Sommerküsse voller Sehnsucht
Empfang. Sie selbst hatte bisher noch kaum ein Wort von sich gegeben, aber sie wusste auch nicht, was sie hätte sagen sollen. Mrs. Lennox-Featherstone flatterte von einem Thema zum nächsten wie ein verwirrter Schmetterling.
»Ich möchte, dass Sie an einer Farbberatung teilnehmen.«
»Wie bitte?«
»Ich kenne eine ganz wunderbare Frau, die Ihnen genau sagt, welche Farben zu Ihnen passen und welche nicht. Das gilt für Kleidung, Make-up, all diese Dinge. Ich werde Sie gern dorthin begleiten. Das wird ein Riesenspaß, glauben Sie mir. Ich vereinbare einen Termin und gebe Ihnen dann Bescheid.«
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen.« Elsa dachte nach. Das klang nach einer ziemlichen Tortur. Und außerdem: Was war schon an Schwarz auszusetzen?
»Nein, meine Liebe, Sie müssen sich nicht bedanken. Ich betrachte das als eine Art Mission. Bei Unterwäsche mache ich das auch. Nicht, dass Sie auf diesem Gebiet Nachhilfe benötigten. Ihr BH sitzt offenbar perfekt. Aber Sie glauben gar nicht, bei wie vielen Frauen die Brustwarze irgendwo auf Ellbogenhöhe hängt. Dabei sollte sie sich genau in der Mitte zwischen Schulter und Ellbogen befinden.«
Elsa hätte fast gekichert. Interessant, womit diese Frau sich beschäftigte.
»Sie dürfen mir das nicht übel nehmen«, fuhr Vanessa fort. »Ich habe manchmal Hummeln im Hintern. Ich bin eben eine Frau mit einer Mission. Eigentlich sollte ich an der Spitze eines multinationalen Konzerns sitzen, aber ich habe alles für die Liebe aufgegeben.« Sie lächelte. »Wie schmeckt Ihnen der Tee?«
»Sehr gut, danke.«
»Ich weiß, es wird viel Theater um gesunde Ernährung gemacht. Doch ich bin davon überzeugt, dass Grüner Tee wirklich hilft.«
»Er schmeckt auf jeden Fall vorzüglich«, wiederholte Elsa und trank noch ein paar große Schlucke. Sobald sie fertig war, konnte sie gehen. Die Zeit, die sie aus Höflichkeit bleiben musste, war jetzt jedenfalls vorbei.
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Vanessa sprang auf, um ranzugehen, und Elsa leerte ihre Tasse in einem Zug.
»Ich kann jetzt nicht reden«, sagte Vanessa. »Ich habe Besuch. Ich rufe dich später zurück.«
Elsa stand auf. »Vielen Dank für den Tee, Mrs., äh, Vanessa. Das war sehr freundlich von Ihnen«, fügte sie schnell hinzu, ehe Mrs. Lennox-Featherstone sie wieder unterbrechen konnte.
Ihre Gastgeberin lächelte. »Es war mir ein Vergnügen. Ich rufe Sie an, sobald ich einen Termin für die Farbberatung habe. Ach, übrigens …«
»Ja?« Es war ganz und gar nicht typisch für Vanessa, eine Pause zu machen, daher musste jetzt etwas Besonderes kommen.
»Laurence Gentle, Ashlyns Trauzeuge, hat mich nach Ihrer Telefonnummer gefragt. Ich habe ihm gesagt, dass ich Sie erst fragen würde, ob Ihnen das recht ist.«
Elsa stutzte. Wozu um alles in der Welt wollte Laurence ihre Telefonnummer haben? Vielleicht brauchte eine seiner Schwestern ein Kleid – wenn er überhaupt eine Schwester hatte. »Kein Problem, Sie können ihm meine Nummer ruhig geben.«
»Er ist wirklich ein sehr netter Mann, das kann ich Ihnen versichern.«
»Ja, er hat einen sympathischen Eindruck gemacht.«
Vanessa lächelte. »Mit ›nett‹ meine ich nett auf eine altmodische Weise. Ein bisschen versponnen manchmal, aber er ist noch Junggeselle, da kommt das schon mal vor.«
»Tatsächlich?«
»Natürlich. Wenn Männer nicht homosexuell sind und keine Partnerin haben, können sie ziemlich seltsame Marotten entwickeln. Dann gebe ich ihm also Ihre Nummer. Oh, und danke, dass Sie mir das Kleid zurückgebracht haben. Ich weiß noch gar nicht, was ich damit machen soll.«
»Sie könnten es bei Ebay verkaufen«, schlug Elsa vor.
»Ich glaube, das ist nichts für mich. Nein, ich werde mir was anderes ausdenken.«
Als Elsa schließlich davonfuhr, gingen ihr Vanessas Worte noch einmal durch den Kopf. Was immer sie mit dem Brautjungfernkleid anfangen würde, sie, Elsa, würde es ganz sicher nicht in einen Schrank hängen und verstauben lassen.
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Kapitel 7
A ls Sarah am Sonntagmorgen aufgewacht war, hatte sie sich wie gerädert gefühlt. Sie hatte schlecht geschlafen. Nach großen Ereignissen schlief sie immer schlecht, und Ashlyns Hochzeit war ein großes Ereignis gewesen. Ihr Kopf brauchte erst eine Weile, bis er die Gedanken an Sitzordnungen, Blumendekorationen und potenziell ineffektives Personal loswurde. Doch dieses Mal gab es noch einen weiteren Grund für ihre
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