Sommerküsse voller Sehnsucht
über einer pinkfarbenen Jeans mit Glitzersteinen. Die blonden Haare hatte sie mit glitzernden Spangen hochgesteckt, um Hals und Handgelenke trug sie pinkfarbene Perlenketten. Sarah schüttelte den Kopf. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie zwei Schwestern sich so unähnlich sein konnten.
Lily hielt eine Plastiktüte auf dem Schoß. Als sie ihre Schwester erblickte, sprang sie aufgeregt auf. »Hey, Sarah! Warum hattest du dein Handy nicht an? Und wo warst du? Doch wohl hoffentlich nicht bei einem Mann.«
»Hallo!« Sarah nahm ihre Schwester liebevoll in die Arme. Wie zart sie ist, dachte sie und ignorierte ihre Fragen einfach. »Wie kommt es denn, dass du um diese Zeit schon wach bist? Das ist ja eine kleine Sensation!«
»Sarah, ich bin erwachsen! Komm, schließ auf, ich muss dringend aufs Klo.«
Sarah lachte. »Kneif die Beine zusammen, ich beeil mich ja schon. Hier, nimm den Wohnungsschlüssel. Ich muss noch schnell was aus dem Kofferraum holen.«
Sarahs Wohnung lag im ersten Stock einer ehemaligen Kapelle. Sie hatte alles, was sie brauchte: ein großes Zimmer, das Sarah als Arbeitszimmer benutzte, ein zweites kleineres Zimmer, in dem sie schlief, und ein Wohnzimmer mit einer kleinen Küchenzeile, in dem sie den Rest erledigte. Das Bad war klein, aber für eine einzelne Person vollkommen ausreichend. Sarah fühlte sich hier jedenfalls pudelwohl.
Als sie mit dem Ausräumen des Wagens fertig war, war Lily bereits aus dem Bad zurück und kramte in Sarahs Küchenschränken nach etwas Leckerem zum Frühstück.
»Meine Güte, Sarah, du hast ja nur gesundes Zeugs! Gibt es bei dir denn gar nichts Süßes?«
»Hier, probier das Müsli mal. Da sind getrocknete Beeren drin. Wenn es dir nicht süß genug ist, kannst du ja noch etwas Zucker nehmen. Tee oder Kaffee?«
»Tee, bitte.« Lily stellte den Milchkarton aus der Hand. »Oje, ich glaube, jetzt habe ich deine ganze Milch ausgetrunken.«
»Nicht schlimm. Ich trinke meinen Kaffee ohne Milch.«
»Du glaubst gar nicht, was ich für tolle Nachrichten habe!« Lily schob sich einen Löffel Müsli in den Mund. Dabei rann ihr ein Tropfen Milch übers Kinn. »Kannst du dich nicht endlich mal hinsetzen?«
Sarah spülte noch schnell die Thermoskanne aus, die sie, gefüllt mit einer Notfallration Pfefferminztee, zu jedem Einsatz mitnahm. Dann setzte sie sich zu ihrer Schwester an die Frühstücksbar. Lächelnd sah sie zu, wie Lily die restliche Milch aus ihrer Schüssel trank.
»Wenn es so wichtig ist, warum frühstückst du dann erst in aller Ruhe, anstatt es mir sofort zu erzählen?«
»Weil du erst sitzen solltest.« Lily tätschelte Sarah die Hand und sprang auf.
»Ich sitze«, antwortete Sarah. »Ganz im Gegensatz zu dir.«
Lily lachte. »Diese Hocker sind so unbequem.« Sie ging zu Sarahs Couch und ließ sich seufzend hineinfallen. »Oh, Sarah, ich kann es gar nicht glauben. Ich bin so happy!«
Sarah war an Lilys Gefühlsausbrüche gewöhnt. Langsam stand sie auf und ging zu ihr hinüber. »Schön. Darf ich fragen, warum?«
»Ich bin verlobt. Ich meine, wir sind verlobt. Dirk und ich.«
Sarah stellte ihre Kaffeetasse ab und fiel ihrer Schwester um den Hals. Diesmal mit echter Begeisterung. »Lily, das ist ja fantastisch! Ich freue mich so für dich!« Sie kannte Dirk noch nicht sehr gut, hatte aber den Eindruck, dass er genau der Richtige war, um ein wenig Ruhe in das Leben ihrer Schwester zu bringen.
»Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin«, wiederholte Lily strahlend.
Sarah lehnte sich zurück und dachte einen Moment nach. Sie wollte Lily wirklich nicht nerven und auf große Schwester machen, aber sie musste das jetzt einfach fragen. »Bist du dir dieses Mal denn auch ganz sicher? Schließlich hatten wir das alles schon mal.«
Lily nickte. »Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber dieses Mal ist es wirklich ganz anders. Dirk ist total nett und süß, ganz anders als Rex.« Sie sah ihre Schwester mit ernster Miene an. »Die Sache mit Rex war dumm und kindisch. Wir hätten damals nicht einfach wegrennen dürfen, und du hattest völlig recht, er ist ein Schwein. Aber ich weiß, dass es mit Dirk ganz anders ist. Ich spüre es.«
Sarah lächelte. Zuzusehen, wie ihrer Schwester das Herz gebrochen wurde, war fast schlimmer gewesen als ihr eigener Schmerz. Keine von ihnen hatte bisher viel Glück in der Liebe gehabt.
»Wirklich, Sarah, es ist nicht so wie früher«, beteuerte Lily noch einmal. »Wir brennen dieses Mal garantiert nicht durch.
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