Sommerküsse voller Sehnsucht
Moment hatte sie für den August noch nicht viele Termine, aber trotzdem … »Damit bleiben uns noch … Moment, wir haben jetzt Ende Juni … also eigentlich nur noch ein paar Wochen.«
»Ich weiß. Sarah, ich schwöre dir, Dirks Mutter muss etwas geahnt haben. Jedenfalls war sie am Telefon, noch ehe ich Pups sagen konnte.«
Sarah lächelte. Süß, wie Lily die Redensarten immer durcheinanderbrachte.
»Ich glaube, du meinst ›bevor ich Pieps sagen konnte‹?«
Lily zuckte mit den Schultern. Das war jetzt unwichtig.
»Auf jeden Fall werdet ihr ihnen die Wahrheit sagen müssen«, beharrte Sarah. »Sonst erzählen sie der Boulevardpresse irgendwann noch, dass in ihrer Familie ein Baby nach nur drei Monaten Schwangerschaft zur Welt gekommen ist.«
»Wir werden es ihnen ja sagen. Aber erst dann, wenn es zu spät ist, Theater zu machen. Ich glaube sowieso, sie hat einen Verdacht, kann aber die Wahrheit nicht ertragen. In erster Linie sorgt sie sich um das Gerede der Leute.«
Sarah war froh, dass ihr die Suche nach einer Kirche und einem Priester, der bereit war, mitten in der Hochzeits-Hochsaison eine geschiedene Frau zu trauen, erspart blieb. Sie sprach gleich noch ein heikles Thema an. »Ich weiß, dass du das jetzt nicht hören willst, aber bevor wir zu dieser Messe fahren, sollten wir über das Budget sprechen. Also, wie viel könnt ihr ausgeben?«
»Tja, genau das ist das Problem.«
Weil ihre Schwester danach gar nichts mehr sagte, stellte Sarah schließlich die entscheidende Frage. »Das heißt also, ihr habt gar kein Geld? Und trotzdem wollt ihr eine große Hochzeit mit allem Drum und Dran?«
»Sei nicht böse«, bat ihre Schwester. »Ich weiß, das klingt kitschig, aber ich würde gern in einem wunderschönen weißen Kleid zum Altar gehen.«
Sarah schüttelte den Kopf. Bei ihrer ersten Hochzeit war Lily mit ihrem vermeintlich Zukünftigen nach Gretna Green gefahren. Irgendwann später hatte sie ihr mal gestanden, dass es kein bisschen romantisch gewesen und die Ehe vom ersten Moment an schiefgelaufen sei. Sarah hatte ihre Meinung über Lilys ersten Ehemann immer für sich behalten und war heute froh darüber. Lily hatte ihre Lektion auf die harte Tour gelernt, und deshalb stand ihr jetzt eine richtige Hochzeit zu.
»Und es ist nicht nur das«, fuhr ihre Schwester nun zögernd fort.
»Was denn noch, Lily?« Sarah war auf das Schlimmste gefasst.
»Dirk hat von seinen Eltern vor einer Weile ein bisschen Geld bekommen. Sie glauben, dass er es noch hat und davon die Hochzeit bezahlen kann.«
»Nun, das lässt sich doch bestimmt klären. Er hat es sicher als Kaution für seine Wohnung benutzt oder so etwas.«
»Nein, hat er nicht. Er hat es benutzt, um alte Kreditkarten-Schulden zu bezahlen, die er als Student gemacht hatte. Jetzt ist er im Umgang mit Geld viel vernünftiger geworden. Aber er hat es seinen Eltern nie erzählt. Er hat ihnen gesagt, er hätte das Geld als Anzahlung für eine Eigentumswohnung zurückgelegt. Deshalb meinen sie, er hätte es noch.« Lily seufzte, und Sarah hatte schon wieder Mitleid mit ihr. »Als sie ihn kürzlich danach gefragt haben, war er zu feige, ihnen die Wahrheit zu sagen.« Lily seufzte wieder. »Und deshalb müssen wir nun ohne Geld eine große Hochzeit auf die Beine stellen, dabei sollten wir lieber für das Baby sparen.«
Sarahs Mitleid wuchs immer mehr. »Du Ärmste. Das ist ja schrecklich. Jetzt müsst ihr das Geld für eine Hochzeitstorte und Herzchen-Konfetti ausgeben statt für eine Wiege und einen Kinderwagen.«
»Herzchen-Konfetti? Was meinst du damit?«
»War nur ein Scherz. Das ist irrsinnig teuer und meiner Meinung nach völlig albern. Genau so albern wie das Bedrucken von unechten Rosenblättern mit einem Foto des Hochzeitspaars.«
Lily wurde hellhörig. »Ist so was wirklich möglich?«
»Alles ist möglich, solange du bereit bist, dafür zu zahlen. Aber das bist du nicht. Eure Gäste können ihr eigenes, biologisch abbaubares Konfetti mitbringen«, sagte sie knapp und hoffte, das Thema sei damit beendet.
»Ja«, antwortete Lily schwach. »Was ist mit dem Kleid? Ich weiß, wir sollten sparen, aber ich möchte doch, dass die Hochzeit besonders wird.«
»Das weiß ich, Lily. Und das wird sie auch. Aber hör zu, der Durchschnittspreis eines Hochzeitskleids liegt bei unter tausend Pfund. Die Kleider, die du in dein Buch geklebt hast, kosten aber mindestens fünf Riesen.« Sarah sah, wie Lily schluckte. Wahrscheinlich würde sie gleich in Tränen
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