Sommerküsse voller Sehnsucht
Wir werden richtig heiraten, und ich möchte natürlich, dass du unsere Hochzeit organisierst.«
Lily sagte das so, als würde sie ihrer Schwester damit einen großen Gefallen tun. Offenbar hatte sie ganz vergessen, dass das Ausrichten von Hochzeiten Sarahs Job war. Doch dann begriff Sarah, dass Lily nicht nur um ihre Hilfe, sondern vor allem um ihre Zustimmung bat. Wenn sie die Hochzeit für ihre kleine Schwester organisierte, war das so, als gäbe sie ihren Segen dazu. Lily hatte immer zu ihrer Schwester aufgeschaut, und seit dem Tod ihrer Mutter und der neuen Heirat ihres Vaters war Sarah für sie eher wie eine Mutter gewesen, statt wie eine Schwester. Umgekehrt verspürte Sarah für Lily immer einen ganz besonderen Beschützerinstinkt.
Sie holte tief Luft und verdrängte alle Vorbehalte. Schließlich war Dirk tatsächlich ganz anders als Rex. »Natürlich werde ich dir helfen«, versprach sie. »Ich erkläre dir alles, was du wissen musst, aber ich weiß nicht, ob ich Zeit habe, die Hochzeit zu organisieren.«
»Du brauchst ja gar nicht viel zu tun.« Wieder flog Lily ihrer Schwester um den Hals. »Wir gehen einfach auf eine Hochzeitsmesse. Da finden wir alles, was wir brauchen.«
Sarah war trotz des starken Kaffees müde. Sie lachte. Typisch ihre Schwester! Als wäre es mit einem Stapel Prospekten und ein paar Warenproben getan. Als zählten ihre ganze Erfahrung und ihr ganzes Wissen weniger als eine Massenveranstaltung, bei der Horden von Menschen einem Dinge zu verkaufen versuchten, die man eigentlich gar nicht brauchte. Aber so war Lily, und das Beste war, einfach einzulenken. »Also gut. Wann fahren wir zu dieser Messe?«
»Jetzt. Sie findet heute statt. Deshalb bin ich ja schon so früh hier.«
»Ich habe im Moment leider gar …«
»Ach, komm schon, sei nicht so eine Spielverderberin! Du bist immer so langweilig!« Lily sprang auf, drückte sich an ihre Schwester und umklammerte ihren Arm.
Sarah seufzte und dachte an Hugo. Lily war vermutlich nicht die einzige Person, die so dachte. »Also gut, ich komme mit. Wo müssen wir denn hin?«
»Darüber reden wir später. Bevor wir losfahren, wollte ich dir gern noch etwas zeigen.« Lily angelte nach ihrer Plastiktüte und zog ein Skizzenbuch hervor, das Sarah irgendwie bekannt vorkam.
»Meine Güte! Das hast du noch? Da hast du doch früher immer Bilder eingeklebt, die du aus Zeitungen ausgeschnitten hattest, und Geburtstagskarten und Briefe von deinen Freundinnen.«
»Damit habe ich aufgehört, als ich zehn war«, antwortete Lily beleidigt. »Das ist ein neues.« Sie schlug das Buch in der Mitte auf und legte es auf Sarahs Knie. »Fang hier an.«
Sarah begann zu blättern. Es gab seitenweise eingeklebte Hochzeitskleider, traumhafte Designer-Roben aus edler Seide, mit Pailletten bestickt, oder andere, bei denen die Rückseite komplett aus Rüschen bestand – ganz kleine an der Korsage, die dann nach unten immer bauschiger wurden. Sarah schaute genauer hin. Dieses eine hatte sogar zusätzlich Pailletten an der Unterkante jedes Volants. Sie kannte sich aus mit Hochzeitskleidern und wusste, aus welchen Magazinen diese Traumkleider ausgeschnitten worden waren. Was sie so irritierte, war die Tatsache, dass ihre Schwester jedes Mal ein Foto von sich auf die Gesichter der Models geklebt hatte.
»Lily, hast du das alles allein gemacht? Das muss ja eine Heidenarbeit gewesen sein!«
»Ich wollte doch sehen, ob mir die Kleider stehen.« Lily beugte sich vor und blätterte ein paar Seiten weiter. Sie zeigte auf ein Kleid mit einem langen, schmalen Mieder und einem Rock, der mit üppigen Stoffrosen versehen war. Es hatte eine lange Schleppe, die ebenfalls mit Rosen benäht war – eine Mischung aus Flamenco- und Prinzessinnen-Kleid. »Das ist mein Favorit.«
Sarah schaute noch etwas genauer hin. »Ich schätze, es kostet ungefähr fünf Riesen. Hast du so viel?«
Lily schüttelte den Kopf. »Das ist typisch für dich, mir den Spaß zu verderben und nur vom Geld zu sprechen.«
»Aber darüber müssen wir sprechen, Lily. Weiß Dad es schon? Er freut sich bestimmt total für dich und wird dir sicher ein bisschen Geld dazutun.«
»Ich wollte, dass du die Erste bist. Außerdem möchte ich nicht, dass sie sich einmischt.« Lily verzog das Gesicht. Im Gegensatz zu Sarah war sie mit ihrer Stiefmutter von Anfang an nicht gut zurechtgekommen.
»Das wird sie bestimmt nicht tun. Kay hat sich doch noch nie in was eingemischt. Aber sie werden sicher nicht viel Geld
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