Sommerküsse voller Sehnsucht
erübrigen können, nicht mit den Jungs.«
Lily seufzte.
»Man kann ganz leicht ein Vermögen loswerden«, meinte Sarah. »Komm, ich zeig dir ein paar Fotos von Hochzeiten, die ich organisiert habe, damit du eine Vorstellung davon bekommst, was was kostet.«
Sarah ging in ihr Arbeitszimmer, um das Fotoalbum zu holen. Es enthielt Aufnahmen von Torten, Limousinen, Tischschmuck und so weiter. Sie legte es Lily auf den Schoß und setzte noch einmal Wasser auf.
Lily begann zu blättern. »Das Kleid ist ja cool! Und was für niedliche kleine Brautjungfern! Wenn Kay doch statt Jungs kleine Mädchen hätte! Dann würde ich sie auch Blumen streuen lassen.« Sie stockte. »Wer ist das? Das ist ja ein schnuckeliger Typ.«
Sarah trat hinter sie, um zu sehen, wen sie meinte. »Ach der. Das ist Hugo«, antwortete sie so gleichgültig wie möglich. »Er ist Fotograf. Er war gerade selbst mit Fotografieren beschäftigt, deshalb konnte ich ihn nicht bitten, zur Seite zu gehen.«
»Er ist göttlich!« Lily betrachtete das Foto ausgiebig. »Ich finde, er sieht Bruce ziemlich ähnlich.«
Schon dieser Name versetzte Sarah einen Stich. »Tatsächlich?« Sie setzte sich zu ihrer Schwester auf die Couch und schaute sich das Foto selbst noch mal an. »Hm, verstehe, was du meinst.« Hugo hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit Bruce: das gleiche charmante Lächeln und das jungenhafte offene Gesicht. Ob das der Grund war, weshalb sie sich instinktiv immer von ihm ferngehalten hatte? Weil er entfernt so aussah wie der Typ, der ihr vor vielen Jahren das Herz gebrochen hatte? Ein Grund mehr also, die Beziehung zu ihm ab sofort strikt aufs Berufliche zu beschränken.
»Okay, Lily.« Sie überlegte, wie sie das Thema wechseln konnte, ohne dass ihre Schwester merkte, wie sehr es ihr zusetzte. »Zeig mir mal deinen Ring.«
Es war nur ein Vorwand, aber ein guter, fand Sarah. An Lilys Verlobungsring konnte sie erkennen, wie hoch das Budget für die Hochzeit war. Wenn Dirk es sich leisten konnte, Lily einen Ring mit einem dicken Stein zu schenken, dann konnte er vielleicht auch eine Traumhochzeit bezahlen.
»Ach, ist der schön!«, rief sie begeistert. Es war wirklich ein hübscher Ring. Ein goldener Reif mit einem kleinen Rubin, der wie eine Blüte eingefasst war. Leider sah er nicht so sehr nach dem kleinen Vermögen aus, das Lily gern für ihre Hochzeit ausgegeben hätte. »Er steht dir gut«, fuhr sie fort. »Du hast so schöne schmale Finger.«
»Er ist super, nicht? Dirk hat ihn einfach aus der Tasche gezogen, als wir irgendwann morgens einen Cappuccino trinken gegangen sind. Er passt perfekt.« Lily schaute eine Zeit lang selbstverliebt auf ihre Hand. »Er hatte unauffällig einen meiner Ringe mitgenommen und so lange gesucht, bis er einen in der richtigen Größe hatte.«
»Das ist wirklich romantisch«, bestätigte Sarah. Es beeindruckte sie, dass Dirk, den sie bisher für eher langweilig gehalten hatte, so viel Fantasie besaß.
Lily klappte ihr Buch zu, verstaute es wieder in der Plastiktüte und sagte: »Komm, lass uns auf diese Messe fahren. Du hast doch nichts dagegen, wenn wir das Auto nehmen, oder? Wir müssen nach Swansea.«
Sarah war entsetzt. »Aber das ist ja richtig weit! Swansea liegt auf der anderen Seite der Severn Bridge.«
Lily nickte. »Und genau deshalb sollten wir einen Gang zulegen.«
»Das hätte ich natürlich zusammen mit Mum gemacht, wenn sie noch leben würde«, meinte Lily und lackierte sich mitten auf der Autobahn die Nägel.
Sarah war nicht entgangen, wie brüchig die Stimme ihrer Schwester klang. Sie hatte plötzlich Mitleid. Ihre Mutter war jetzt schon über zehn Jahre tot, und sie beide vermissten sie immer noch. Natürlich wünschte sich jedes Mädchen, seine Hochzeit gemeinsam mit seiner Mutter zu planen. Dabei hätte ihre Mutter Lily garantiert viel lieber auf eine Landwirtschafts- als auf eine Hochzeitsausstellung begleitet.
»Ja, sicher«, antwortete Sarah. »Obwohl sie solche Mädchenthemen gar nicht so sehr interessiert haben, oder? Sie war mehr der praktische Naturtyp.«
Lily kicherte. Ein gutes Zeichen, fand Sarah.
»Wahrscheinlich hast du recht. Erinnerst du dich noch daran, als wir mal zusammen zelten waren? Sie war die Einzige, der das Spaß gemacht hat.«
Sarah lachte jetzt auch. »Ich weiß nur noch, dass die Familie, deren Zelt genau gegenüberstand, zwei Jungs hatte, die sich beide Hals über Kopf in dich verliebt haben.«
»Stimmt.« Lily war sich ihrer Ausstrahlung immer bewusst
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