließ, als er kurz nach Luft schnappte, sonst wären die Beine unter ihr weggeknickt.
»Meine Güte, Laurence«, meinte sie schließlich atemlos. »Das war ein Kuss!«
»Ich hoffe, du weißt jetzt, wie sehr ich dich vermisst habe.«
»Zumindest habe ich eine gewisse Vorstellung.« Ihr wurde auf einmal wunderbar warm.
»Ich weiß, dass wir mit unserer Beziehung noch nicht so richtig weit gekommen sind …« Er stockte.
»Hatten wir eine Beziehung?«
»Also gut, Freundschaft. Aber ich konnte einfach nicht länger warten. Und dieser Gorilla hätte dich mir weggeschnappt, wenn ich nicht eingeschritten wäre.«
Elsa lachte. »Wir haben doch bloß getanzt.«
»Ich weiß nur allzu gut, wohin das führen kann«, meinte Laurence. »Dieser Tanzlehrer stand auch auf dich.«
Elsa fing an zu kichern. Es war so schön und lustig und albern, dass Laurence so eifersüchtig war. »Ehrlich gesagt, glaube ich, der Tanzlehrer ist schwul.«
»Wenn, dann hat er an dem Abend garantiert mit dem Gedanken gespielt, seine Neigung zu wechseln.«
»Dummkopf!« Elsa plapperte weiter, weil sie nicht wollte, dass es unangenehm zwischen ihnen würde. »Als ich so lange nichts von dir gehört habe, habe ich mich gefragt, ob es ein Fehler gewesen war, mit dir zu schlafen. Schließlich kannten wir uns nicht besonders gut. Ich dachte schon, du hättest vielleicht allen Respekt vor mir verloren.«
»Oh, Elsa, das würde ich doch niemals.« Wieder nahm er sie in die Arme und hielt sie lange fest.
Da Elsa noch im Dienst war, für den Fall, dass Carrie irgendein Garderobenproblem hatte, gingen sie langsam
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