Sommerküsse voller Sehnsucht
»Kommen Sie mit.«
Elsa hob den Kleidersack hoch, damit er nicht über den Boden schleifte, und folgte dem Hausmädchen durch einen langen, mit Parkett ausgelegten Korridor, bis sie in einem großen sonnendurchfluteten Raum standen. Schwere Flügeltüren öffneten sich zum Garten. Mrs. Lennox-Featherstone telefonierte gerade. Sie zeigte auf einen kleinen Tisch und zwei Stühle, die am Fenster standen. Elsa ging darauf zu, blieb aber stehen und hielt das Kleid so, dass es nicht zerknitterte. Dabei versuchte sie, so zu tun, als hörte sie nicht, was die offenbar erregte Mrs. Lennox-Featherstone sagte.
»Das ist wirklich die Höhe!«, schimpfte sie ins Telefon. »Wie soll ich das denn bitte schön machen? Das ist einfach lächerlich.« Sie knallte den Hörer auf.
»Das treibt mich in den Wahnsinn! Die verdammte Versicherung will für eine Immobilie nicht aufkommen, nur weil sie leer steht!«
»Nein?«, antwortete Elsa höflich.
»Nein. Wir haben hier in der Nähe ein kleines Cottage, das wir im Herbst renovieren wollen, aber wenn es bis dahin abbrennt, bekommen wir keinen Cent. Nur weil es leer steht. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für einen Brand doch viel höher, wenn ein Haus bewohnt ist, oder?«
»Sollte man meinen«, antwortete Elsa.
»Wenn Sie also jemanden kennen, der für ein paar Monate eine Bleibe sucht, lassen Sie es mich wissen. Das ist viel zu kurz, um es an jemanden zu vermieten, und als Ferienhaus taugt es im Moment auch noch nicht.« Mrs. Lennox-Featherstone seufzte noch einmal tief, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit ihrem Gast zu.
»Was soll ich mit dem Kleid machen?« Elsa fühlte sich unter Mrs. Lennox-Featherstones durchdringendem Blick ein bisschen unbehaglich. »Es müsste irgendwo aufgehängt werden.«
»Geben Sie es mir.« Sie legte den Sack über einen Stuhl. »So, jetzt lassen Sie sich erst mal anschauen. Ich wusste es!«, rief Mrs. Lennox-Featherstone nach kurzem, kritischem Mustern. »Schwarz ist ganz und gar die falsche Farbe für Sie. Ich schätze, Sie sind ein Sommertyp, aber das muss ich noch genauer überprüfen. Setzen Sie sich.«
Gehorsam setzte Elsa sich auf den Stuhl, auf den sie zeigte, und fragte sich, wovon ihre Gastgeberin eigentlich sprach.
Mrs. Lennox-Featherstone setzte sich auf den anderen Stuhl. »Sie sind wirklich ein hübsches Mädchen. Der Pony steht Ihnen ausgezeichnet – sehr Audrey-Hepburn-like. Diese Friseurin ist äußerst begabt.«
»Ja, das ist sie tatsächlich.« Elsa war froh, etwas sagen zu können. »Sie ist eine Freundin von mir.« Nach gestern Abend glaubte sie, das behaupten zu können.
»Wirklich? Arbeitet sie regelmäßig nebenher? Ich hätte nämlich eine Idee. Ich betreue eher ehrenamtlich eine Gruppe alter Damen, mit denen ich gern ins Theater gehen würde. Es würde ihnen sicher Spaß machen, wenn wir uns vorher zurechtmachen ließen, dann würden sie sich ganz besonders verwöhnt vorkommen. Aber dann müsste Ihre Freundin noch eine Kollegin mitbringen«, überlegte sie. »Haben Sie vielleicht ihre Telefonnummer? Oder, noch besser, eine Visitenkarte?«
»Nein, eine Visitenkarte habe ich nicht. Aber ich habe ihre Handynummer in meinem Telefon gespeichert. Allerdings weiß ich nicht, ob sie neben ihrer normalen Arbeit und den Hochzeiten so etwas übernehmen würde.« Bron hatte zwar angedeutet, dass sie gern selbstständig arbeiten würde, doch Elsa wollte sie zu nichts drängen, wozu sie nicht bereit war.
»Schreiben Sie die Nummer bitte für mich auf?« Elsa bekam einen Notizblock und einen kleinen goldenen Füllhalter in die Hand gedrückt. »Ah, da kommt ja Olga mit dem Tee. Ist grüner Zitronentee in Ordnung? Er soll ja Wirkstoffe gegen Krebs enthalten. Sie können natürlich auch ein Wasser haben, wenn Ihnen das lieber ist.«
Olga stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Eine Teekanne, zwei Porzellantässchen nebst Untertassen, eine Flasche Wasser und zwei Gläser standen darauf.
»Tee wäre perfekt, danke, Mrs. Lennox-Featherstone«, antwortete Elsa.
»Nennen Sie mich doch Vanessa. Mein Nachname klingt für mich immer so, als hätte jemand in ein Kissen gebissen und sich daran verschluckt.«
Elsa lächelte. Das war wirklich ein treffender Vergleich.
»Braves Mädchen.« Vanessa nahm die Kanne und begann einzugießen. »Ich würde Ihnen jetzt gern ein Geschenk machen. Nein, kein Widerspruch, das haben Sie verdient. Schließlich haben Sie meiner Tochter die Hochzeit gerettet. Bitte sehr, Ihr Tee.«
Elsa nahm die Tasse in
Weitere Kostenlose Bücher